Bürgerentscheid über neuen Offroad-Park in Kaltenkirchen am 17. Oktober
Weit mehr als hundert interessierte aus Politik, Presse und Verbänden waren am 18. August der Einladung des MSC Kaltenkirchen gefolgt und waren erstaunt, mit welchem Engagement der MSC sein neues Konzept für einen Mehrzweck-Offroadpark vorgestellt hat. Unter coronagerechten Bedingungen konnten sich die Gäste über die vielen Sparten des MSC informieren. Ausgestellte Exponate wie Rallyeautos, Oldtimer aber auch Enduro-Wettbewerbsmaschinen mit Elektroantrieb konnten besichtigt werden.
Im Mittelpunkt jedoch standen bei der Informationsveranstaltung, zu der Handbike-Profi und MSC-Inklusionsbeauftragter Torben Bröer geladen hatte, die vielen Fahrzeuge, die Menschen mit Behinderungen nutzen können, um Offroadsport gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung ausüben zu können. Denn das ist das anvisierte Ziel des MSC: Menschen im Rahmen der gemeinsamen Sportausübung eine tolle Gemeinschaft zu bieten und durch gegenseitiges Lernen voneinander Verständnis und Toleranz im Alltag zu fördern.
Neben der Nutzung für Motorsport, den auch Menschen mit Behinderung z.B. mit modifizierten Quads ausüben, soll ein weiterer Nutzungspfeiler auch der Bikesport werden. Der MSC erklärte, zwei Bikestrecken auf dem Gelände zu errichten, sodass die Jugend mit ihren BMX- und Mountainbikerädern unter Anleitung erfahrener Offroadsportler ihren Sport ausüben können. Diese Fahrrad-Offroadstrecken sollen dann auch Handbiker*innen dazu dienen, sich sportlich zu betätigen.
Mobilität und Sport zentraler Bestandteil der Prävention und Rehabilitation
Auch der Deutsche Rollstuhl-Sportverband unterstützt das Inklusionsprojekt des MSC Kaltenkirchen – seit vielen Jahren besteht ein enger Austausch mit dem Handbikesportler, der den DRS in zahlreichen Projekten mit seinen Erfahrungen als Referent unterstützt. Es war Torben Bröer, der im Rahmen seiner Rehabilitation im BG Klinikum Hamburg nach seinem Unfall den allerersten „Starter-Kit“-Rucksack für Frischverletzte als Startschuss für das erfolgreiche DRS-Projekt „richtig mobil“ entgegen nahm und somit eine neue Form des Betreuungskonzepts an bundesweiten Unfallkrankenhäusern für Menschen mit Querschnittlähmungen etablierte. Bis heute wird die Idee hinter dem Klinikabgänger-Projekt – „vom Klinikbett zum Sportverein“ – von Querschnittzentren, Unfallkassen und Berufsgenossenschaften und dem DRS fortgeführt: schon in der Rehabilitation erleben Frischverletzte durch unmittelbaren Kontakt mit Sportler*innen, dass Mobilität und Sport als zentraler Bestandteil der Prävention und Rehabilitation einen elementaren Baustein für den der Weg in ein selbstbestimmtes, erfolgreiches Leben mit Querschnittlähmung darstellen. Niemand weiß das besser als Torben Bröer, der als Radsportler bereits drei Jahre nach seinem Badeunfall bei den Paralympics 2008 in Peking nur knapp an einer Bronzemedaille vorbei radelte.
„Leider verspüren wir viel Gegenwind“
Im Rahmen eines Bürgerentscheids wird nun am 17. Oktober in Kaltenkirchen abgestimmt, ob das Konzept eines inklusiven Mehrzweck-Offroadparks realisiert werden kann. „Kaltenkirchen hat die einmalige Chance in Zusammenarbeit mit dem MSC ein Gelände zu schaffen, dass bislang einmalig ist in Deutschland“ so Torben Bröer. „Leider verspüren wir auch viel Gegenwind. Es gibt viele Vorbehalte, wenn die Menschen die Worte „Offroadpark“ und „Motorsport“ hören. Bedenken zum Thema Lärmbelästigung und Umweltschutz wollen wir mit dieser Infoveranstaltung zerstreuen und aufzeigen, dass wir diese Aspekte natürlich im Vorfeld ausgiebig beleuchtet und geprüft haben.“
Die Auswirkungen des Geländes auf Umwelt und Natur wurden in dem vor Ort präsentierten Konzept ausführlich dargestellt. Der Deutsche Motorsportverband hat dem MSC für dieses Konzept bereits nach Fertigstellung des Geländes den DMSB-Umweltpreis in Aussicht gestellt.
Das erweiterte Nutzungskonzept sieht außerdem vor, das Gelände auch als außerschulischen Lernort mit einem Naturlehrpfad, mehreren Fledermausbeobachtungstürmen sowie einem Barfußpark zu gestalten. Interessierten und Schulklassen aus Kaltenkirchen und Umgebung die Möglichkeit bieten, Natur zu erleben.
Abgerundet wurde die Info-Veranstaltung durch die Präsentation der neuen Inklusionswebsite www.inklusion-kaltenkirchen.de Der MSC hat diese Seite ins Leben gerufen, um ein Netzwerk auch für weitere Projekte zu schaffen. „Inklusion wollen wir nicht als Hebel zur Realisierung des Projekts nutzen“, fasst Torben Bröer zusammen, „ soziale Teilhabe und inklusiver Sport sollten eine Selbstverständlichkeit sein!“
Weitere Infos und alle Konzepte zum geplanten Offroad-Park finden Sie auf der Webseite des MSC Kaltenkirchen.
Text: Malte Wittmershaus
Foto: Torben Bröer (privat)