Unterwegs mit dem Handbike im Ruhrgebiet – ein Erfahrungsbericht von DRS-Referent Patrick Moser

Wie so vieles im den letzten Jahr beginnt natürlich auch dieser Erfahrungsbericht – richtig – mit Corona.  Als im ersten Lockdown die Sporthallen und das Fitnessstudio meines Sportvereins TV Ratingen 1865 e.V, in dem ich mich normalerweise mehrmals die Woche fit halte, eine längere Zwangspause einlegten, merkte ich, wie ich körperlich zunehmend abbaute. Bewegen wurde auf Dauer immer mehr zu einer körperlichen und auch psychischen Belastung. Der Sport, der mir sonst als Ausgleich zum Büroalltag dient und mich körperlich fit und gesund hält und so meinen Alltag als Spastiker deutlich erleichtert, fiel Mitte März 2020 plötzlich komplett weg. In der Folge wurden für mich Routinetätigkeiten, die ich sonst problemlos erledigte wie Bewegungen innerhalb der Wohnung, der Weg zum Auto oder der Wocheneinkauf zunehmend zu einer Herausforderung.

Ja, hierfür mag es verschiedene Formen von Hilfe und Unterstützung geben, dem bin ich mir durchaus bewusst. Jedoch wurmte es mich, bedingt durch die Pandemie nicht nur den Sport wie gewohnt ausführen zu können, sondern auch im Alltag spürbare Gesundheitseinbußen zu haben. Das konnten auch die unzähligen Onlinekurse meines Sportvereins nur bedingt auffangen. Mir fehlte es, körperlich an meine Grenzen zu gehen.

Als dann im Mai die Studios und der Sportbetrieb wieder öffneten, freute ich mich endlich wieder Sport machen zu können und an meine Grenzen zu kommen. Gleichzeitig war es schön, Bekannte und Freunde im Sportverein wieder zu sehen. Außerdem merkte ich, auch wenn es ein paar Wochen dauerte, wie ich auch körperlich wieder fitter für den Alltag wurde.

Dann im November die Hiobsbotschaft: Wegen steigender Inzidenz ist wieder alles zu. Schnell war klar, dass ich auf dieselben gesundheitlichen und sportlichen Folgen wie beim ersten Mal keine Lust mehr hatte! Ich überlegte und erinnerte mich an ein Gespräch mit Klaus Herzog (stellvertretende Fachbereichsleitung der DRS-RolliKids) aus dem Frühjahr, in dem er erwähnte, der Fachbereich habe ein Handbike, welches ich durchaus mal testen könne. Ich zögerte nicht lange und vereinbarte mit Klaus einen Termin, um es mir auszuleihen.

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Am zweiten Weihnachtsfeiertag holte ich das Handbike, ein Adaptivbike mit Pedelec-System, einem geräuschlosem Nabenmotor für City- und Trekking-Einsatz, in Regensburg ab. Nach einer kurzen Einweisung durfte ich es mitnehmen, um mir ein ausführliches Bild machen zu können.

Zwischen dem 26. Dezember 2020 und dem 28. Februar 2021 fuhr ich rund 500 km quer durch meine Heimat im Raum in und um Duisburg. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich über weite Strecken begeistert bin. Das NJ1 e-assistant (im Folgenden NJ1) vom DRS-Partner PROACTIV fährt dank dem montierten 24 Zoll Rad sehr leicht und macht auch vor unebenem Gelände nicht halt. Die Bauweise ist stabil und die einzelnen Komponenten sind gut verarbeitet. Dank des angebrachten Ständers kann das Adaptivebike einfach im Auto verstaut werden oder man lässt es irgendwo stehen und fährt ohne das Adaptivebike, nur mit dem Rollstuhl weiter. Der Alber Motor (neodrives) unterstützt bis 25 km/h und sorgt auch bei Steigungen für entsprechend leichtes Vorankommen. Man kann über ein am Kurbelelement montiertes Bedienelement zwischen verschiedenen Unterstützungsstufen und Fahrprofilen wählen. Damit ist eine feine Abstimmung der Motorunterstützung auf die eigene Kraft perfekt möglich. Je nach Grad der Unterstützung werden bis zu 85 km Reichweite bei vollgeladenem Akku angezeigt. Auch wenn diese Zahl natürlich etwas schwankt, reicht der Akku auch auf höchster Unterstützungsstufe locker für eine entspannte Radtour mit Freunden oder der Familie, wie ich selbst mehrfach erfahren durfte.

Die ersten 150 km waren innerhalb einer Woche gemacht. Ich genoss die Geschwindigkeit und die Möglichkeit mein Aktivitätslevel individuell bestimmen zu können. In der Natur bot mir das Handbike den Ausgleich, den ich lange vermisst hatte. Ein einziges kleines Manko gibt es aber doch: Insbesondere als Spastiker ist der Anbau des Handbikes aufgrund vieler kleiner Einzelschritte, wobei kleine Teile durch noch kleinere Öffnungen geschoben werden müssen, etwas herausfordernd. Hier hoffe ich für die Zukunft auf etwas weniger filigrane Systeme. Aber diese verhältnismäßig kleine Hürde verhinderte den Fahrspaß und die Lebensqualität, die mir das NJ1 in den vergangenen zwei Monaten geschenkt hatte, in keiner Weise. Auch gesundheitlich geht es mir heute deutlich besser als noch im ersten Lockdown. Hier hat das regelmäßige Handbiken mit Sicherheit einen großen Anteil daran.

Ein Dank sei an dieser Stelle an den Hersteller PROACTIV und die RolliKids vom DRS gerichtet: Dafür, dass ihr mir im Rahmen der Corona-Einschränkungen eine Möglichkeit zum intensiven Sporttreiben gegeben habt!

An alle Leserinnern und Leser möchte ich folgenden Rat mitgeben: Ihr sucht nach einer sportlichen Betätigung? Ihr wollt eine kraftsparende Unterstützung im Alltag, mit der ihr dennoch flott unterwegs sein könnt? Dann probiert in jedem Fall mal das Handbiken aus! – Mit den Adaptivbikes von PROACTIV verwandelt sich Euer Aktivrollstuhl in ein vollwertiges Handbike; mich hat es auf ganzer Linie überzeugt!

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Text: © Patrick Moser   —   Fotos: © DRS / Privat