Schott wird starke Vierte

Nach ihren beiden Bronzemedaillen, jeweils über die 200 Meter Lagen und die 100 Meter Brust, war Verena Schott bereits vor ihrem Start über die 50 Meter Schmetterling (S6) „schon sehr geschlaucht.“ Zwar habe sie sich nicht ganz so gut gefühlt, aber: „Ich bin erfreut über die schnelle Zeit“, sagte die 31 Jahre alte Schwimmerin vom BPRSV Cottbus. 38,16 Sekunden brauchte die Deutsche in einem äußerst schnellen Vorlauf: Die Chinesin Yuyan Jiang stellte in 34,56 Sekunden einen Weltrekord auf. „Auf jeden Fall wird es heute Abend ein noch schnelleres Rennen als eben“, sagte Schott, die als Sechste ins Finale einzog. Und damit sollte die routinierte Schwimmerin Recht behalten: Die erneut starke Chinesin Jiang schwamm vorweg und holte sich in 34,69 Sekunden Gold. Doch dahinter ging es weitaus enger zu: Zwischen Silber (Nicole Turner, USA) und dem vierten Platz lagen nur 73 Hundertstel. Nur 20 Hundertstel trennten Schott, die starke Vierte wurde, von ihrer dritten Bronzemedaille bei den Paralympics in Tokio. Platz drei ging an Elizabeth Marks aus Großbritannien in 36,83 Sekunden, die Deutsche schlug nach 37,03 Sekunden an und stellte einen deutschen Rekord auf. „Natürlich ist es schade, dass es am Ende so knapp war, aber ich hätte nichts besser machen können“, sagte Schott, der eine persönliche Bestleistung gelang. „Ich wäre mit meinen Zeiten, die ich vor der Europameisterschaft über die 50 Meter Schmetterling geschwommen bin nicht mal dort in ein Finale gekommen. Und jetzt bin ich Vierte bei den Paralympics“ , sagte Schott, die noch ein Rennen im Aquatics Centre von Tokio vor sich hat: Freitag, dem zehnten und letzten Wettkampftag der Schwimmerinnen und Schwimmer, stehen die 100 Meter Rücken an.

„Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit meiner Zeit, ich war nochmal gut eineinhalb Sekunden schneller als heute Morgen“, freute sich Taliso Engel nach seinem Finale über die 200 Meter Lagen (SM13). Bereits am Montagmorgen hatte er eine persönliche Bestleistung erschrocken und kam nach 2:15,66 Minuten ins Ziel. Seine 2:14,05 Minuten im Endlauf bedeuteten den sechsten Platz und einen deutschen Rekord: 2:14,05 Minuten schwamm der 19 Jahre alte Mittelfranke bei seinem letzen Rennen bevor es auf seiner Paradestrecke, den 100 Metern Brust, zur Sache geht: Am Mittwoch steigt der amtierende Welt- und Europameister dafür ins Becken. „Ich fühle mich auf jeden Fall gut – auch wenn Brust sich in den letzten Tagen beim Training oder bei den 200 Meter Lagen gerade nicht so toll angefühlt haben“, sagte Engel. Der wohl größte Konkurrent für den Schwimmer der SG Bayer dürfte am Mittwoch wohl der Belarusse Ihar Boki werden, ihn schlug Engel 2019 nach einem sensationellen Endspurt bei der Weltmeisterschaft 2019 in London. Boki gewann bislang bei all seinen Starts in Tokio eine Medaille – und zwar fünf Mal Gold, so auch über die 200 Meter Lagen. „Es ist schon krass, wie er immer schwimmt“, sagt Engel über den 27-Jährigen Belarussen. Am Mittwoch wird sich herausstellen, ob Bokis Gold-Serie reißt. Dass Taliso Engel ihn schlagen kann, hat er nicht nur bei der WM in London bewiesen, sondern erst im Mai bei der Europameisterschaft: Dort schwamm der Engel fast eine Sekunde schneller wie das „Biest“ – so der Spitzname des dominierenden Schwimmers aus Belarus.

„38? Oh Gott!“, zeigte sich Marlene Endrolath enttäuscht, als sie von ihrer Zeit über die 200 Meter Lagen (SM13) erfuhr. Dass die 20 Jahre alte Berlinerin soeben in ihr erstes Finale bei den Paralympics eingezogen war, konnte sie im ersten Moment nicht über die geschwommenen 2:38,22 Minuten hinwegtrösten. Doch als sich bei der ehrgeizigen Athletin vom Berliner Schwimmteam ein wenig später die kleine Enttäuschung gelegt hatte und die Bundestrainerin Ute Schinkitz sie in den Arm nahm, kam dann doch große Freude auf. „Jetzt ist der Knoten geplatzt, jetzt sind wir im Finale“, herzte Schinkitz Endrolath, die wie bei ihrem ersten Start am Mittwoch (100 Meter Schmetterling) wieder ein wenig mit ihrer Nervosität zu kämpfen hatte. Vor dem Endlauf hatte sie ihre Nerven aber besser unter Kontrolle: „Meine Aufregung hat sich jetzt im Rahmen gehalten.“ Und dies spiegelte sich direkt im Wasser wider: 2:36,55 Minuten benötigte Endrolath insgesamt über jeweils 50 Meter Schmetterling, Rücken, Brust und Freistil. „Ich bin auf jeden Fall zufrieden, dass ich mich noch ein Stückchen verbessert habe.“ Obwohl sie fast zwei Sekunden schneller als im Vorlauf schwamm, „wollte ich eigentlich noch einen Tick schneller schwimmen“, sagte Endrolath. Ihr erstes paralympisches Finale habe sich „sehr gut“ angefühlt und habe „richtig Spaß gemacht.“ Die nächste Final-Chance gibt es für die Berlinerin am Mittwoch über die 100 Meter Brust.

Malte Braunschweig, ebenfalls vom Berliner Schwimmteam, hatte am Montag seinen zweiten Start bei den Paralympics. In der stark besetzten Startklasse S9 wurde der 21 Jahre alte Schwimmer Zwölfter über 100 Meter Rücken. „Malte hat stark begonnen und alles versucht. Er konnte es hintenraus leider nicht mehr halten“, sagte Bundestrainerin Schinkitz. Braunschweig schlug letztendlich nach 1:08,24 Minuten im Ziel an und wurde Zwölfter.

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>>> zu den deutschen Athleten*innen: TeamDeutschland-Paralympics.de
>>> der DBS hat alle wichtigen Infos rund um die Spiele zusammengetragen: DBS-NPC.de/20-plus-1-fakten-zu-den-paralympics

https://drs.org/wp-content/uploads/2021/08/paralympics_banner_915_410-610x273.jpgTextquelle: Patrick Dirrigl / veröffentlicht auf DBS-NPC.de
Alle Fotos: © Florian Schwarzbach / DBS