„Der Weltcup ist erste Standortbestimmung in diesem Jahr.“

… das sagt der Bundestrainer der Para Kanu-Nationalmannschaft, Andre Brendel, zum Stellenwert der Auftaktveranstaltung im ungarischen Szeged. 2023 werden im August bei der Weltmeisterschaft bereits die ersten Quotenplätze für die Paralympics 2024 in Paris vergeben. Der deutsche Kanuverband schickt sechs Sportler*innen nach Szeged.

Die Paralympics-Siegerin von Tokio, Edina Müller, wird versuchen ihre hervorragende Frühform, die sie bei der nationalen Sichtung gezeigt hat, zu bestätigen. „Die beiden Warmwasserlehrgänge haben uns auf einen guten Stand gebracht. Ich hoffe, ich kann meine Leistung aus dem letzten Trainingslager vor dem Weltcup abrufen und die erste Medaille mit nach Hause bringen.“, erwidert die 39-jähirge Rollstuhlfahrerin vom Hamburger KC, die in der Startklasse Kl1 fährt. Bundestrainer Brendel teilt ihre Einschätzung einer hervorragenden Vorbereitung, zu der auch viele Stunden auf dem Paddelergometer gehörten: „Auf Grund der guten Grundlagen können wir jetzt bereits an Details arbeiten.“.

Die Bronzemedaillengewinnerin von Tokio in der Startklasse Kl 3, Felicia Laberer, sagt: „Ich fühle mich gut vorbereitet. Ich möchte bei diesen Rennen wissen, wie sich mein Leistungsstand nach dem Winter im Vergleich zur internationalen Konkurrenz entwickelt hat. Denn ich habe mein Training ziemlich umgestellt.“ Die 22-jährige Sportlerin vom SC Berlin-Grünau startet in der schnellsten Konkurrenz der Damen, wo es beim Zieleinlauf um wenige Zentimeter geht. Ihre stärkste Konkurrentin ist die Französin Nelia Barbosa. „Ein wichtiger Aspekt wird die Paddelfrequenz sein.“, verrät der Bundestrainer zur Trainingsumstellung.

Als weiteres Mitglied der erfolgreichen Mannschaft von Tokio wird die Vierte der Paralympics, Anja Adler, in Szeged an den Start gehen. Die 34-jährige vom SV Halle wird sowohl im Kajak der Startklasse Kl 2 als auch im Va´a der Startklasse Vl 3 ihre Rennen bestreiten. Die Startklasse Vl 3 wird in Paris erstmals paralympisch sein. Und Anja Adler hat hier in der Vergangenheit bereits viele internationale Erfolge errungen, weswegen sie auch im Va´a schauen will, wo ihr Stand im internationalen Vergleich ist. Der Start im Va´a bei den Weltmeisterschaften wird auch deswegen interessant, weil eine Qualifikation für Paris 24 in dieser Bootskategorie auch einen Start im Kajak dort zulässt. Die Rollstuhlfahrerin sagt zu ihren Erwartungen an die Rennen in Szeged: „Ich freue mich sehr auf den Weltcup, auch wenn die Aufregung vor dem ersten Wettkampf der Saison immer etwas größer ist. Die Vorbereitungen liefen zuletzt ganz gut, auch wenn ich noch nicht da bin, wo ich zum Zeitpunkt der Saison gerne wäre. Daher ist mein Ziel beim Weltcup einfach gute Rennen zu zeigen.“ Auch bei ihr geht es im Training, laut Bundestrainer, immer wieder um technische Optimierung.

Der Vereinskamerad von Anja Adler beim SV Halle, Anas Al Khalifa, wird ebenfalls im Kajak und im Va´a starten. Der 30-jährige Rollstuhlfahrer ist für die Startklassen Kl 1 und Vl 2 gemeldet. Laut Andre Brendel hat er im letzten Vorbereitungslehrgang sehr gute Leistungen gezeigt, und sich vorallem im Va´a deutlich steigern können. Er selbst sieht sein Ziel für den Weltcup so:“ Ich habe mich gut vorbereitet, und hoffe, dass ich ein gutes Rennen fahren werde mit dem Ziel ins A-Finale zu kommen.“

Der zweite Mann im Team ist Felix Höfner. Dieser kann nach seinem Nationalmannschaftsdebut 2021 endlich wieder kontinuierlich trainieren. Im letzten Jahr standen erst einige Operationen an, und dann eine längere Aufbauphase. Der 18-jähirge Rollstuhlfahrer aus Kleinheubach, der für den Kanuring Hamm startet, meint selbst zu seinem Einsatz: „Ich fühle mich erstmal soweit gut vorbereitet. Mein Ziel ist es mindestens das Halbfinale in der Startklasse Kl 2 zu erreichen.“ Auch der Bundestrainer sieht bei ihm in erster Linie eine Standortbestimmung für den weiteren Saisonverlauf.

Ebenfalls mit gesundheitlichen Problemen hatte Katharina Bauernschmidt im Vorfeld zu kämpfen. Eine hartnäckige Bronchitis warf sie in ihrem Trainingsaufbau weit zurück. Am Ende schaffte sie den geforderten Leistungsnachweis noch. Die Sechste der Paralympics von Tokio und Vierte der Weltmeisterschaften in Halifax erwartet von sich: „Ich will ein gutes Rennen abliefern. Ich fühle mich wieder in der Lage den Kampf gegen die Konkurrenz aufzunehmen.“ Die 33-jähirge Rollstuhlfahrerin vom WSV Niederrhein startet in der Vl 2.

Insgesamt sieht Andre Brendel das Team gut aufgestellt. „Natürlich kann ich zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Höchstleistungen erwarten. Die Grundlagen sind aber bei allen gelegt, und nach dem Weltcup wird weiter hart gearbeitet, um die erforderliche Leistungssteigerung zum Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft in Duisburg, zu erreichen.“

Text / Fotos: © Christel Schlisio / Parakanu im DKV