Erster Parakanute im IPC-Team

Heute verkündete das Internationale Paralympische Komitee (IPC), dass der Parakanute Anas Al Khalifa vom SV Halle Mitglied des „Refugee Paralympic Teams“ in Tokio sein wird. Hier geht es zur offiziellen Mitteilung des IPC: Paralympic.org/refugee-paralympic-team-tokyo-2020

Der Vorsitzende des Parakanu Boards des Internationalen Kanuverbands (ICF), John Edwards kommentiert: „I am delighted to see that IPC added Anas Al Khalifa to the Tokyo Paralympic Refugee Team. This is a first for Paracanoe. Thanks to his coach and club for the faith in him. – Ich bin erfreut, dass das IPC Anas Al Khalifa in das paralympische Team für Tokio berufen hat. Er ist der erste Parakanute. Danke, dass seine Trainerin und sein Club an ihn geglaubt haben.“

Der Deutsche Kanuverband (DKV) hat alle Vorbereitungsmaßnahmen und Wettkämpfe von Anas unterstützt und damit seinen Traum Wirklichkeit werden kann. Lesen Sie folgend den ausführlichen Beitrag des DKV zur paralympischen Startberechtigung von Anas Al-Khalifa:

Christel Schlisio/DKV

 

IPC gibt grünes Licht für syrischen Parakanuten

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat heute sechs Athleteninnen und Athleten bestätigt, die im Refugee Paralympic Team (RPT) bei den Paralympischen Spielen in Tokio 2020 starten werden. Darunter ist auch der syrische Flüchtling Anas Al Khalifa, der seit vier Jahren in Deutschland lebt und auch seit diesem Jahr im deutschen Parakanu-Team mittrainiert.

„Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat“, meinte Al Khalifa im Interview. „Das ist wirklich unglaublich. Auch weil ich den letzten Monaten wegen einer Schulterluxation nicht richtig trainieren konnte. Die letzten Wochen waren nicht einfach, aber ich habe eine große Unterstützung von meiner Heimtrainerin, von meinem Verein und seitens des Verbandes bekommen.“

Dies unterstrich auch der DKV-Präsident Thomas Konietzko: „Die Aufnahme in das Refugee-Team der IPC freut mich wirklich sehr“, so Konietzko. „Wir haben Anas unsere Hilfe und Unterstützung sehr gerne angeboten und ihn in unser Team integriert, sodass er bei Trainingslehrgängen teilnehmen und auch zum Weltcup und den Europameisterschaften fahren konnte. Die Leistungen haben sich gut entwickelt. Deswegen beglückwünschen wir ihn, dass er jetzt nach Tokio fahren und seinen großen Traum erfüllen kann.“

Al Khalifa war vor vier Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen, arbeitete als Handwerker und montierte Solar-Auflagen. Dabei hatte er einen Arbeitsunfall als er von einer Leiter aus dem zweiten Stockwerk stürzte und sich dabei eine schwere Wirbelsäulenverletzung zuzog. Seitdem sitzt der 28-jährige Syrer im Rollstuhl.

„Eine Freundin von mir hatte Anas bereits im Krankenhaus im September 2019 angesprochen, ob er nicht Lust hätte Kanusport auszuprobieren“, erinnert sich seine heutige Heimtrainerin Ognayana Dusheva, die in Halle an der Saale mit Top-Kanutinnen und Kanuten wie Anja Adler trainiert. „Kurze Zeit später kam Anas zu uns in den Verein. Ich sah, dass er starke Arme und großes Interesse hatte, sodass wir den Versuch gewagt haben. Allerdings hat er zu Beginn nichtmal gewusst, was Paddeln ist. Daraufhin haben wir zunächst in der Gymnastikhalle und im Kraftraum trainiert. Im Februar 2020 habe ich ihn mit meiner Tochter das erste Mal in ein Kajak gesetzt. In unserem Swimming-Pool ist er zwar mehrfach umgefallen, aber er hatte keine Angst. Das waren gute Voraussetzungen. Später im April paddelte er das erste Mal auf einem Fluss. Dann kam zwar die Corona-Zeit und wir mussten online trainieren, aber Anas entwickelte sich stetig weiter.“

„Im Oktober 2020 habe ich Anas das erste Mal zu einem Lehrgang eingeladen“, führt Parakanu Bundestrainer Andre Brendel die Geschichte fort. „Er hat insgesamt schon eine super Entwicklung gemacht, die immer noch weiter geht. Inzwischen fährt er vollkommen sicher im Boot und kann sich voll auf das Techniktraining konzentrieren. Bis Tokio werden wir ihn auch weiterhin unterstützen.“

Zunächst lief es aber bei den nationalen Qualifikationen im April nicht optimal für Al Khalifa, da er nicht den Sprung ins deutsche Team schaffte. Auf Wunsch der Internationalen Kanu-Föderation (ICF) nahm das deutsche Parakanu Team ihn mit zum Weltcup nach Szeged. Dort verbesserte er seine Zeit und schaffte den internationalen Leistungsnachweis. Bei den Europameisterschaften gelang ihm eine weitere Verbesserung seiner Bestzeit um fünf Sekunden.

Entsprechend sind die Hoffnungen bei Anas Al Khalifa für Tokio groß: „Ich möchte mit einer gesunden Schulter ins Rennen gehen. Ich weiß, dass ich dann noch schneller als bei den Europameisterschaften fahren kann. Vielleicht ist dann ja sogar eine Medaille drin.“

Oliver Strubel/DKV

 

Erfahren sie mehr über das Refugee Paralympic Team und sehen Sie sich das RPT-Video an: Meet Anas Al Khalifa

 

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Auf dem Bild: Anas Al Khalifa bei den Europameisterschaften in Poznan 2021 – Foto: © Finn Eidam