Online-Voting DRS-Jahresaktion 2021:
Botschafter des Rollstuhlsports »Wir schaffen was«

Worum geht es ?

Mit seiner diesjährigen Jahresaktion »Botschafter des Rollstuhlsports – Wir schaffen was« möchte der DRS Personen aus dem Umfeld von DRS-Sportvereinen und Trainingsgruppen ehren, die sich durch Ihr Engagement für den Verein als Übungsleiter*in oder Trainer*in besonders verdient gemacht haben aber nicht unbedingt immer im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen.

Seit Ende 2020 konnten sich Vereinsmitglieder oder Personen, die einem Mitgliedsverein des DRS angehören bei uns bewerben. Mehr Nominierungen erreichten uns allerdings indirekt durch die Vorschläge von Sportler*innen oder Funktionär*innen aus dem DRS-Umfeld, da nahezu alle Kandidat*innen, die wir unter den Zusendungen ausgewählt haben, auch die Tugend der Bescheidenheit eint und sich alle zwar mit Herzblut und Leidenschaft engagieren, dies aber als selbstverständlich ansehen.

Dies ist aber gewiss nicht selbstverständlich! Der ehrenamtliche, selbstlose Einsatz vieler Übungleiter*innen, Trainer*innen und Helfer*innen für den Rollstuhlsport geht häufig weit über das Betreuen und Anleiten von Sportgruppen hinaus – diese Botschafter*innen des Rollstuhlsports sind Organisationstalente, Strippenzieher, Motivator und manchmal auch einfach nur Trostspender und Zuhörer und bilden die Grundlage, auf der der gesamte Vereinssport für Menschen mit Behinderung überhaupt basiert – ohne die »Guten Seelen« des Vereins wäre unsere Arbeit im DRS gar nicht möglich.

Mit unserer Jahresaktion wollen wir einzelne, ausgewählte Personen, auch beispielhaft für viele andere Engagierte, präsentieren und deren individuelle Leistungen würdigen und ehren!

Die Gewiner*innen der diesjährigen Jahresaktion – Sie haben abgestimmt!

Vom 01.-30. November hatten Sie Gelegenheit, unter den zehn Kandidat*innen »Ihren« Botschafter oder »Ihre« Botschafterin des Rollstuhlsports 2021 im Rahmen eines Online-Votings auszuwählen. Wir freuen uns über die rege Teilnahme – über 700 Stimmen für den/die Botschafter*in des Rollstuhlsports 2021 sind bei uns im November eingegangen! Hier präsentieren wir Ihnen die drei Gewinner*innen unserer diesjährigen Jahresaktion:

1. Platz : Jörg Köhler

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Steckbrief

Name: Jörg Köhler
Wohnort: Nierstein
Alter: 53
Sportarten: Handbiken, Kraftsport, alles mit Ball
Heimverein: TV Laubenheim
Hobbys / Interessen: Lesen, Serien-Junkie, Spaß verbreiten

2. Platz: Mandy Pierer

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Steckbrief

Name: Mandy Pierer
Wohnort: Stuttgart
Alter: 35
Sportarten: Breitensport mit den Rollikids
Heimverein: MTV Stuttgart 1843 e.V.
Hobbys / Interessen: Sport, Handarbeiten, Lesen

3. Platz: Jürgen Erdmann-Feix

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Steckbrief

Name: Jürgen Erdmann-Feix
Wohnort: Bad Kreuznach
Alter: 60
Sportarten: derzeit regelmäßig Rollski, zu selten anderer Sport, wie z.B. Rollstuhltanz, Liegerad-Tour, Schwimmen oder auch Schlittschuhlaufen
Heimverein: Sportfreunde Diakonie (SFD) Bad Kreuznach
Hobbys / Interessen: neben Sport Reisen, Holzarbeiten, Fotografieren (z. B. ungewöhnliche Bäume)

So haben Sie abgestimmt:

 

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Wir gratulieren Jörg Köhler, Mandy Pierer und Jürgen Erdmann-Feix ganz herzlich zum Gewinn des Online-Votings – alle drei Gewinner*innen erhielten bei der Abstimmung deutlich über 100 Stimmen, über die wir uns sehr freuen. Dies ist die Anerkennung, die die drei Kandidat*innen unmittelbar aus Ihrem Vereinsumfeld erfahren. Auch alle anderen Botschafter*innen unserer Jahresaktion erhielten viel Zuspruch: In den sozialen Netzwerken haben alle Vereine tatkräftig für Ihre Übungsleiter*innen und Trainer*innen geworben und zum Voting aufgerufen. Dies zeigt uns, welch hohen Stellenwert sämtliche Botschafter*innen in ihren Vereinen genießen und mit wieviel Einsatz und Freude sich alle Kandidat*innen für Ihren Verein engagieren (Eine Übersicht aller Botschafter*innen, die wir seit Januar 2021 fortlaufend monatlich in den DRS-Medien präsentiert haben, finden Sie weiter unten auf der Seite).

Wir möchten uns hier nochmal ganz herzlich bei allen Teilnehmer*innen unserer DRS-Jahresaktion 2021, aber auch bei allen anderen Trainer*innen, Übungsleiter*innen und ehrenamtlichen Helfer*innen im DRS bedanken, die das Fundament unseres Verbands ausmachen. Ihr seid diejenigen, die den Sport, die Bewegung und den Spaß im Verein fördern, ausbauen und am Laufen halten!

Vielen Dank für Euer Engagement!

Preise

Die drei Erstplatzierten unseres Votings erhalten als kleine Aufmerksamkeit für sich und Ihren Verein folgende Preise:

Platz 1: T-Shirts oder Trikots für ein ganzes Team im Wert von 500 €
Platz 2: Gutschein für einen Anbieter von Sportbekleidung/-materialien im Wert von 300 €
Platz 3: Eine portable Lautsprecherbox im Wert von 150 €

 

 

Die Botschafter*innen der DRS-Jahresaktion 2021 im Überblick
 

Die insgesamt zehn Kandidat*innen der der DRS-Jahresaktion 2021 werden hier seit Jahresbeginn monatlich mit Steckbrief und Interview präsentiert. Die DRS-Botschafter*innen in Überblick: 

Januar 2021

Christiane Renner

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Steckbrief

Name: Christiane Renner
Wohnort: Stubersheim
Alter: 49
Sportarten: Rollstuhlbasketball, Kinder und Jugendrollstuhlsport (Breitensport)
Heimverein: TSG Söflingen -Ulm
Hobbys / Interessen: Rad fahren, Rollisport, nähen, sticken, basteln, malen

Interview mit Christiane Renner

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Da im Rollstuhlsport eher ein Mangel an Übungsleitern besteht, kam die Anregung aus dem Verein, die mich diesen Schritt gehen ließ. Allerdings war es für mich kein großer Schritt, denn ich bin mit Freude Lehrerin und die Aufgaben eines Übungsleiter sind doch sehr ähnlich. Außerdem spiele ich seit ca. zehn Jahren aktiv Rollstuhlbasketball und konnte vorher in zahlreichen Mobilitätskursen selbst Erfahrungen im Umgang mit dem Rollstuhl sammeln.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Vorbilder gab es eine Menge: Herbert Winterl, Arno Becker, Holger Kranz,… ich könnte hier noch mehr Namen nennen, aber das sind wohl die wichtigsten Menschen, die mir auf dem Weg zur Akzeptanz der Behinderung meines Sohnes geholfen haben. Sie haben über den „Spaß“ an der Bewegung im Rollstuhl einen Kanal für mich geöffnet, den Rollstuhl als gutes Hilfsmittel zu erkennen, der bei der Bewegung unterstützen kann. Hemmschwellen wurden durch sie überwunden und ich konnte mich, auch gegen Kritik aus meinem persönlichen Umfeld, für den Rollstuhl für meinen Sohn entscheiden.

