„Meister“-Werke im Sportmuseum

Museum statt Sporthalle: Inmitten der imposanten Ausstellungsräume haben die besten deutschen Rollstuhlfechter*innen im Kölner Sport- und Olympiamuseum ihre Meister ermittelt. Eingerahmt und beflügelt vom außergewöhnlichen Ambiente verteidigten die Favoriten Maurice Schmidt, Felix Schrader und Denise Hutter ihre Titel. Neben U23-Athlet Schrader gehörte Tim Widmaier mit gleich drei Einzel-Erfolgen zu den großen Gewinnern.

„In einer Location wie dem Olympiamuseum eine Deutsche Meisterschaft auszufechten, ist etwas ganz Besonderes. Noch dazu war es eine wunderbare Gelegenheit für die Athletinnen und Athleten, sich und ihre Sportart einem interessierten Publikum zu präsentieren“, sagte Bundestrainer Alexander Bondar, der nach zwei Wettkampftagen ein positives Fazit zog. Nicht nur, weil seine Top-Starter*innen wenige Monate vor den Paralympics in Paris zuverlässig ihre Leistungen abriefen. „Für mich als Trainer war es ebenso wichtig, dass sich der Nachwuchs zeigen konnte.“

Erstmals wurden in den Waffen Florett, Degen und Säbel nicht nur die Titel der Senioren und in der Altersklasse U23 ausgefochten, sondern auch die Meister in der U17 gekürt. „Das ist eine erfreuliche Entwicklung“, freute sich Bondar. „In der Vergangenheit mangelte es häufiger an Teilnehmenden. Umso schöner, dass wir jetzt auch eigene Titelkämpfe für die U17 ausrichten konnten. Es gab insbesondere bei den jungen Athletinnen und Athleten einige spannende Gefechte zu sehen. Das lässt uns hoffen, dass wir mit Blick in die Zukunft und auf die Spiele nach Paris auf einem guten Weg sind.“

Mehr als 30 Starter*innen aus dem gesamten Bundesgebiet gingen in Köln ins Gefecht. Darunter waren erneut auch Sportler*innen der ukrainischen Nationalmannschaft, die infolge des Krieges in ihrer Heimat seit zwei Jahren in Deutschland in verschiedenen Vereinen trainieren. „Das sorgt für ein hohes Niveau bei einer solchen Meisterschaft“, betonte Bondar.

Umso erfreulicher war es für den Trainer, dass sich die deutschen Fechter*innen größtenteils behaupteten und gegen die internationale Konkurrenz überwiegend die Oberhand behielten. Allen voran Maurice Schmidt, der den Säbelwettbewerb der Kategorie A gewann und damit ein weiteres Mal eindrucksvoll seine Ambitionen für die Paralympics unterstrich. Der Weltranglistenvierte setzte sich gegen Weltmeister Manko Artem durch, der wie Schmidt beim SV Böblingen trainiert und in der Vorbereitung auf die Spiele in Paris für Schmidt ein guter Gradmesser war. Mit dem Degen hingegen zog der EM-Bronzemedaillengewinner nach einem packenden Duell mit Oleksii Zakusylov (TuS Makkabi Rostock) den Kürzeren – Deutscher Meister darf er sich dennoch nennen. Im Hinblick auf seine Leistung sei Schmidt auf einem guten Weg, sagte Bondar, der hofft, dass auch das deutsche Team noch auf den Paralympics-Zug aufspringen kann. Die besten acht Mannschaften der Weltrangliste qualifizieren sich für eine Teilnahme. Aktuell belegt das Florett-Team Rang sechs. Mit dem Degen belegt die Mannschaft derzeit den neunten Platz in der Weltrangliste und liegt somit knapp hinter der erforderlichen Platzierung.

Schrader und Cursiefen

Deutscher Meister im Florett wurde Julius Haupt (FC Tauberbischofsheim). In der Säbelkonkurrenz der Damen trug sich Denise Hutter (FC Gröbenzell) in die Siegerliste ein. In den drei Entscheidungen der Altersklasse U23 kam es jeweils zum deutsch-deutschen Titelduell der beiden deutschen Top-Nachwuchsfechter Felix Schrader (SV Esslingen) und Clemens Cursiefen vom ausrichtenden Kölner Fechtklub (KFK) – diesmal mit dem besseren Ende für Schrader, der sich gegen den U23-Säbel-Weltmeister und WM-Dritten im Florettfechten durchsetzte. Für beide Athleten hatte Bondar nur lobende Worte parat. „Ihnen gehört die Zukunft“, sagte der Bundestrainer.

Der 20-jährige Crusiefen erhielt darüber hinaus Florett-Bronze bei den Senioren. Aus Kölner Sicht machte überdies Adrian Dworak vor heimischem Publikum auf sich aufmerksam. Nach sechsjähriger Pause kehrte er erst vor einem Jahr wieder in den Fechtsport zurück und feierte in der Klasse B gleich zwei deutsche Meistertitel. Gleich dreimal trug sich Tim Widmaier (SV Böblingen) in der Kategorie C in die Siegerliste ein.

KFK-Cheftrainer Victor Mingolla sprach aufgrund des besonderen Austragungsortes von einer besonderen Deutschen Meisterschaft im Rollstuhlfechten. „Man merkte den Athleten die sportliche Extra-Motivation an. Wir haben Gefechte auf höchstem Niveau in Köln erlebt und hoffen, Aufmerksamkeit für diesen tollen Sport geschaffen zu haben.“

>>> Die Ergebnisse im Überblick

Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.

>>> zu den Ergebnissen: www.wheelchairfencing.live/de
>>> zum Fechten beim DRS: www.rollstuhlsport.de/fechten

Die Deutschen Meisterschaften im Rollstuhlfechten wurden dieses Jahr vom Kölner Fechtklub e.V. 1921 zusammen mit dem Deutschen Sport & Olympia Museum ausgerichtet.

Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS
Titelfoto: Mika Volkmann / DBS
Gruppenfoto: Lars Pickardt / DRS