Die Ice Lions bleiben das Maß aller Dinge

Die ERC Hannover Ice Lions haben sich erneut zum deutschen Meister im Para Eishockey gekürt. Für den Rekordmeister war es bereits der dritte Meistertitel in Serie. Gegen das Team von Spielertrainer Simon Kunst war auch in dieser Spielzeit kein Kraut gewachsen. Ohne eine Niederlage und mit einem sagenhaften Torverhältnis von 106:1 spielten sich die Niedersachsen in die Play-offs – auch dort waren sie nicht zu stoppen. Im Finale besiegten die norddeutschen Favoriten die Wiehler Penguins klar und deutlich mit 14:1.

„Hannover hat in diesem Jahr natürlich alles überstrahlt“, sagt Ligaleiter Michael Freitag, der trotz des klaren Meisterschaftskampfes ein positives Fazit unter die Saison zog: „Es war eine gute Spielzeit, auf der wir in jedem Fall aufbauen können, auch wenn es immer Raum für Verbesserungen gibt.“

Wenig Spielraum für Verbesserungen dürfte Spielertrainer und Nationalmannschafts-Goalie Simon Kunst bei seinem Team gesehen haben. Den überragenden Durchmarsch zur erneuten Meisterschaft erklärt er sich wie folgt: „Zunächst sind wir in den letzten Jahren zu einer wirklichen Einheit zusammengewachsen. Darüber hinaus haben wir mit Nationalmannschaftskapitän Malte Brelage sowie unserem Topscorer Felix Schrader und Routinier Jörg Wedde eine echte Achse, auf die wir bauen können“, erklärt Kunst und ergänzt: „Malte hält die Hintermannschaft super zusammen, sodass ich als Keeper kaum etwas zu tun bekomme. Und Felix ist ein absoluter Topspieler – auch international gesehen. Er hat in fast jedem Spiel zweistellig für uns getroffen. Dann hat er mit Jörg Wedde einen Kämpfer im besten Sinne neben sich, der ihm den Rücken freihält.“

Genau darin sieht Ligaleiter Michael Freitag allerdings auch ein Problem für die langfristige Zukunft. Denn obwohl Wedde mit seinen nun schon fast 60 Jahren immer noch ein wichtiger Bestandteil seines Teams ist, fehlt es auf lange Sicht an Nachwuchs. Nicht förderlich ist in diesem Zusammenhang, dass sich der ehemalige deutsche Meister Cardinals Dresden vor der Saison gar nicht erst für den Spielbetrieb gemeldet hatte. Stattdessen traten sie in der tschechischen Liga an. „Das hilft uns natürlich allen nicht. Wir müssen die Liga zwingend am Leben halten, um auch langfristig konkurrenzfähig zu sein und den Nachwuchs vernünftig fördern zu können“, gibt Freitag zu bedenken. Denn auch wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Para Eishockeys derzeit gut bestellt sei, müsse man die vorhandenen Strukturen erhalten und ausbauen, damit dies auch in Zukunft so bleibe, so Freitag weiter.

Für die kommende Saison haben allerdings nicht nur die Dresdner ihre Rückkehr angekündigt, sondern auch der EHC Freiburg möchte wieder ein Team stellen. „Das wird der Liga qualitativ wie quantitativ guttun“, freut sich Freitag.

Hannover souverän – Krimi zwischen Wiehl und Bremen

In diesem Jahr war es für die Hannoveraner allerdings ein ziemlicher Durchmarsch. Nach der für sie perfekten Hauptrunde folgten die Playoff-Halbfinals in Berlin. Auch dort ließen die Gäste aus Niedersachsen dem gastgebenden Para Eishockey-Club Berlin keine Chance und gewannen mit 21:0. Die überraschende Deutlichkeit im Ergebnis erklärt Kunst folgendermaßen: „Dass wir an diesem Tag besser als Berlin waren, ist, glaube ich, unbestritten. Aber die Höhe des Ergebnisses hängt auch damit zusammen, dass Ingo Kuhli-Lauenstein an dem Tag bei Berlin nicht dabei war. Er wäre so ein Verteidiger, der Felix Schrader im direkten Duell mal etwas entgegensetzen könnte“, lobt Kunst seinen Nationalmannschaftskollegen.

Eines der spannendsten Saisonspiele war hingegen das zweite Halbfinale zwischen dem TuS Wiehl ESC und den Weserstars Bremen. Beim Stand von 1:1 musste die Entscheidung im Penaltyschießen fallen. Der siebte Penalty brachte schließlich den ersehnten Treffer zum 2:1 für die Wiehler, die im Finale gegen Hannover jedoch chancenlos blieben und mit 1:14 unterlagen. Im Spiel um Platz drei siegten die Bremer mit 12:5 gegen Berlin.

Für die Nationalspieler bleibt nun keine Zeit zum Verschnaufen, denn für sie stehen am Wochenende bereits die beiden nächsten Länderspiele gegen Norwegen an. „Es ist gut, dass alle fit sind und sich niemand verletzt hat. Wir wollen den Schwung aus der Liga nun mit in die anstehenden Länderspiele transportieren“, meint Freitag, der auch Teammanager der Nationalmannschaft ist. 

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Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.

Text: Moritz Jonas / DBS
Titelbild/Archivfoto mit Simon Kunst: © Florian Schwarzbach / DBS
Teamfoto „Deutscher Meister + Vizemeister“: www.para-eishockey.de