Nicht zu vergessen ist hier auch Brigitte Rechtsteiner, die seit vielen Jahren in Ulm die Kinderrollstuhlsportgruppe „Feuerrollis“ leitet. Sie hat mit unermüdlichem Engagement, den Kindern in den Sportstunden Tipps zum Handling des Rollstuhls und Spaß an der Bewegung vermittelt. Von Durststrecken hat sie sich nicht entmutigen lassen und ist auch mit ganz wenigen Kindern in der Halle gewesen.

Aber das wichtigste Vorbild ist wohl mein Mann, auch wenn er nicht als Übungsleiter tätig ist, so zeigt er mir im alltäglichen Leben, wie wichtig es ist, das Schicksal anzunehmen und nach vorne zu blicken. Sich nicht entmutigen zu lassen, egal wie schwierig es manchmal auch ist.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Es gibt mehrere Ziele, die ich verfolge: Zum Einen möchte ich, dass alle Kinder sich ausreichend bewegen, auch die, denen es schwerer fällt. Sie sollen Sport als etwas Positives erleben, damit sie auch in ihrem späteren Leben motiviert sind, sich zu bewegen. Aber ich möchte auch in der Gesllschaft ein wenig vermitteln, dass der Rollstuhl ein gutes Hilfsmittel und Rollstuhlsport eine ernstzunehmende Sportart ist. 2008 habe ich das erste Mal mit einer Schulklasse ein Rollstuhlsportprojekt durchführen können, als Lehrer musste ich dem Kollegium klar machen, warum es wichtig ist, diese Projekte durchzuführen. Nach anfänglichen Widerständen wurde es später als Highlight gelobt. Auch Eltern haben mich danach immer wieder daruf angesprochen, wie viel es bei den Kindern und Familien bewirkt hat. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Schulprojekte durchgeführt werden und das ist gut so. Jede Aktion ist ein kleines Puzzleteil zur Akzeptanz.

In den Köpfen der Menschen etwas zu bewegen, das ist eigentlich auch das wichtigste Ziel. Damit Ärzte und Therapeuten auch irgendwann Kindern empfehlen, Rollstuhlsport zu machen, auch wenn sie im Alltag keinen oder noch keinen Rollstuhl brauchen. Damit Eltern nicht so lange zögern, es mal mit dem Rollstuhlsport zu probieren. Denn Kinder die Mobilitätseingeschränkt sind möchten sich bewegen, aber sie möchten sich auch messen. Und nur, wer sich gleichwertig messen kann, wird Erfolgserlebnisse haben. Und nur wer immer wieder mal Sieger ist, wird ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln. Und dieses gute Selbstwertgefühl ist so dringend notwendig, weil es im Alltag eines Rollstuhlfahrerso der und bewegungseingeschränkten Menschen immer wieder Gelegenheiten gibt, die einen den Kopf schütteln lassen.

Hast Du eine Übungsleiter-/Trainerlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Vor zwei Jahren habe ich in Bad Wildungen bei Nora Sties und ihrem Team die Übungsleiterlizenz C erworben.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Die Ausbildung war sehr vielseitig. Es wurden verschiedene Sportarten vorgestellt und ausprobiert. Außerdem waren die fachlichen Inhalte mit großem Wissen der Referenten untermauert. Trotz hoher Informationsdichte kam der Spaß nicht zu kurz. So war das Fazit des Kurses: Es hat sich gelohnt und die weite Anreise und der große Zeitaufwand waren es wert. Klasse war auch, dass egal welche Vorkenntnisse die Teilnehmer hatten, alle mitgenommen wurden und Raum war, nachzufragen. Die Ausbildung ist auf jeden Fall eine sehr gute Grundlage für die Tätigkeit im Verein!

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Angebot. Es ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Wenn Corona wieder in den Hintergrund rückt, freue ich mich schon darauf, einen Kurs zu besuchen.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

Ein konkretes Erlebnis gibt es nicht, mehr das Gefühl, dass etwas Sinn macht. Es ist zum Beispiel ein schönes Gefühl, wenn man merkt, dass die Sportstunde Spaß gemacht hat. Und dass es Spaß macht, zeigt mir mein achtjähriger Sohn nach jeder Sportstunde, weil er kaum aushalten kann, dass es „schon“ zu Ende ist. An Corona findet er am Schlimmsten, dass er nicht zum Rollisport kann und er hat keine Behinderung. Zu Beginn hat er täglich gefragt, wann wir endlich wieder in die Halle können. Wir drücken alle fest die Daumen, dass es bald wieder soweit ist und wir alle durch die Halle flitzen!

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

Als Übungsleiter ist man verantwortlich, dass es eine gute Sportstunde ist, was nicht immer einfach ist. Denn es ist von so vielen Komponenten abhängig, die man selbst gar nicht beeinflussen kann. Sind die Teilnehmer fit, gut gelaunt, war die Anreise schwierig oder gab es vielleicht Streit. Hier muss man ein gutes Gespühr entwickeln, wie man Situationen rettet, die aus dem Ruder zu laufen drohen. Als Teilnehmer ist es nicht unbedigt nötig aktiv zu werden, der Übungsleiter dagegen muss eine Lösung finden. In unserer Gruppe gab es diesen Wechsel von Teilnehmer zum Übungsleiter in dem Sinn nicht, da ich direkt als Übungsleiter eingestiegen bin.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Eine Top 5 Liste habe ich nicht, aber ich mag kooperative Spiele. Also Spiele, bei denen man nur als Team gewinnen kann. Dieses Gefühl, dass jeder Spieler zum Sieg beiträgt, egal welche Einschränkung er oder sie mitbringt, ist einfach wunderbar.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Das ist eine schwierige Frage, denn ich glaube, die wichtigste Motivation, kommt aus einem selbst heraus. Doch ab und zu trifft man Menschen, bei denen merkt man, dass sie auf der Suche nach einer guten Aufgabe sind. Jeder Mensch ist doch irgendwie auf der Suche nach einer Tätigkeit, die einen glücklich und zufrieden macht, davon bin ich überzeugt. Solchen Menschen schwärme ich dann auch vor, wie viel Spaß es macht, wenn man mit anderen Sportlern ein gutes Training hatte und wie viel mehr Spaß es macht, wenn man es ein Stück weit selbst in der Hand hatte.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

In einer Rollstuhlsportgruppe treffen viele, sehr unterschiedliche Menschen aufeinander, mit ganz unterschiedelichen Ansätzen, mit ihrer Behinderung zu leben. Es gibt gute Möglichkeiten Tipps für den Alltag zu bekommen oder auch mal über Fußgänger Witze zu machen, wir halten das aus. Was ich aber noch viel wichtiger finde: wer in einer Rollstuhlsportgruppe Sport macht, ist fitter, kann besser mit dem Rollstuhl umgehen, was ihm oder ihr auch im Alltag nützlich ist.

