„Der Rehasport hilft mir, gesund zu werden“, sagt Iris Püpke. „Deshalb möchte ich ihn auch nicht mehr missen.“ Sich zu bewegen, aktiv zu sein, das war der Kielerin in ihrem Leben immer wichtig. Seit ihrer Krebserkrankung hat die regelmäßige Bewegung für sie allerdings noch einmal deutlich an Bedeutung gewonnen. Denn der Rehasport hilft ihr nicht nur dabei, ihre körperliche Fitness zu stärken, das Angebot steigert auch das Wohlbefinden und bereichert den Alltag der 61-Jährigen, seit sie im Mai vergangenen Jahres ihre Diagnose erhielt.

Bei Püpke wurde ein sogenanntes B-Zell Lymphom festgestellt. Schnell stand fest, dass die Behandlung über eine Chemotherapie führen wird. „Das ist anfangs natürlich erst einmal ein Schock“, sagt Püpke, für die aber genauso schnell klar war, dass der Krebs nicht ihr Leben bestimmen darf. „Für viele Menschen bricht nach einer solchen Diagnose eine Welt zusammen. Bei mir war das zum Glück nicht der Fall“, entgegnet sie. „Ich habe für mich entschieden, dieser Geschichte keinen Raum in meinem Leben geben zu wollen – und fahre bisher gut damit.“

Ihren Beruf als Erzieherin kann sie derzeit zwar nicht ausüben, umso wichtiger sei es ihr daher, „mein Leben so zu gestalten, wie ich es immer getan habe. Auch wenn es schwerfällt und man sich anfangs überwinden muss, kann ich nur jedem empfehlen: rausgehen und weiterleben. Sonst hat der Krebs schon gewonnen. Sich zu Hause zurückzuziehen, hilft einem nicht.“

Rehasport sei ein guter Anlass, aktiv zu bleiben, noch dazu ein regelmäßiger Termin, bei dem Menschen mit ähnlichen Erkrankungen zusammenfinden. Das Angebot ist auf die Bedürfnisse der Betroffenen ausgerichtet. Jede*jeder Teilnehmer*in wird individuell betreut und trainiert nur so viel, wie er oder sie kann. Püpke besucht zweimal wöchentlich den Verein für Gesundheit und Rehabilitationssport am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. „Der Sport tut mir in vielen Bereichen meines Körpers gut. Man wird kraftvoller und fühlt sich durchgedehnt, der Körper ist einfach anders belüftet. Die Chemo geht schließlich nicht spurlos an einem vorbei, dem möchte ich entgegenwirken“, betont Püpke.

Zum Sport zu gehen, sei auch wieder ein wichtiger Schritt hin zur Selbstbestimmung. Denn die sei ihr durch die Krebserkrankung zwischenzeitlich genommen worden. „Anfangs bestimmt die Diagnose das Tun, man hat auf einmal keine Entscheidungsfreiheit mehr. Das kennt man sonst nicht“, erklärt Püpke. „Selbst zu sagen: Ich gehe zum Sport, ist eine zurückgewonnene Freiheit. Sich zu bewegen heißt ja auch zu leben!“

Ganz nebenbei freue sie sich beim Sport auf die Treffen mit Gleichgesinnten. „Ein solcher Kurs sorgt für feste Termine, das gibt Struktur und bietet zugleich die Möglichkeit zum Austausch mit Menschen, die ähnliches durchleben. „Da schaut niemand komisch, wenn sein Gegenüber keine Haare hat. Viele Dinge relativieren sich außerdem in gemeinsamen Gesprächen“, sagt die 61-Jährige. „Dann sagt man am Ende: Mensch, die Haare wachsen wieder, so wie bei mir jetzt. Und schon hilft man sich und anderen und geht gestärkter nach Hause. Ich persönlich bin selbstbewusst genug, aber wer das nicht ist, dem würde ich Rehasport noch umso mehr empfehlen.“

Zu ihrer positiven Lebenseinstellung gehört für sie auch, Notwendiges – etwa Arztbesuche – mit schönen Dingen zu verbinden. „An schönen Tagen fahre ich mit dem Fahrrad zu meinen Terminen. Im Sommer bin ich häufig etwas früher los und noch zum Wasser gefahren, hab dort meinen Kaffee getrunken und den Besuch mit einer für mich schönen Zeit verbunden“, sagt Iris Püpke. „Ob man positiv denkt, hängt ja auch stark davon ab, wie man sich gerade fühlt. Der Sport hilft dabei, positiv zu bleiben.“

Die Kielerin möchte erkrankte Menschen unbedingt dazu animieren, die Sportangebote auszuprobieren. Die Rehabilitation ist auch in der Krebstherapie ein wichtiger Baustein: Sie unterstützt Betroffene beim Übergang von der Krebsbehandlung zurück in ihren Alltag. Sie umfasst nicht nur medizinische Leistungen, sondern soll auch den Wiedereinstieg beispielsweise in den Beruf fördern. So profitieren die Betroffenen in vielen Situationen davon, körperlich aktiv zu sein oder sich sportlich zu betätigen. Wer sich bewegt, fühlt sich seltener erschöpft und bleibt meist leistungsfähiger.

„Für Menschen, die in Fitnessstudios angemeldet sind und dann erkranken, für die stellt sich die Frage eher nicht, wo sie Sport nach einer Erkrankung treiben. Aber für jemand, der vorher nicht in einem Verein aktiv war, für den ist das eine gute Möglichkeit“, findet Püpke, die aufgrund ihrer Arthrose im Knie bereits erfahrene Rehasportlerin war und nach ihrer Krebserkrankung nicht lange zögerte und sich einer weiteren Gruppe anschloss.

Mit einer Verordnung des Hausarztes übernimmt die Krankenkasse in der Regel 50 Übungseinheiten im Zeitraum von 18 Monaten. Alle notwendigen Ansprechpartner*innen und Informationen zu den Kursangeboten und Vereinen in ihrer Nähe habe sie bereits im Krankenhaus erhalten, betont Püpke. „Das ist nichts, was man sich selbst suchen muss. Mir wurde geholfen – und ich kann nur immer wieder sagen, dass ich mich super informiert gefühlt habe. Man muss nur den Mut haben und hingehen.“

Seit Dezember hat Iris Püpke ihre Therapie abgeschlossen, absolviert derzeit eine Reha in der Klinik Schloss Schönhagen. „Ich fühle mich pudelwohl. Mir geht es gut und ich nehme sehr vieles mit nach Hause. Wir bekommen hilfreiche Übungen an die Hand, die ich dort weitermachen kann.“ Ob mit oder ohne Verordnung: Die Kielerin will dem Rehasport auf jeden Fall treu bleiben. Dass sie ihre Chemotherapien so gut vertragen hat und sie sich körperlich so fit fühlt, führt sie auch auf ihr positives Denken und ihren Umgang mit ihrer Diagnose zurück.

„Eine Krebsdiagnose heißt nicht automatisch, dass man daran sterben muss. Ich kenne Leute, die leben seit vielen Jahren damit“, entgegnet die 61-Jährige. „Man gewinnt eine positivere Einstellung, wenn man sich näher mit der Krankheit beschäftigt. Der Sport ist dabei ein ebenso wichtiger Faktor.“

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Quelle: Stefanie Bücheler-Sandmeier / veröffentlicht auf DBS-NPC.de