Überragender Thomas Böhme mit 36 Punkten Matchwinner
Angeführt von einem Thomas Böhme, der eine Weltklassevorstellung auf das Parkett der Arena Bercy zauberte, sicherte sich die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren eine paralympische Bronzemedaille. Im Spiel um Platz drei gelang der DBS-Auswahl nach dem Seitenwechsel die wichtige Wende und ein am Ende verdienter 75:62-Erfolg (11:17/27:35/47:48) über den dreifachen Paralympics-Champion Kanada.
Die deutsche Auswahl bekam nach dem 2:2 (2.) von Matthias Güntner Kanadas Legende Patrick Anderson zunächst nicht in den Griff, der mit einem Korb sowie einem folgenden Dreier schnell auf 2:9 (4.) stellte und wenig später auch das 9:17 (8.) markierte. In dieser Phase lebte das kanadische Spiel vor allem vom dreifachen Paralympics-Champion, während die deutsche Defensive ansonsten gutstand. Das Sorgenkind blieb jedoch die Offensive des DBS-Teams, das sich gegen die Nordamerikaner sehr schwer tat. Vor allem den Ball erfolgsversprechend unter das kanadische Brett zu bekommen gelang viel zu selten. Zwar markierte Lukas Gloßner den zwischenzeitlichen 15:17-Anschluss (12.), doch die routinierten Kanadier verwalteten ihren Vorsprung mit vermeintlich einfachen Mitteln und gingen mit einer klaren Führung in die Kabinen.
Nach dem Seitenwechsel kam vor allem Thomas Böhme mit aller Offensivmacht zurück auf das Parkett von Bercy. Der 33-Jährige übernahm erfolgreich Verantwortung und schraubte im dritten Abschnitt sein Punktekonto bereits auf stolze 24 Zähler, doch noch schlugen die Kanadier immer wieder in wichtigen Situationen zurück, ehe zu Beginn des abschließenden Viertels die Führung erstmals zum 49:48 (31.) wechselte.
Nun hatte Deutschland auch mental Oberwasser, provozierte durch eine aggressive Verteidigung zahlreiche Ballverluste gegen nun müder wirkende Kanadier. Das 57:50 (35.) durch Topscorer Böhme ließ die Hoffnungen auf Edelmetall dann aufblühen, ehe ein Dreier von ihm zum 62:52 (37.) bereits eine Vorentscheidung war. Am Ende jubelte Deutschland nach 32 Jahren zum ersten Mal wieder über eine paralympische Medaille und dies dank einer beherzten zweiten Halbzeit auch vollkommen verdient.
Bundestrainer Michael Engel an seinem 40. Geburtstag: „Wir sind wieder zurückgekommen, das ist verrückt, wie das ganze Turnier. Wir hatten in diesem Verlauf natürlich auch Glück, haben aber Charakter gezeigt. Was das Team in der zweiten Halbzeit an Mentalität gezeigt hat, war Wahnsinn, inklusive eines Tommy Böhme, der außerirdisch war“.
Thomas Böhme: „Ich kann es noch gar nicht fassen, in meinen vierten Spielen hat es endlich geklappt. Wir haben nach der Pause alle ein geiles Spiel gemacht, ich bekomme immer noch Gänsehaut. Als wir endlich in Führung lagen, wusste wir, dass wir es auch schaffen. Es war eine geile Reise.“
Deutschland: Thomas Böhme (36/1 Dreier, RSV Lahn-Dill), Nico Dreimüller (15, Rhine River Rhinos Wiesbaden), Matthias Güntner (12, RSV Lahn-Dill), Aliaksandr Halouski (6, RSB Thuringia Bulls), Alexander Budde (2, Hannover United), Lukas Gloßner (2, RSB Thuringa Bulls), Tobias Hell (2, Hannover United), Jens-Eike Albrecht (RSB Thuringa Bulls), Jan Haller (Hannover United), Julian Lammering (n.e., RSV Lahn-Dill), Thomas Reier (n.e., RBC Köln 99ers), Jan Sadler (n.e, Hannover United).
Kanada: Patrick Anderson (31/2), Nikola Goncin (10/1), Colin Higgins (9/1), Robert Hedges (6), Garrett Ostepchuk (4), Chad Jassman (2), Vincent Dallaire, Tyler Miller, Jonathan Vermette, Read De´aeth, Lee Melymick (n.e.), Blaise Mutware (n.e.).
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Foto: © Steffie Wunderl / DBS