Ein weiterer Grund ist, dass hier Rollstuhlfahrer „nichts Besonderes“ sind. Im Alltag wird man oft beäugt, auch als Familie. Gut vielleicht liegt es auch daran, dass bei uns zwei Rollstuhlfahrer zur Familie gehören. Man gewöhnt sich daran, beobachtet zu werden, aber manchmal ist es auch lästig, denn wir selbst, finden nicht, dass wir etwas Besonderes sind. Im Rollstuhlsport fallen wir nicht auf und gehören einfach dazu!

Februar 2021

Alexander Butz

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Steckbrief

Name: Alexander Butz
Wohnort: Bad Krotzingen
Alter: 36
Sportarten: Rollstuhlrugby
Heimverein: Dragons Freiburg, Ring der Körperbehinderten e.V.
Hobbys / Interessen: Handbiken, Tischtennis, FGQ und chillen

Interview mit Alexander Butz

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Unser Übungsleiter und Trainer, Thomas Moser, hat vorausschauend gedacht. Da er diese Positionen, nach über 10 Jahren, nicht mehr jedes Training leiten kann. Um den Fortbestand des Teams weiter zu gewähren, haben wir als Team entschieden, dies Aufzuteilen. Ein Übungsleiter mit dem klaren Hintergrund, weiterhin Rehasport abrechnen zu können und ein Trainer der die Spielübersicht behält und Taktiken im Rollstuhlrugby Bereich zu erklären.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Um ehrlich zu sein, nein gab es nicht, es war einfach ein Mittel bzw. Verpflichtung einen Übungsleiter mit B-Lizenz zu haben.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Fortbestand des Teams und neue Spieler/ Frischverletzte zu werben und Integrieren. Für alle neue Spieler die kommen, haben wir für den ersten Zeitraum, immer ein „Welpenschutz“. Mit dem klaren Ziel, dass sich neue Spieler, sich austauschen können. Lernen selbstsändig zu werden, soweit es möglich ist, sowie Teamaufgaben und Verantwortung für sich und das Team zu übernehmen.

Hast Du eine Übungsleiter-/Trainerlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ich habe eine Übungsleiterlizenz. Die Grundlagen und C-Lizenz habe ich beim DRS in Bad Wildungen erworben, die B-Lizenz beim Landesverband Baden BBS Badischer Behinderten Sportverband.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Nicht nur für die Tätigkeit, war die Ausbildung gut, sondern auch für mich selbst. Eigene defizite zu erkennen und versuchen diese zu lernen oder zu verbessern. Selbst, dass lernen, einem lerneden was bei zu bringen hat man gelernt. Man kann als Spieler hunderte Sachen und Tricks drauf haben, aber diese auf den Punkt genau zu definieren und erklären ist nicht immer leicht.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Finde ich schwierig zu beantworten, Angebot und Nachfrage, zumal lernt man immer wieder was neues dazu oder es gibt neue Erkenntnisse zu verschiedenen Übungen. Hier an dieser Stelle muss man auch den Ausbildern/innen Danke sagen, was Sie vermitteln und Ihre Freizeit dafür opfern.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

Nach der Ausbildung stellt man fest, dass es sehr wenige Übungsleiter gibt und sehr wenige Angebobte, was Rollstuhltraining angeht. Mit dem Ring der Körperbehinderten e.V. sind wir auch dran, (in Freiburg) neue Angebote zu schaffen. Nur ist es schwer, Intressenten zu finden, die Interesse haben eine Gruppe zu leiten.

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

Ja die gibt es immer noch. Unser Trainer/Übungsleiter Thomas hatte das auch, vorallem, wenn wir Spieler aus dem Kadertraining in Bad Wildungen kamen wusste es jeder besser wie man was macht. Man bekommt eine neue Sichtweise als Übungsleiter und erinnert sich an alte Zeiten zurück, wo man dem Trainer widersprochen hat.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Ich habe eine Lieblings-Sprintübung: Jeder Spieler bekommt ein Kegel auf Schoß oder aufs Fußbrett. Alle Spieler stellen sich an der Grundlinie mit einem Abstand von zwei Metern auf. Nach Pfiff wird gesprintet bis zum nächsten Pfiff bei diesem müssen die Spieler sofort stehen bleiben. Der Pfiff sollte kommen, sobald der erste Spieler über der ersten Hallenhälfte ist. Die Spieler stehen und müssen den Kegel vor sich stellen. So kann sich jeder Spieler wieder an der Grundlinie aufstellen und um den Kegel sprinten. Vorteil: alle Spieler sollten zeitgleich an der Grundlinie ankommen und jeder kommt an seine Leistungsgrenze, in dem für seiner Lähmungshöhe machbaren.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Gute Frage – es ist nicht wirklich leicht. Lerne was fürs Leben! Mit der Ausbildung erlernt man Inhalte der Pädagogik, Psychologie, Physiotherapie und weitere Gebiete. Man lernt sich selbst, seinen Körper und sein Handeln neu kennen. Ein neuer Blick auf das Leben kann anderen helfen, sich selbst zu entdecken und oder zu motivieren.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

Warum nur Mitglied werden? Mit Hilfe des DRS und ortsansäßigen Vereinen kann man was auf die „Räder (Beine)“ stellen. Sport muss Spaß machen und darf kein dahin Gequäle sein. Ich persönlich stelle den Sport nicht mehr an die erste Stelle, sondern die sozialen Kontakte, die man durch den Sport in jeglicher Art und Weise kennen und erfahren darf. Aus einer noch so kleinen Sportgruppe kann sich was großes, in jeglicher Hinsicht, entwickeln.

März 2021

Jörg Köhler

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Steckbrief

Name: Jörg Köhler
Wohnort: Nierstein
Alter: 53
Sportarten: Handbiken, Kraftsport, alles mit Ball
Heimverein: TV Laubenheim
Hobbys / Interessen: Lesen, Serien-Junkie, Spaß verbreiten

