18 Rollstuhlfahrer testen Sportangebote im, auf und unter Wasser

Duisburg, 28.07.2012 – aus der Idee, die vielseitigen Wassersportmöglichkeiten, die auch Rollstuhlfahrer ohne große Probleme ausüben können, kompakt in zwei Tagen vorzustellen, fand nach intensiver Planung und Vorbereitung am vergangenen Wochenende der erste interdisziplinäre Wassersportkurs für Rollifahrer im Sportpark Duisburg-Wedau statt – mit großem Erfolg und durchgehend zufriedenen Gesichtern am Abreisetag!

In gemeinschaftlicher Organisation hatten der Deutsche Rollstuhl-Sportverband (DRS) und die International Disabled Divers Association (IDDA) 18 Teilnehmer zwischen 13-44 Jahren aus ganz Deutschland eingeladen, um auch den weniger bekannten Rollstuhlsportarten Tauchen, Wasserski, Segeln, Kanu und Kitesurfen eine Plattform zu bieten und zu zeigen, was „sitzend“ so alles machbar ist – denn das ist weit mehr, als sich die meisten vor dem Wochenende vorstellen konnten.

Nach der Anreise am Freitag zur Sportschule Wedau, welche mit 27 rollstuhlgerechten Zimmern die idealen Rahmenbedingungen für unser „Actionwochenende“ bot, wurde in der Inforunde nach dem gemeinsamen Abendessen schnell klar, dass uns allen ein lustiger, nasser und ereignisreicher Tag bevorstand – die Stimmung unter den Teilnehmern war von Anfang an herzlich und freundschaftlich – Familien, Paare, Freunde und Helfer waren ebenfalls mit von der Partie. Während der „Sitzanprobe“ für den bevorstehenden Wasserskikurs wurden zur großen Freude aller (natürlich blaue) Gruppen-T-Shirts verteilt, so dass wir alle (auch nach außen) als großes Team zu erkennen waren. Auch die Unterstützer der Firma Hollister, der Volksbank Rhein-Ruhr sowie der „Duisburg Sailing Experience“ (die Jugendabteilung des Yachtclubs Duisburg) waren nicht nur fördernd, sondern auch personell zahlreich und hoch motiviert bei der Kennenlernrunde dabei, ebenfalls gespannt auf die neuen Erfahrungen und Eindrücke, die uns am Folgetag erwarten würden. Nachdem sich die jüngeren Teilnehmer gen Abend ins Bett verabschiedet hatten, blieb auch noch Zeit für ein gemütliches Zusammensein in der angeschlossenen Sportler-Gaststätte. Trotzdem waren alle zeitig im Bett – wir hatten ja einiges vor am Samstag!

Nachdem wir uns morgens mit Frühstück gestärkt haben, ging es um 9 Uhr in zuvor aufgeteilten Kleingruppen zu den Sportstätten: die ersten Stationen des Tages waren Tauchen mit dem IDDA-Team im Hallenbad Toeppersee, die zweite Gruppe konnte sich gleich auf den Weg zum (der Sportschule angrenzenden) Strandbad Wedau aufmachen, wo uns fünf Stunden lang eine komplette Wasserski-Anlage zur Verfügung stand. Vor der Praxis kommt immer erst die Theorie, so bekamen alle Teilnehmer beider Sportangebote nach der Ausgabe und Anprobe der passenden Neoprenanzüge eine Einführung in die Feinheiten des Tauchens bzw. Wasserski-Fahrens.

Gerda Pamler als erfahrene Wassersportlerin und DRS-AG-Leiterin „Wasserski“ sowie die speziell ausgebildeten Tauchlehrer der IDDA, die ebenfalls als AG des DRS fungieren, nahmen allen Teilnehmern und Eltern schnell jegliche Bedenken, dass etwas passieren könnte – für die Sicherheit an allen Sportstationen war durch die Unterstützung von Feuerwehr, der DLRG Duisburg sowie vielen ehrenamtlichen Helfern stets gesorgt.

