Neun deutsche Medaillen in Zürich
Das deutsche Para Radsport-Nationalteam hat bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Zürich einen durchwachsenen Abschlusstag erlebt. Handbiker Johannes Herter konnte das H3-Straßenrennen wegen technischer Probleme nicht beenden. Zweiradfahrerin Kerstin Brachtendorf (C5) wurde Fünfte. Sportlich hat das Team mit einer Goldmedaille, vier Silber- und vier Bronzemedaillen insgesamt überzeugt. Überschattet wurde die inklusive WM vom Unfall-Tod einer Juniorin aus der Schweiz.
Zeyen-Giles holt Weltmeistertitel
Für den goldenen Moment hatte Handbikerin Annika Zeyen-Giles bereits am vierten Wettkampftag in Zürich gesorgt: Die 39-Jährige wurde Weltmeisterin im Einzelzeitfahren der Startklasse H3 und setzte ihrer ohnehin erfolgreichen Saison die Krone auf. Nach zwei Bronzemedaillen bei den Paralympics in Paris gewann sie in Zürich Gold im Zeitfahren und Silber im Straßenrennen. „Auch wenn die Zeit zwischen den Paralympics und diesem Event sehr kurz war, hat es großen Spaß gemacht, bei dieser inklusiven WM mit dabei zu sein und hier starten zu dürfen“, sagte Zeyen-Giles und lobte die Organisatoren der Radsport- und Para Radsport-WM. Ihr persönliches Fazit war ebenso positiv: „Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es das beste Jahr meiner Karriere war, aber es war ein sehr erfolgreiches.“ Auch die Handbikerinnen Andrea Eskau (H5) und Julia Dierkesmann (H4) überzeugten und fahren mit Edelmetall heim. Eskau gewann Zeitfahr-Silber und erkämpfte sich trotz eines Bremsdefekts noch Bronze im Straßenrennen. Die routinierte Athletin machte eine Kampfansage: „Ich werde wohl bei der WM nächstes Jahr wieder antreten müssen, um mir das Weltmeistertrikot zurückzuholen“, so Eskau. Teamkollegin Dierkesmann setzte mit Bronze im Zeitfahren eher überraschend ein Ausrufezeichen. Für die 57-Jährige war es die erste WM-Medaille ihrer Karriere.
Lang: „Echte Inklusion und Miteinander“
Para Radsport-Bundestrainer Gregor Lang zog eine positive Bilanz, sprach aber auch Herausforderungen an: „Der kurze Abstand von nur zwei Wochen zwischen den Paralympics in Paris und der WM war nicht nur für die Athletinnen und Athleten, sondern auch für das Team ums Team sehr fordernd. Teilweise war noch nicht das gesamte Material wieder aus Paris zurück, und alle waren noch etwas müde. Allen Beteiligten hier gilt mein großer Dank“, sagte Lang. Er lobte die Ausbeute von neun Medaillen insbesondere vor dem Hintergrund, dass einige Paralympics-Teilnehmende auf einen WM-Start verzichtet hatten. Und er freute sich über die gute Organisation: „Sportlich war das überzeugend, denke ich. Dass es ein inklusives Event ist, haben wir auch gemerkt, mehr noch als 2023 in Glasgow. Dort fanden nur die Bahn-Wettbewerbe parallel statt. Hier haben wir echte Inklusion und Miteinander erlebt – von den Starts bis zu den Siegerehrungen.“
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Deutsche WM-Medaillen
GOLD: Annika Zeyen-Giles (H3), Zeitfahren
SILBER: Andrea Eskau (H5), Zeitfahren; Julia Dierkesmann (H4), Zeitfahren; Maximilian Jäger (T2), Straßenrennen; Annika Zeyen-Giles (H3), Straßenrennen
BRONZE: Kerstin Brachtendorf (C5), Zeitfahren; Angelika Dreock-Käser (T2), Zeitfahren und Straßenrennen; Andrea Eskau (H5), Straßenrennen; Pierre Senska (C1), Straßenrennen
Das deutsche Aufgebot bei der Para Radsport-WM 2024
Kerstin Brachtendorf (52 / Mending / BRSV Cottbus), Julia Dierkesmann (57 / Merzhausen / GC Nendorf), Angelika Dreock-Käser (48 / Bremervörde / BPRSV Cottbus), Andrea Eskau (53 / Apolda / USC Magdeburg), Johannes Herter (40 / Lemgo / RSV Tempoliema), Maximilian Jäger (24 / Bad Kissingen /BPRSV Cottbus), Vico Merklein (46 / Berlin / GC Nendorf), Manuel Scheichl (42 / Rottenmünster / BVS München), Pierre Senska (36 / Berlin / BPRSV Cottbus), Steffen Warias (39 / Allschwil / BSV München), Annika Zeyen (39 / Hennef / SSF Bonn)
>>> zu den deutschen Athleten*innen: TeamDeutschland-Paralympics.de/Para-Radsport
>>> zum Handbike-Fahren beim DRS: Rollstuhlsport.de/Handbike
Text: Jessica Baller / DBS
Foto mit Annika Zeyen-Giles: © DBS