Interview mit Jörg Köhler

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Aufgrund meiner schleichend verlaufenden Erkrankung wurde das ›normale‹ Laufen immer unmöglicher für mich, so dass ich mich im Sommer 2013 erstmals im Rollstuhl ausprobierte. Zunächst klappte da überhaupt nichts, so dass ich im Herbst 2013 ziemlich frustriert an einem Mobilitätstraining in Mainz-Laubenheim teilgenommen habe, wo ich das Rollifahren erlernte und sofort Feuer und Flamme für dieses Sportgerät war. Nora und Thomas, die beiden Leiter des Trainings, haben mich schnell neugierig auf die Erwachsenen-Sportgruppe gemacht. Seit November 2013 gehe ich dorthin und habe seitdem kaum ein Training verpasst. Die beiden sprachen mich danach an, ob ich Lust hätte, die Übungsleiter-Ausbildung zu absolvieren, um sie als Trainer der Sportgruppe ab und zu unterstützen oder auch mal vertreten zu können. Mittlerweile bin ich sogar der Übungsleiter dieser Sportgruppe geworden. Ich merke, dass ich Leute begeistern kann und mit viel Empathie, Humor und Begeisterung gelingt es mir wohl, die Sportler*innen immer wieder zum Erscheinen in den Trainingsstunden zu gewinnen.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Absolute Vorbilder sind für mich Nora Sties (Rollifahrerin) und Thomas Reinelt (Fußgänger), die beim TV Laubenheim eine wunderbare Rollisportabteilung ins Leben gerufen haben, die schon seit vielen Jahren toll und nachhaltig läuft. Wie die Beiden als Paar und mittlerweile auch als kleine Familie zusammen ihr Leben meistern, imponiert mir sehr. Da habe ich mir viel an Leichtigkeit und auch Kompetenz abgeschaut.
Natürlich sind auch meine Frau Sabrina und unser Sohn Ben Vorbilder für mich, wenn es darum geht mir zu zeigen, dass da doch gar kein Problem ist, dass ich im Rollstuhl sitze. Beide können mittlerweile selbst sehr gut Rollstuhl fahren und sind selbst auch aktive Rollstuhlsportler.
Ein weiteres ›Vorbild-Paar‹ sind Judith, meine Physiotherapeutin (seit 2007) und ihr Lebensgefährte Uli, der selbst Rollifahrer ist und mir einen ganz tollen Rollstuhl, für den ich oft bewundert werde, in seiner kleinen Firma selbst gebaut hat. Auch die Beiden leben mir und uns als Familie vor, dass auch im Rollstuhl sitzend alles möglich ist, auch wenn es oftmals einfach ›anders‹ ist, sein Vorhaben umzusetzen.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Im TV Laubenheim bin ich seit vielen Jahren Übungsleiter in der Kindersportgruppe und dieser Termin am Freitag- Mittag ist immer wieder ein Höhepunkt in meiner Woche. Das Einfahren in die Halle und die Freude der kleinen Sportler*innen, dass man da ist und Zeit für sie hat, das allein lohnt schon, die Anfahrt auf sich zu nehmen. Da sind so tolle, junge Menschen, die gemeinsam Lachen, sich austauschen und Sport treiben wollen. Das mache ich super gerne und bestimmt noch viele weitere Jahre lang. 😉
In der Erwachsenen-Sportgruppe bin ich mittlerweile auch hauptverantwortlicher Übungsleiter und wir sind immer mindestens zehn, manchmal auch über 20 Teilnehmer*innen und sporteln zusammen. Wir haben ein klares Trainingsraster und jeder weiß grob, was am jeweiligen Dienstag dran ist (Wechsel zwischen Techniktraining/Koordination oder Kondition/ langfristige Spielformen/wechselnde Spiele). Dies findet immer genau so statt. Jeder, der kommt, weiß grob, was ihn oder sie an diesem Abend erwartet. Mir geht es immer darum, eine Mischung aus Sport, Austausch und zum Teil fast schon Lebenshilfe zu bieten. Wir lachen viel und messen uns trotzdem im Wettkampf.

Hast Du eine Übungsleiter-/Trainerlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Nora und Thomas haben mich davon überzeugt, dass zu meiner damaligen ›normalen‹ Sportlehrer-Ausbildung (1990 bis 1994) die Übungsleiter-C-Ausbildung (2015) ganz bestimmt Sinn macht. Ich hatte das Glück, dass ich Horst Strohkendl noch als Ausbilder erleben durfte. Da habe ich ganz viel Spontaneität erlebt , eine riesige Fachkompetenz erfahren und mir wurde ganz viel beigebracht, was ich heute noch umsetze. Mittlerweile darf ich sogar in der Übungsleiter-Ausbildung selbst als Referent mitwirken. Cool – und das macht richtig Spaß.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Ja, auf jeden Fall. Als Regelschul-Lehrer absolvierte ich meine Ausbildung damals ja auch als Sportlehrer und kann auf dieser Basis, gemischt mit meinem ›neuen inklusiven‹ Wissen angepasste Sportstunden konzipieren und eine gute Mischung anbieten. Mir hat es gut getan, in der Übungsleiter-Ausbildung viele Spiele kennenzulernen und auszuprobieren. Dadurch bin ich viel mutiger geworden und habe mich als ›alter Sack‹ auch noch in den Skatepark gewagt und kriege dort coole Sachen hin.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Ich finde es klasse, dass im DRS soooooo viele verschiedene Sportarten angeboten werden. Schön, dass man als Interessierter sowohl Skaten als auch einfach ›nur‹ Boccia spielen oder irgendeine Ballsportart ausüben kann. Trainings mit und ohne weiteres Hilfsmittel werden angeboten und mittlerweile gibt es auch Fortbildungen, in denen es um den Teamgedanken und das gemeinsame Lösen von Aufgaben geht.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

Als Übungsleiter der Erwachsenen- Sportgruppe habe ich jede Woche die ›Angst‹, dass ich meine Teilnehmer*innen auch mit meinem Angebot erreiche. Im Techniktraining passiert es mittlerweile, dass wir die Holzelemente falsch herum auf den Boden legen und diese dann irgendwie trotzdem überfahren/meistern lassen. Das ist ein Höhepunkt für manche Sportler* innen, denn diese Aufgabe sieht oftmals zunächst unlösbar aus. Dann geht es ans gemeinsame Überlegen, Ausprobieren und Meistern. Mir ist es immer wichtig, dass alle Teilnehmer*innen der Trainings die Spiele und Aufgaben auch lösen können. Wir verändern immer Regeln und entwickeln eine Mitmach- Möglichkeit für alle.
Bei uns im Verein gibt es Teilnehmer*innen, die mehrfach beeinträchtigt sind und auch geistig Beeinträchtigte sind Teil der Gruppe. Der Austausch mit genau diesen Sportler*innen ist für mich ein Geschenk, denn ich weiß ja selbst, wie schnell man nicht mehr dazu gehört, wenn man ›anders‹ ist.

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

Als normaler Teilnehmer der Erwachsenen-Sportgruppe habe ich mich total gerne mit den anderen Sportler*innen gemessen und richtige Duelle geliefert. Das war uns wichtig und wir haben so oft Fortschritte erzielt, wenn wir neue Bestleistungen aufgestellt haben. Mir war in dieser Zeit aber auch immer wichtig, die damaligen Chefs Nora und Thomas zu unterstützen und besonders auch für die mehrfach Beeinträchtigten da zu sein. Ich war super gerne einfacher Teilnehmer dieses Trainings und bin mittlerweile eben der Übungsleiter geworden. Ehrlich gesagt passiert es immer mal wieder, dass ich gerne einfach nur Teilnehmer wäre und mal ohne diese größere Verantwortung teilnehmen könnte.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Ich spiele total gerne Wheel Soccer, setze immer wieder aber auch Spiele ein, in denen man im Team zum Erfolg kommen kann, wie z.B. „ADAC-Ball“. Gerne setze ich in den Trainings auch erlebnispädagogische Übungen ein, bei denen die Teilnehmer*innen sich zunächst besprechen und dann gemeinsam eine Herausforderung lösen.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Ich vermittele sehr gerne die Tatsache, dass gerade wir beeinträchtigten Menschen uns (unter-)stützen müssen und gegenseitig Vorbild sein sollten. Die Zeit im Rollstuhlsport hat mich total weiterentwickelt. Ich weiß, dass ich andere Menschen gut anleiten kann, dass es mir gelingt, für sie als Vorbild da zu sein, denn trotz meiner Beeinträchtigung, bin ich ›normaler‹ Lehrer und erledige meinen Job gerne und gut. Das motiviert viele, sich auch weiterhin zu trauen, aktiv im Beruf und im Sport zu sein und zu bleiben.
In unserem Verein gibt es viele Menschen, die als Übungsleiter*in richtig gut geeignet wären. Da ist es nun die Aufgabe, positiv und ressourcenorientiert dran zu bleiben und diese Menschen stark zu machen, dass sie ihr Talent erkennen und auch hier an sich glauben. Das ist etwas, was ich mir generell zur Aufgabe gemacht habe: Wir Menschen können so viel mehr, als man uns zutraut. Es gibt so tolle Menschen, die oftmals an sich zweifeln. Ich sage und vermittle meist, dass du als Mensch einzigartig bist und dich so zeigen darfst, wie du bist.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