 Kurz danach hieß es dann tatsächlich „Let’s get wet!“: während die ersten auf Tauchstation gingen, dabei ein komplett neues Bewegungsgefühl erlebten und das „Fliegen unter Wasser“ übten, drehten die Wasserskifahrer auf dem Margaretensee bereits ihre ersten Runden, und das mit überwältigendem Erfolg: so gut wie allen Teilnehmern gelang nach ein paar Versuchen der Start von der Rampe mit dem speziell für Rollstuhlfahrer konstruierten „Monoski“, so dass selbst die Betreiber der Wasserskianlage staunten. Die grinsenden Gesichter und Jubelschreie waren nicht nur bei den Teilnehmern zu beobachten, das gesamte Team war fasziniert und begeistert von den Möglichkeiten, die sich hier bereits am Vormittag angesichts der Euphorie und Fitness der hoch motivierten Teilnehmer aufzeigten. Gegen Mittag wechselten die Gruppen – dank der freundlichen Bereitstellung eines Shuttle-Dienstes durch die BGU Duisburg war gewährleistet, dass alle ohne großen Zeitverlust schnell „von A nach B“ kamen. Mit Lunchpaketen für unterwegs war auch dafür gesorgt, dass niemanden zu schnell die Kräfte verließen.

Mit „fließenden Übergängen“ ging’s ab 14 Uhr weiter: gesegelt wurde auf dem Masurensee unter fachkundiger Anleitung von DRS-AG-Leiter Wilfried Klein, der mit zwei rolligerechten Booten angereist war und damit auch bei den erfahrenen Seglern der Gastgeber des Yachtclubs Duisburg großes Interesse weckte. Da sich starke Winde an diesem Tag (ebenso wie schlechtes Wetter) in Grenzen hielten, konnten die Teilnehmer am Nachmittag unter der Anweisung vieler hilfsbereiter Jugendlicher der „Duisburg Sailing Experience“ ihre Runden auf dem idyllischen See drehen, was angesichts des kräftezehrenden Vormittags sicherlich keinen schlechten Kontrast bot. Parallel dazu glitten Heiner Schlich (Deutscher Kanuverband) und Edgar Begier (Kanusportabteilung des BSNW) mit Kanus und Kanadiern über den Bertasee neben der Wasserski-Anlage und hatten im Boot auch noch Platz für spontane Gäste im Rollstuhl, die das rege Treiben am Bootssteg eine Weile neugierig beobachtet hatten. Angesichts des fehlenden Windes kam Rollstuhllkiter Patrik Fogarasi leider nicht dazu, „seine“ Sportart ausgiebig zu präsentieren, aber auch mitgebrachtes Bildmaterial machte klar, das „Kiten“ auch im Rolli klappt.

In buntem Rahmen fand abschließend am Yachtclub mit einem sehr gemütlichen und fröhlichen Abschlussgrillfest bei Sonnenuntergangsstimmung ein langer Tag sein Ende, in dessen Zuge sich alle Teilnehmer und Mitstreiter einig waren, dass dies nicht die letzte Veranstaltung seiner Art bleiben soll.

Wir haben uns sehr über den regen Zuspruch, das große öffentliche Interesse und die vielen Helfer und Unterstützer gefreut und möchten allen „Danke“ sagen, die dieses Wochenende so wunderbar und unvergesslich gemacht haben, allen voran natürlich den Teilnehmern, die sich mutig auf diese unbekannten Sportarten „eingelassen“ haben – ihr ward klasse! Mit etwas Glück sehen wir uns 2013 wieder, wenn es heißt „Let’s get wet – wir wollen Meer!“.

Malte Wittmershaus (DRS)/Dirk Wondrak (IDDA)

Ein TV-Team des WDR hat für die Sendung „Lokalzeit“ die Rollstuhlsportler*innen am gesamten Wochenende im, auf und unter Wasser begleitet: