Premierenerfolg im E-Rolli-Fußball für deutsches Team

Großartiger Erfolg bei erster Teilnahme eines deutschen Teams: Vom 22. bis 26. August 2022 fand in der Schweiz der EPFA Cup 2022 statt. Sieben Nationen mit rund 60 Sportlern trafen sich in Genf, um sich für den EPFA Nations Cup 2024, die Europameisterschaft im Powerchair Football, zu qualifizieren. Und Deutschland schaffte das Unmögliche: Mit Rang drei zogen sie eines von drei EM-Tickets.

Unser Ziel war hoch gesteckt, denn Deutschland hatte bisher noch nie mit einer Auswahl an einem internationalen Turnier dieser Größenordnung teilgenommen. Ludwig Leinweber, Danil Olekh, Efekan Onanmis, Felicitas Fischer, Marco Rollmann, Johannes Koch, Acacio Cossa und ich, Romy Pötschke, wurden im Mai 2022 in die Delegation berufen, um erstmalig Deutschland auf internationaler Ebene zu vertreten. Leider musste Acacio Cossa aus gesundheitlichen Gründen seine Teilnahme kurzfristig absagen. Er war aber im „Backoffice“ online eine große Unterstützung und stand uns Spieler*innen sowie unseren Trainern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Nachdem alle Spieler*innen am ersten Tag klassifiziert worden waren und an einer Aufklärungs- und Informationsveranstaltung zum Thema Antidoping im Powerchair Football teilgenommen hatten, war noch etwas Zeit für eine kleine Trainingseinheit. Wir deutschen Spieler*innen, die PCF Eagle Selection, kamen aus dem ganzen Bundesgebiet und hatten aufgrund der kurzen Vorbereitungsphase nur wenig gemeinsame Trainingszeit absolvieren können. Online traf sich unser Team seit Mai wöchentlich. Wir analysierten Spiele potenzieller Gegner und entwickelten eigene Spielstrategien, die nun in Genf auf den Prüfstand kommen sollten.

Der erste Gegner während der Gruppenspiele war Belgien. Uns war bereits im Vorfeld bekannt, dass Belgien ein starker Kontrahent sein würde, der nur schwer zu besiegen sein würde. Dennoch zeigte unser noch sehr junges Team eine starke Performance. Mit einer Niederlage von 1:4, die die Belgier hart erkämpfen mussten, starteten wir, unter der Leitung von Nuri Onanmis und Kay Rollmann, später gegen Italien durch und gewannen 3:0. Für den ersten Tag kein schlechtes Ergebnis!

Auf das deutschsprachige Match gegen Österreich freuten wir uns alle sehr, trafen wir doch alte Bekannte wieder. Österreich hatte sich klar eine Teilnahme an der Europameisterschaft zum Ziel gesetzt, am ersten Spieltag aber alle Spiele verloren. Ein Sieg gegen Deutschland war also ein absolutes Muss, diese Hoffnung machten wir aber zunichte. Das Spiel konnte lediglich mit einem Gleichstand von 2:2 beendet werden. Ein Grund zur Freude für uns. Gegen Schottland fing es gut an. Das erste Tor konnte Marco Rollmann für Deutschland schießen. Die drei weiteren Tore gingen allerdings nach Schottland. Die jahrelange Erfahrung und Spielpraxis war deutlich spürbar. Im letzten Spiel am 2. Spieltag gegen Spanien, mussten wir noch einmal alles geben und das taten wir auch. Das Match gegen Spanien konnte mit 2:1 gewonnen werden. Was für ein Tag!

Das Spiel gegen die Schweiz gab uns Gelgenheit auch den jüngsten und noch weniger erfahrenen Spielern Spielzeit einzuräumen, denn zu diesem Zeitpunkt des Turniers hatte sich schon herauskristallisiert, dass die Schweiz kein sehr starker Gegner sein würde. Mit einem 3:0 konnte der Sieg eindeutig nach Deutschland gebracht werden. Damit waren alle Gruppenspiele gespielt und wir standen tatsächlich und völlig unerwartet auf Platz drei der Vorrunde und sollte nun noch einmal in der Platzierungsphase des Turniers gegen Schottland um Platz 2 spielen. Die Aufregung bei uns Eagles war groß, der Druck ebenso. Eine Teilnahme an der Europameisterschaft 2024 rückte in greifbare Nähe. Was zuvor keiner zu träumen gewagt hätte, war eingetreten. Der Ausfall von Acacio Cossa hatte die Hoffnung auf eine höhere Platzierung anfänglich beinahe zerstört, doch aufgeben war keine Option! Das Beste zu geben und zu genießen Teil eines solchen Events zu sein war die neue Devise. Den Blick nach vorn gerichtet, hielten wir uns sehr gut gegen Schottland und eine deutliche Steigerung zur ersten Begegnung blieb keinem Zuschauer verborgen. Für das Finale hat es am Ende leider doch nicht gereicht. Schottland gewann dieses Match mit 2:0, zog ins Finale ein und sicherte sich eine Qualifikation am EPFA Nations Cup 2024.

Uns blieb noch das kleine Finale um Platz drei und damit ebenso eine Qualifikation zum EPFA Nations Cup. Das erste Spiel gegen Spanien konnten wir eindeutig für uns entscheiden. Es gab also begründete Hoffnung so eine Performance zu wiederholen. Noch ein letztes Mal wurden all unsere Kräfte mobilisiert. Bei tropischen Temperaturen im Sportcenter in Genf schafften wir das zuvor unmöglich Geglaubte: Ein erneuter Sieg über Spanien mit 2:0, dritter Platz des EPFA-Cup 2022 und eine Qualifikation für den EPFA Nations Cup 2024. Unglaublich!

„Mein persönlicher Lieblingsmoment war nach dem 2:0-Sieg gegen Spanien, als wir alle zusammen „Oh, wie ist das schön.“ gesungen haben.“, fasste Marco Rollmann, Torschützenkönig der Deutschen Delegation, eine unglaubliche Woche zusammen. „Am Spielfeldrand mit den Deutschen Fans zu feiern, Standing Ovations und Anerkennung der anderen teilnehmenden Teams in der „Boxengasse“ zu erleben lassen noch immer Gänsehaut entstehen“, sagte Arnold Leinweber, Techniker und Vater des jüngsten Spielers, Ludwig Leinweber.

Jetzt gilt es dieses Euphorie in ein gutes Training für „Team Germany“ zu übertragen, sich nicht auf der Welle des Erfolgs auszuruhen und zielgerichtet organisatorisch, technisch und spielerisch die besten Bedingungen für den EPFA Nations Cup zu schaffen. Denn Deutschland ist gekommen, um zu bleiben!

>>> Elektrorollstuhlsport.de
>>> EuropeanPFA.com

Text: Romy Pötschke / Torwartin Team Germany
Fotos: © Alexandra Johnson Photography