In der Rollstuhlsportgruppe erlebt man sich als Teilnehmer*in als Teil einer tollen Truppe. Man tut etwas für sich und seinen Körper, man erlernt immer besser das Rollstuhlfahren, auch wenn man glaubt, das doch schon zu können.
Im Rollstuhlsport wird man stark gemacht, durch das Training und durch den Austausch untereinander. Oftmals ist es wirklich Selbst- und Lebenshilfe, wenn wir füreinander da sind und uns unterstützen.
Für mich ist es ein ganz tolles Erlebnis, in einer recht großen Gruppe von Übungsleiter*innen für andere Menschen da zu sein und sich füreinander zu interessieren. Da sind richtige Freundschaften entstanden. Mein kleiner Freund Willi ist fast 50 Jahre jünger als ich. Doch wir freuen uns, uns zu sehen und uns auszutauschen und uns sportlich zu begegnen.

April 2021

Jürgen Erdmann-Feix

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Steckbrief

Name: Jürgen Erdmann-Feix
Wohnort: Bad Kreuznach
Alter: 60
Sportarten: derzeit regelmäßig Rollski, zu selten anderer Sport, wie z.B. Rollstuhltanz, Liegerad-Tour, Schwimmen oder auch Schlittschuhlaufen
Heimverein: Sportfreunde Diakonie (SFD) Bad Kreuznach
Hobbys / Interessen: neben Sport Reisen, Holzarbeiten, Fotografieren (z. B. ungewöhnliche Bäume)

Interview mit Jürgen Erdmann-Feix

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Als Kind und Jugendlicher war ich sportbegeistert und wollte zunächst erstmal mehr über meinen Sport Tischtennis wissen, als ich mit 18 Jahren meine erste Übungsleiterausbildung machte. Dann kamen die Lernfortschritte, der Spaß und die Erfolge mit den Jugendlichen, auch mit meinen Mannschaftskameraden in meinem damaligen Verein TSG Merlau dazu. Der Grundstein fürs Sportstudium, weitere Übungsleiterausbildungen und Tätigkeiten war gelegt. Es reizte mich, das Fachliche aber genauso auch den Spaß an Bewegung zu vermitteln. Der größte Antrieb sind die Menschen, wenn man spürt, wie wichtig ihnen ihr Sport ist.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Ich denke gerne an Kollegen, mit denen ich zusammen wirken durfte, mit denen ich mich austauschen konnte, von denen ich etwas abschauen konnte und die mich in vielen Facetten bereichert haben. Ich denke beispielsweise an das unbändige Anfeuern meines Tischtennis-Trainerkollegen Alfred Bogner mit seinen lauten ›Hussa‹-Rufen und an die Kreativität vom früheren Tischtennis-Lehrwart Werner Heißig. Auch ich ging durch Horst Strohkendels Lehre und seine Weisheiten. Die Ausbilder spielen eine besondere Rolle.
Als erster Bundestrainer im Boccia in Deutschland war natürlich kein Vorbild möglich. Da ich gerne auch selbst Tüftler bin und schon etwas Erfahrungen hatte, war das aber reizvoll, und ohnehin sollte jeder irgendwann seinen eigenen Stil finden.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Die Ziele sind unterschiedlich. Bei meiner Powerchair Hockey-Mannschaft, den ›Star Drivers‹, zählt die Mannschaftsleistung. Hier will ich die Fähigkeiten der einzelnen Spieler als Bausteine zu einem größeren Ganzen zusammenbauen. Generell versuche ich, den einzelnen Sportler da abzuholen, wo er steht und ihn weiterzubringen. Dabei ist es mir wichtig, dass der/diejenige Spaß hat und eine eigene Motivation entwickelt.

Hast Du eine Übungsleiter-/Trainerlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ich war Tischtennistrainer mit B-Lizenz, Ausbildung in den Fachverbänden von Hessen und RLP. Ich bin Rehasport-Übungsleiter, schwerpunktmäßig Neurologie, Ausbildung beim DRS durch Horst Strohkendl. Meine aktuellste Qualifikation ist Boccia Coach Level 1 vom internationalen Fachverband BISFed. Zudem bin ich natürlich durch mein Studium zum Diplom-Sportlehrer geprägt, sowie durch zahlreiche Fortbildungen.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Ja, das war sehr wichtig, um eine Grundlage, Motivation und auch eine äußere Akzeptanz zu bekommen.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Ich bin vor allem im Sport für Menschen mit starker Körperbehinderung involviert. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass für diese Menschen mehr bewegt wird. Im Verein bin ich als Trainer im Powerchair Hockey und im Boccia aktiv, die am weitesten entwickelten Sportarten für o. g. Sportler. Für beide würde ich mir eine Fachübungsleiter-Ausbildung wünschen, zumindest mehr Fortbildungen. Hauptberuflich arbeite ich u. a. mit Menschen, die eine Cerebralparese, Muskelkrankheit, MS oder eine Behinderung nach Schädel-Hirn Trauma haben. Auch für diese Menschen finde ich Sportangebote und das Ausbildungs-Angebot des DRS noch ausbaufähig.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

»Fairness gibt innere Stärke«. Als Tischtennistrainer coachte ich einmal ein Doppel gegen bekannterweise unfaire Gegner. Die Schiedsrichter bemerkten mehrere Kantenbälle nicht, die bei uns auf dem Tisch landeten. Gegen anfänglichen Widerstand meiner Spieler signalisierte ich jedesmal, dass wir korrigierten und der Punkt den anderen zuerkannt wurde. Gegen Spielende war es umgekehrt, doch die Gegner hatten »nichts gesehen«. Dann bin ich verbotenerweise in die Spielbox gestiegen und hab mich vor den Trainer des Gegners gestellt. Ich wusste, viele Zuschauer hatten es auch gesehen und kannten die Vorgeschichte unserer Fairness. Der moralische Druck war so groß, dass sie schließlich den Punkt für uns zugaben (unter Applaus der Zuschauer und ohne Sanktionen für mich).
Die Geschichten, die ich noch auf Lager habe, würden den Rahmen hier sprengen, aber beispielsweise sind es gewonnene Spiele meiner ›Star Drivers‹, die nach einer Aufholjagd und zuvor beschworenem und geschürten Kampfeswillen und Teamgeist geschafft wurden. Auf jeden Fall auch Momente, wo etwas nach langem Üben dann gelingt, oder das schöne Gefühl, wenn etwas von selbst läuft und ich mich als Trainer zurückziehen konnte.
Besondere Wettkampferfolge mit der gemeinsamen Freude sind mir auch in Erinnerung. Die vielen Medaillengewinne bei Deutschen Meisterschaften durch ›meine‹ Kreuznacher Boccia-Spieler erfreuen mich. Die Erfahrungen und Erlebnisse beim Aufbau der Boccia-Nationalmannschaft, verbunden mit dem Ziel und den Aktivitäten, diese Sportart in Deutschland zu etablieren, sind für mich sehr bedeutsam.
Zehn Jahre Boccia-Bundestrainer waren eine spannende, intensive Zeit. Es gab natürlich auch problematische, schwierige Situationen, die letztlich aber nützlich waren, um daran zu wachsen. Glücklicherweise verblassen die Probleme gegenüber den schönen Erinnerungen.

