Große Bühne in Sindelfingen
36 Spieltische, 240 Sportler*innen und elf Wettkampfklassen: Bei den Deutschen Meisterschaften im Para Tischtennis im Sindelfinger Glaspalast gab es eine Rekordzahl an Teilnehmenden, mit dabei waren auch vier Paralympics-Starter*innen von Paris 2024. In Abwesenheit einiger Top-Stars wurden Juliane Wolf und Jana Spegel souverän deutsche Einzel-Meisterinnen. Thomas Rau und Thomas Brüchle siegten jeweils im Doppel. Der Deutsche Behindertensportverband präsentiert die Ergebnisse und besonderen Leistungen gemeinsam mit der Heinz-Kettler-Stiftung.
Im Sindelfinger Glaspalast fanden früher schon Daviscup-Partien im Tennis statt, wurden in der Leichtathletik Weltrekorde erzielt und zuletzt traf sich dort die Darts-Elite. Hinsichtlich des attraktiven Austragungsortes und der sportlichen Leistungen ließen die Deutschen Meisterschaften im Para Tischtennis, die bereits zum dritten Mal in Folge im Glaspalast zur Austragung kamen, keine Wünsche offen. Klar zum Vorschein kam aber auch: Die gastgebende Tischtennisabteilung des VfL Sindelfingen hatte eine mehrtägige Herkulesaufgabe zu stemmen und bekam viel Lob für die Organisation. „Der VfL hat einen Superjob gemacht“, betonte der DBS-Tischtennisvorsitzende Thomas Bröxkes.
Die 36 Spieltische in der Arena – sechs weitere wurden zum Einspielen in der Judohalle nebenan platziert – gaben ein imposantes Bild ab. An beiden Tagen sorgten knapp 50 Schiedsrichter, darunter auch Unparteiische aus Bayern, Thüringen und Österreich für den ordnungsgemäßen Ablauf des Turniers. „Solch eine Halle findet man in Deutschland kaum ein zweites Mal“, sagte Steffen Neumann, Leistungssportkoordinator im Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband (WBRS), „Messehallen oder andere adäquate Standorte in Berlin oder anderswo könnte man nicht bezahlen.“ Weshalb man gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) gerne wieder in den Süden der Republik fuhr, um die deutschen Meister in den insgesamt elf Wettkampfklassen zu ermitteln.
Paralympischen Flair versprühte die Veranstaltung mit Teilnehmenden wie Juliane Wolf, Jana Spegel, Thomas Brüchle und Thomas Rau. Alle vier waren bei den zurückliegenden Paralympics in Paris am Start und nutzten in Sindelfingen die Gelegenheit, ihre persönliche Titelsammlung zu vergrößern.
Wolf (TSF Heuchelheim), die in Paris Silber gewann, marschierte in der WK 8 ungeschlagen zum deutschen Meistertitel und gab auf dem Weg dorthin lediglich zwei Sätze ab. Jana Spegel, die für Tischtennis Frickenhausen startet, dominierte in ihrer Klasse (WK1-3) mit vier glatten Drei-Satz-Erfolgen souverän die Einzel-Konkurrenz. Im Doppel an der Seite von Caren Hailfinger und im Mixed-Wettbewerb zusammen mit Jan Gürtler (RSC Berlin) wurde sie jeweils Vizemeisterin.
Bei den Herren gewann Thomas Rau (RSV Landkirchen) die Doppel-Konkurrenz der WK 6-7 zusammen mit Thomasz Kusiak (TSV Gut Heil Heist), Thomas Brüchle und Nikolai Sommer (RSV Bayreuth) siegten gemeinsam in der WK 3-5, das Mixed-Duo Brüchle/ Hailfinger wurde Dritter. Im Einzel musste sich Brüchle, der in der Rollstuhl-Bundesliga für Frickenhausen an den Start geht und in Los Angeles 2028 seine fünften Paralympischen Spiele erleben möchte, lediglich Jan Gürtler geschlagen geben.
Medaillengewinne gab es auch für den Tischtennisbezirk Böblingen zu bejubeln. Lokalmatadorin Gracia Rentschler vom VfL Sindelfingen schaffte es mit Partnerin Kathrin Korn (BSV Walldorf) im Doppel aufs Treppchen, sie gewann ebenso Bronze wie der Schönaicher Wolfgang Schucker im Doppel an der Seite des erst 13-jährigen Lucas Laier aus Neckargemünd. „Der Junge ist heiß“, zeigte sich Schucker von seinem zugelosten Partner begeistert. „Morgen fahre ich mit meiner Schulklasse nach Berlin zum Finale von Jugend trainiert für Olympia“, ergänzte Lucas Laier.
Für viel Szenenapplaus auf den Rängen sorgten Spieler wie Thorsten Schwinn (BSV Walldorf), der sich in einem packenden Fünfsatzfinale gegen den siebenfachen Paralympics-Teilnehmer Jochen Wollmert durchsetzte – oder der mehrfache deutsche Jugendmeister Mio Lukas Wagner vom Krummesser SV, der als Regionalligaspieler für begeisternde Ballwechsel sorgte.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Eine Übersicht über die Ergebnisse lesen Sie hier.
>>> mehr über den Sport: www.parasport.de/sportarten/para-tischtennis
>>> zum Tischtennis beim DRS
Text: Thomas Holzapfel / DBS
Archivfoto Paris 2024 „Juliane Wolf“: © Mika Volkmann