Rollstuhlcurling: Bei der B-WM in Finnland verliert die deutsche Mannschaft nach dem Halbfinale auch das Spiel um Platz drei knapp und ist dadurch doppelt niedergeschlagen
„Sport kann manchmal grausam sein“, seufzte Deutschlands Rollstuhlcurling-Cheftrainer Helmar Erlewein. Bis zum entscheidenden Tag war seine Mannschaft bei der B-WM im finnischen Lohja erfolgreich unterwegs, erreichte nach der Gruppenphase das Halbfinale und hatte dadurch zwei Chancen auf einen der drei Aufstiegsplätze. Neben der Rückkehr in die A-Gruppe hätten die deutschen Rollstuhlcurler damit auch gute Aussichten auf eine Qualifikation für die Paralympics in Peking 2022 gehabt. Doch nach zwei knappen Niederlagen stand unterm Strich: Aufstieg verpasst, Paralympics-Traum geplatzt.
„Natürlich sind wir erstmal enttäuscht und die Stimmung ist im Keller. Letztlich waren es knappe Spiele, doch wir haben zu viele kleine Fehler gemacht, die den Ausschlag gegeben haben“, bilanziert Erlewein. In der Gruppenphase war die deutsche Mannschaft gut unterwegs: Sechs Siege und drei Niederlagen gegen die späteren Aufsteiger USA, Schweiz und Italien bedeuteten den erhofften vierten Platz und damit die Qualifikation für das Halbfinale. Gegner dort waren die ungeschlagenen Schweizer. Nach ausgeglichenem Beginn führte Deutschland zur Hälfte nach vier Durchgängen sogar mit 2:1 und hielt das Spiel auch im fünften End offen, ehe die Schweizer die Partie letztlich deutlich mit 8:2 für sich entschieden. Spannend war auch das Duell gegen Italien. Die Ausgangslage im kleinen Finale war klar: Nur der Sieger steigt auf und darf noch von den Paralympics träumen. Italien erwischte den besseren Start, Deutschland drehte das Spiel auf 4:3 – und verlor mit 4:8. Jubel auf der einen Seite, große Enttäuschung auf der anderen.
So standen die deutschen Rollstuhlcurler nach elf Spielen in nur sechs Tagen am Ende mit leeren Händen da. „Wir haben viele Erkenntnisse gesammelt, woran wir künftig arbeiten müssen. In den entscheidenden Phasen hat sich auch die fehlende Spielpraxis stark bemerkbar gemacht. Unsere Vorbereitung war gezeichnet von der Corona-Pandemie und alles andere als optimal. Durch geschlossene Hotels hatten wir lange Zeit keine und insgesamt deutlich weniger Lehrgänge, so dass wir nicht so intensiv auf das Turnier hinarbeiten konnten, wie wir das sonst gemacht hätten“, erklärt Erlewein. Vor Ort erlebte die Mannschaft gute Bedingungen und eine reibungslose Organisation, musste allerdings zunächst für 72 Stunden in Quarantäne auf dem Hotelzimmer. „Danach folgte dann ein straffes Programm mit vielen Spielen in wenigen Tagen. Das war sehr anstrengend, körperlich wie mental“, sagt Erlewein.
Für den nächsten Angriff auf den Aufstieg muss die deutsche Rollstuhlcurling-Nationalmannschaft nun bis in den Herbst 2022 warten. Die Paralympics in Peking gibt’s nur am Bildschirm. „Wir haben die Köpfe kurz hängen lassen, doch jetzt gucken wir schnell wieder nach vorne“, sagt Helmar Erlewein kämpferisch. Das große Ziel heißt nun: Mailand 2026.
Das deutsche Aufgebot für die B-WM:
Christiane Putzich (45, Curling Club Füssen & RSC Frankfurt, Hofgeismar), Burkhard Möller (53, Curling Club Schwenningen, Mannheim), Wolf Meißner (51, Curling Club Füssen & RSC Frankfurt, Offenbach), Melanie Spielmann (33, Eintracht Frankfurt & RSC Frankfurt, Wertheim am Main), Christoph Gemmer (50, Eintracht Frankfurt & RSC Frankfurt, Wiesbaden).
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