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

In meinen intensiven 25 Tischtennisjahren musste ich das eigene Spielen zunehmend runterfahren. Die Diskrepanz zwischen dem zunehmendem Wissen über Trainingsmethoden, Spielfertigkeiten etc. (ich war von 1991 bis 2000 Honorar-bzw. Cheftrainer Rollstuhltischtennis) und dem, was ich für mich selbst umsetzen konnte, war schwer auszuhalten. Immerhin konnte ich durch mein Taktik Wissen etliche Wettkampfspiele zu meinen Gunsten drehen. Jedenfalls finde ich es sehr hilfreich, beide Rollen zu kennen. Deshalb setze ich mich natürlich gerne in Rollis zum selbst erproben.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Hier meine derzeitigen Top 5 ohne Rangfolge:
1. Boccia für Konzentration, Taktik, Spannung und seine vielfältigen Ausübungsmöglichkeiten.
2. Polybat, das ich auch Roll-Tischtennis nenne. Toller Sport vor allem für Rollifahrer mit stärkerer Spastik. Ich experimentiere gerade mit Ideen zur Differenzierung.
3. Powerchair Hockey für Action, Teamgeist und bei Wettkämpfen dafür, dass man als Trainer hellwach sein muss, um situationsgerecht auch mal ins Spiel reinbrüllen zu können.
4. ›Flitzpuck‹, weil ich in der Coronazeit eigene Rolli-Varianten gefertigt habe und es erstaunlich viele Leute spielen können.
5. ›Fänger und Erlöser‹ mit diversen Varianten als Aufwärmspiel, z. B. mit Poolnudel am E-Rolli.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Prägnante Fotos von Sportlern zeigen und dazu eine Story mit besonderem Erlebnis erzählen. Dabei würde ich eine Mischung überlegen aus besonderen Erlebnissen menschlicher Art, evt. von Wettkampferfolgen und unbedingt auch Weiterentwicklungen, die im Training passiert sind.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

»Alle« find ich etwas zu absolut. Es gibt einfach auch Menschen, für die es nicht passt. Aber ich finde, jeder sollte mal probieren, ob das tolle Gefühl nach einer freudvollen, erfüllenden sportlichen Betätigung nicht auch das eigene Leben bereichert. Mit Gleichgesinnten ist vieles einfach noch intensiver.

Mai 2021

Anna Pracht

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Steckbrief

Name: Anna Pracht
Wohnort: Haiger
Alter: 24
Sportarten: Tennis (Fußgänger- und Rollstuhltennis)
Heimverein: Rollitennis e.V.
Hobbys / Interessen: Tennis, Lesen, Musik, Filme, Serien, Inklusion!

Interview mit Anna Pracht

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Ich gebe jetzt schon seit 8 Jahren Tennistraining für Fußgänger und seit 5 Jahren bin ich auch als Rollitennis-Trainerin aktiv. Mir macht es unglaublich viel Spaß mit Menschen zusammen zu kommen, ihnen etwas beizubringen und vor allem dann ihre Entwicklungsschritte mitzuverfolgen und das Beste aus ihnen herauszuholen. Auch wenn manche Schüler*innen nicht immer so viel Elan zeigen, wie ich das tue 😉
Die Entscheidung auch im Rollitennis e.V. Trainerin zu werden, war ziemlich einfach. Die Spieler*innen sind alle super lieb und nett, immer voll mit dabei und versuchen immer das Beste aus sich heraus zu holen.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Meine Tennistrainer Jörg und Sabine Hochdörffer aus Kindheitstagen waren und sind für mich klare Vorbilder, da sie mich zu Anfang meiner Trainerentwicklung unter die Fittiche genommen haben und mich dahingehend sehr geprägt haben.
Im Rollitennis sind Jürgen und Elke Kugler Vorbilder für mich. Mit welchem Engagement und Freude sie den Rollitennis e.V. leiten ist für mich beispielhaft. Man fühlt sich sofort willkommen und merkt eine große Kompetenz im Bereich des Behindertensportes und im Besonderen natürlich auch im Rollitennis. Sie haben meiner Meinung nach das Rollstuhltennis in Deutschland geprägt und egal wie weit die Fahrt auch ist, sie nehmen sie auf sich, um den Rollstuhltennissport in Vereinen und Verbänden publik zu machen!

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Ich möchte meinen Schüler*innen den Spaß am Tennis vermitteln. Das ist für mich das wichtigste! Aber natürlich möchte ich auch jeden und jede Einzelne*n in ihren Möglichkeiten weiter ausbilden, dass sie auch in größeren oder kleineren Schritten sich weiter entwickeln und verbessern.
In der heutigen Entwicklung ist es mir vor allem auch im Kindertraining wichtig, dass sie einfach generell Freude an der Bewegung entwickeln und ich denke auch im Rollstuhlsport ist das sehr wichtig.

Hast Du eine Übungsleiterlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ich habe vom Deutschen Tennis Bund eine C-Trainerlizenz für Leistungssport und vom DOSB die Übungsleiter (ÜL) C- Lizenz im Breitensport.
Zudem lasse ich mich dieses Jahr vom DRS als ÜL im Behindertensport ausbilden.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Für mich waren die Lizenzen Voraussetzung, um meine Trainertätigkeiten aufzunehmen. Auch wenn ich die praktischen Übungen vor allem durch meine Trainer erhalten habe, sind die theoretischen Teile und auch die neu aufgezeigten Aspekte des Trainings bei der Ausbildung für mich extrem wichtig.
Daher bin ich auch sehr froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, auch die DRS ÜL-C-Lizenz zu machen und auch für den Rollstuhlsport meine Kompetenzen weiterentwickele.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Da ich erst jetzt meine C-Lizenz beim DRS mache, kann ich dazu sehr wenig sagen, freue mich aber sehr, dass der Lehrgang auch trotz der jetzigen Situation stattfindet. Da es aber auf Grund dessen bis jetzt nur ein praktischer Teil präsent geplant ist, würde ich mich auch sehr freuen und wünschen, dass es in den Fortbildungen die Möglichkeit gibt, andere Rollstuhlsportarten bzw. Teile, die normalerweise praktisch in der C-Lizenz Ausbildung vorkommen, in einer präsenten Fortbildung aktiv kennenzulernen.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

Die schönsten Momente sind für mich immer, wenn nach längeren Lerneinheiten es bei den Schüler*innen „klick“ macht und sie den nächsten Entwicklungsschritt gehen, oder schwere Übungen auf einmal ihnen leichter fallen. Ebenso macht es mich immer stolz, wenn sie bei Turnieren Gelerntes umsetzen können und ein tolles Spiel machen!
Daher gehören zu meinen schönsten Erinnerungen auch die Turniere, die ich mit den Spieler*innen des Rollitennis e.V. erleben durfte, dazu zählen natürlich auch die „Erlebnisse“ außerhalb des Platzes!

