Maurice Schmidt gewinnt sensationell Gold
Top Acht war eigentlich das erklärte Ziel von Maurice Schmidt. Doch der 25-jährige Rollstuhlfechter vom SV Böblingen hat in einem packenden Finale gegen den Briten Piers Gilliver sensationell seine erste paralympische Goldmedaille gewonnen. Am späten Dienstagabend feierte er im Pariser Grand Palais den bisher größten Erfolg seiner sportlichen Karriere. Es ist die erste paralympische Fecht-Medaille seit dem Silbermedaillen-Gewinn von Simone Briese-Baetke in London 2012.
„Ich habe es noch gar nicht richtig begriffen. Ich war schon total happy, überhaupt im Finale zu sein. Der Brite ist so unfassbar stark, ich wusste einfach gar nicht, wie es läuft. Aber heute hat jeder Schlag gepasst und plötzlich standen da 15 Punkte auf meinem Konto, und ich wusste, ich hab’ Gold“, sprudelte es aus dem neuen Paralympicssieger heraus.
Am frühen Nachmittag hatte dieser unfassbar erfolgreiche Tag mit einem haushohen Achtelfinalsieg begonnen. Schon in diesem Match gegen den Briten William Schoonover strotze Schmidt nur so vor Energie und bezwang ihn souverän mit 15:3. Seine anschließende Kampfansage an den Ungarn Richard Osvath – „Mal gewinne ich, mal gewinnt der Ungar. Heute gewinne ich!“ – untermauerte er wenig später im Viertelfinale mit einem starken 15:10. „Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten, in das Match zu kommen. Aber dann wurde der Ungar immer nervöser.“ Schmidt hingegen wirkte wie die Ruhe selbst, hielt den Fünf-Punkte-Abstand und schaffte treffsicher den Einzug ins Halbfinale.
Mit knapp zwei Stunden Verspätung trat er nun gegen „seinen größten Angstgegner“ – den Chinesen Jianquan Tian – an, wie Bundestrainer Alexander Bondar es formulierte. „Gegen den Chinesen wird es schwer, aber ich habe eine Idee was ich machen kann“, sagte Schmidt vor dem Match und ergänzte: „Er ist richtig stark und war bei den letzten Paralympics immer auf dem Podium. Nur Gold hat er noch nicht geholt.“ Das sollte er auch dieses Mal nicht schaffen: Maurice Schmidt ging direkt mit 5:0 in Führung, zeigte sich unglaublich aktiv und angriffslustig. Eine Taktik, die aufging und den Chinesen zu verunsichern schien. In einem packenden Gefecht trotzte Schmidt ihm ein 15:12 ab, um mit einem Siegesschrei und geballter Faust ins Finale einzuziehen. Und was sich dort abspielte, war an Dramatik kaum zu überbieten.
Mit breiter Brust ging er in das finale Gefecht, tat sich zunächst jedoch ein wenig schwer. „Der Brite hat mich am Anfang ein bisschen überrascht, aber ich konnte mich ziemlich schnell umstellen. In der Pause hat mir Sascha noch einmal gute Tipps gegeben, die ich genau so umgesetzt habe, und dann hat es einfach funktioniert“, sagte Schmidt strahlend. Unter großem Jubel gewann der 25-Jährige schließlich sensationell mit einem überragenden Ergebnis von 15:8 und war absolut überwältigt von diesem grandiosen Tag: „Ich bin so dankbar für alle, die mich bis hier unterstützt haben. Ich kann es immer noch nicht glauben, das gibt eine Riesenfete.“
Am Freitag, 7. September geht es für Maurice Schmidt noch einmal auf die Planche in die großartige Kulisse des Grand Palais. Mit dem Degen wird er ein zweites Mal zeigen können, was in ihm steckt. Die Spannung steigt bereits jetzt. „Ein Doppelpack wäre schon toll“, sagte Bundestrainer Bondar augenzwinkernd.
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Text: Heike Werner
Foto: © Kevin Voigt / DBS