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

Da ich schon sehr früh die Rolle des Trainers bzw. auch schon einfache Aufgaben, wie der Vorgruppe Bälle anzuspielen, übernommen habe, habe ich dahingehend nie Probleme gehabt.
Als Rollitennis-Trainerin war es für mich eine Herausforderung den Wechsel von der Fußgängerin zur Rollitennisspielerin zu machen. Den ich – das können wahrscheinlich die Rollitennisspieler*innen bestätigen – noch lange nicht geschafft habe. Aber auch als Trainerin musste ich schauen, gewisse Übungen abzuändern, damit sie auch “Rollstuhltauglich“ sind.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Als Aufwärmspiel wird im Rollitennis e.V. immer gerne „Touch-Ball“ gespielt, dass würde ich mal zu meiner Top 5 nehmen.
Eine Aufwärmübung, die ich bei Rollis, wie auch bei Fußgänger gerne mache, ist das schnelle Abfahren/Laufen von bunten Hütchen in einer vorgegebenen Reihenfolge. Die Hütchen werden weit voneinander abgestellt, ich lege bspw. alle rechts und links an den Außenlinien des Tennisfeldes, wobei zwei an dem Netz und zwei an der Grundlinie stehen. Die Spieler*innen müssen sich nun die von mir genannte Reihenfolge merken und anschließend so schnell wie möglich die Strecken abfahren.
In Bezug auf das spezifische Tennisspiel trainiere ich gerne ein offensives Spiel, also die Bewegung nach vorne zu machen und mit einem Volley oder Stop den Punkt zu beenden.
Zusätzlich muss aber natürlich auch der lange Ballwechsel trainiert werden, dazu mache ich noch sehr gerne die Übung „Hosenträger“, die bei den Spieler*innen aber nicht ganz so beliebt ist … 😉
Tennisspezifisch spiele ich dann gerne zum Abschluss „Himmel und Hölle“ bzw. auch bekannt unter „König“ und natürlich auch das ganz klassische Doppel (2 gegen 2).

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Wer gerne mit Menschen arbeitet und feststellt, dass er oder sie auch gut vor ihnen sprechen und Dinge erklären kann, gibt es nichts Besseres als dies in einer ÜL oder Trainer Tätigkeit auszuüben.
Es macht unglaublich viel Spaß und ist total abwechslungsreich, weil man so viele unterschiedliche Charaktere kennen lernt und sein Wissen immer wieder neu anpassen muss. Man kann in einer Stunde anleiten, erklären, motivieren, beibringen aber genauso auch mitspielen und mal zeigen was man selbst so kann oder eben nicht.. 😉 Wenn du merkst, dass es bei Spieler*innen immer besser klappt und das sie richtig Freude entwickeln deine Sportart selbst aus zu üben, ist es auch für einen selber, als Trainer, unglaublich toll!

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

Es geht meiner Meinung nach vor allem in Vereinen und Gruppen um die Gemeinschaft und die Zugehörigkeit. Es gibt doch nichts Schöneres als in einer Gruppe/Mannschaft zu sein, die einen unterstützt, motiviert und mit der man Spaß haben kann und genauso aber auch über alle möglichen Themen sprechen und diskutieren kann.
Zusätzlich als Trainerin muss ich natürlich auch den Wert des Sportes hochstellen. Denn, egal mit welchen Möglichkeiten man dem Sport betreibt, hält er Körper und Geist fit, indem er auch mal im positiven Sinne einen an die Grenzen bringt. Aus all diesen Gründen (und egal welcher dieser Gründe nun vorrangig ist) macht meiner Meinung nach Sport vor allem glücklich und das kann jeder gebrauchen!

Juni 2021

Mandy Pierer

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Steckbrief

Name: Mandy Pierer
Wohnort: Stuttgart
Alter: 35
Sportarten: Breitensport mit den Rollikids
Heimverein: MTV Stuttgart 1843 e.V.
Hobbys / Interessen: Sport, Handarbeiten, Lesen

Interview mit Mandy Pierer

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Als Marcel und ich uns während einer Familienfreizeit des DRS in Rheinsberg dazu entschlossen die Wheelers zu übernehmen war uns gleich klar, dass einer von uns beiden den Übungsleiter machen sollte. Die Wahl fiel auf mich. Wir wollten unser Training für die Kinder und Jugendlichen in unserer inklusiven Rollstuhlsportgruppe so gestalten, dass die Kinder stetig ihre Fähigkeiten im Rollstuhlsport verbessern und ich ihnen bei Spiel und Sport die Fahrtechniken genau erklären und zeigen kann.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Na klar, Ute und Klaus Herzog. So wie Marcel und ich ergänzen sie sich bei der Arbeit mit den Sportler:innen hervorragend.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Mit den Minis (bis 6 Jahre) arbeite ich an den Grundfahrtechniken und an ihrem Selbstvertrauen. Im Spiel erleben sich die Kinder als handlungsfähige Persönlichkeiten die etwas bewirken können. Außerdem arbeiten wir an der Angstfreiheit vor Sportgeräten, wie z.B. dem Ball. 

Bei den Rollikids (ab 6 Jahren) geht es darum kompliziertere Spielabläufe kennen zu lernen. Im Team zu arbeiten und sich an Regeln zu halten. Außerdem laden wir regelmäßig verschiedene Parasportler:innen zu uns ein, damit die Kinder und Jugendlichen das ganze Spektrum an Sportmöglichkeiten kennen lernen. 

Wir wünschen uns, dass alle unsere Sportler:innen den Spaß an der Bewegung ihr Leben lang nicht verlieren.

Hast Du eine Übungsleiterlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ich besitze die Übungsleiter:innen-Lizenz C für Behindertensport. Ausgebildet wurde ich von Peter Richarz und Horst Strohkendl. Besonders gefreut hat mich Peters Ausdauer, mir das Körbewerfen aus dem Sportrollstuhl heraus beizubringen. Drei Tage ließ er mich täglich üben und dann klappte es. Marcel hätte gerne letztes Jahr seinen Übungsleiter gemacht aber leider musste der Lehrgang im letzten Jahr abgesagt werden. Nun hofft er auf bessere Zeiten.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Wir hatten unsere Tätigkeit im Verein bereits begonnen, bevor ich den Übungsleiterkurs machen konnte. Als Familie mit drei Kindern mussten wir erst mal den passenden Zeitraum finden. Die Erfahrung aus dem Kurs hat mir aber sehr geholfen unsere Trainingseinheiten zu verbessern.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Für mich ist das Angebot ausreichend. Die neuen Online-Angebote gefallen mir besonders, da ich dies leichter in meinen Alltag integrieren kann.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

In sechs Jahren sind viele besondere Erinnerungen entstanden. Im Prinzip gibt es in jedem Training einen magischen Moment. Große Ereignisse an die wir gerne zurückdenken waren unsere beiden Wheelsoccer-Cups 2018/2019 und unsere jährliche Teilnahme am Stuttgart-Lauf in der Disziplin Mini-Handbike-Marathon. Es ist so großartig, wenn die Kinder in einem vollen Stadion über die Ziellinie fahren und alle Menschen ihnen zujubeln.

Im vergangenen Herbst veranstalteten wir einen Intensivschwimmkurs in den Herbstferien. Ein fünfjähriges Kind mit Spina Bifida aus unserer Minis Gruppe klammerte sich am ersten von vier Tagen noch sehr ängstlich an mich. Seine Angst zu ertrinken war wirklich groß. Nicht mal aufs Wasser pusten wollte er. Aber im Laufe der Tage und im Zusammenspiel mit den anderen Trainerinnen und Teilnehmern wurde er immer mutiger und faste vertrauen. Am Ende war die Wassergewöhnung abgeschlossen und seiner Meinung nach hätte es in der darauffolgenden Woche mit „richtigem Schwimmtraining“ weitergehen können.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Für die Minis ist es „Feuer-Wasser-Sturm“. Dabei kann ich sehr gut sehen ,wie weit jedes Kinder mit seiner Mobilität im Rollstuhl ist. Für die Rollikids ist es „Brennball“. Hier müssen die Jugendlichen ihre Stärken und Schwächen als Team genau berücksichtigen um zu gewinnen.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Menschen mit Behinderung Übungsleiter*in werden würden. Kinder brauchen Vorbilder an denen sie sich orientieren können. Wer also seine Begeisterung für eine Parasportart  an den Nachwuchs weitergeben möchte, sollte auf jeden Fall Übungsleiter*in werden!

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

Also ich finde nicht, dass „alle“ Rollstuhlfahrer*innen Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden sollten, da Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung ebenso verschieden und vielfältig sind wie Menschen ohne Einschränkung. Eventuell haben manche eher Freude an Kunst, Musik etc. Aber wenn sie Freude an Sport und  Bewegung haben, sind sie in einer Rollstuhlsportgruppe bestens aufgehoben, um ihre persönlichen Ziele zu erreichen und soziale Kontakte in der Gemeinschaft der Sportler*innen zu pflegen.

Juli 2021

Gerd Autenrieth

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Steckbrief

Name: Gerd Autenrieth
Wohnort: Seeheim-Jugenheim (Südhessen)
Alter: 50
Sportarten: Tennis (spiele selbst in einer Mannschaft)
Heimverein: 1. ERHC Dreieich
Hobbys / Interessen: Skifahren, Golf spielen (wozu ich leider sehr selten komme), CS:GO

Interview mit Gerd Authenrieth

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Um ehrlich zu sein, bin ich dazu „genötigt“ worden. Die Stelle als Trainer des 1. Elektro-Rollstuhl-Hockey-Clubs Dreieich (wir spielen Powerchair-Hockey) war vakant und der immer noch amtierende Präsident Günter Keller sagte mir, dass ich das ab jetzt (das war 2010) übernehmen soll. Ich kannte damals noch nicht mal alle Regeln, aber der Sport hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich hatte einfach „Bock“ drauf! Bis dato war ich immer nur Zuschauer und Assistent eines Spielers.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Tatsächlich alle Beteiligten, die sich um die Spieler kümmerten: Eltern, Freunde Geschwister, Verwandte, Assistenten und an erster Stelle Günter Keller. Ich war beeindruckt von deren Engagement und Hingabe und dachte mir: „Wer bin ich, wenn ich nicht einen kleinen Teil dazu beitragen kann?“.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Wir haben uns als Verein vor einigen Jahren zusammen gesetzt und uns die Frage gestellt: „Welche Ziele wollen wir verfolgen?“. Wollen wir ein Verein für Breitensport sein oder ein Verein der Titel gewinnen will, also sportlich erfolgreich sein. Wir haben uns für Titel gewinnen entschieden. Später haben wir dann gemerkt, dass das eine das andere nicht ausschließt und durchaus beides möglich ist. So haben wir die letzten vier Deutschen Meisterschaften gewonnen und trotzdem ist bei uns jeder herzlich willkommen. Der Weg ist hoffentlich noch lange nicht zu Ende.

Hast Du eine Übungsleiterlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Nein, leider.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

„Learning by doing!“ – das war meine Devise. Für meine Tätigkeit als Cheftrainer der Deutschen Powerchair-Hockey-Nationalmannschaft brauche ich allerdings noch einen Trainerschein, sobald die Pandemie im Griff ist, werde ich das auch angehen. Und freue mich auch darauf, Dinge zu lernen, von denen ich bis jetzt noch gar nichts weiß.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Ich hatte mich tatsächlich noch nie damit beschäftigt, bis ich mich auf die Stelle des Cheftrainers beworben hatte. Ich kann aber immer noch nichts dazu sagen.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

Natürlich der Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft mit den Black Knights (1.ERHC Dreieich. Das war ein unglaubliches Gefühl und der absolute Höhepunkt meiner Karriere – bis dato. Aber auch die zwei Finalniederlagen bei meinem persönlich „wichtigsten“ internationalen Turnier in Eindhoven/Niederlande. Es treibt mich immer wieder an, uns um diesen einen Platz zu verbessern.
Und aktuell die Pandemie, die mich schmerzlichst spüren lässt, wie sehr ich den Sport und alle vermisse – das letzte Training war im Oktober 2020.

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

Ich habe nie (abgesehen vom Training) im Rollstuhl gesessen und auch nie Hockey gespielt, aber Mannschaftssport und Teamgeist sind mir von klein auf bekannt und mit dem nötigen Ehrgeiz und Willen schafft man „alles“.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Da gehts mir wie den Spielern, je mehr man Gegeneinander spielt desto mehr Spaß hat man. Natürlich gehören Technik- und Taktikschulungen unweigerlich dazu, aber das Spielen an sich macht einfach für alle am meisten Spaß und man kann es in vielen verschieden Varianten ausführen. Z. B. habe ich drei Mannschaften auf dem Feld, jeweils eine verteidigt ein Tor und die dritte greift ein Tor an. Erzielt sie dabei ein Tor darf sie auch auf das andere Tor weiter angreifen, schafft sie kein Tor wird die verteidigende Mannschaft zum Angreifer und versucht ihrerseits auf der Gegenseite ein Tor zu erzielen. So schafft man es viel mehr Spieler*innen auf dem Platz zu haben, ohne dass es grotesk wird. Ein Trainingsspiel evtl. in kleinem Turniermodus wäre meine Nr. 1, alles andere ist „notwendiges Übel“ um im Spiel richtig Spaß zu haben. Außerdem kann man in Trainingsspielen viel besser taktische Maßnahmen üben, korrigieren und verbessern.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Es ist ein unglaublich gutes Gefühl mit Sportlern zusammen zu sein und mit ihnen ihre Fertigkeiten zu verbessern, den Lernprozess zu sehen und natürlich auch Erfolge zu genießen und Niederlagen gemeinsam zu verarbeiten. Sport lässt uns alles außen herum vergessen! Ich denke mein Profilfoto sagt mehr aus als alles was ich hier geschrieben habe.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

Wenn man nicht gerade Einzelgänger ist, machen gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe nun einmal am meisten Spaß. Und da ist es egal, ob man im Rollstuhl sitzt oder nicht. Das gilt für alle!

August 2021

Angelika Schneider

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Steckbrief

Name: Angelika Schneider
Wohnort: Konstanz
Alter: 45
Sportarten: Rollstuhlbasketball und alles andere, was sich für uns KoRollis anbietet
Heimverein: KoRolli Konstanz e. V.
Hobbys / Interessen: Querflöte, Inlineskating, Laufsport, Basteln, Gartenarbeit und Heimwerken

Interview mit Angelika Schneider

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Durch meinen Bruder Michael, der eine Behinderung hat, habe ich gesehen und erlebt, dass es nicht für alle Menschen ein sportliches Angebot gibt und Inklusionssport keine Selbstverständlichkeit ist. Genau dies war dann auch der Auslöser dafür, dass ich zusammen mit Menschen mit Behinderung Sport machen wollte, um einen kleinen Beitrag zu leisten, die Welt der Bewegung zu einer Welt der Begegnung zu machen. Ich finde es wichtig, dass allen die gleichen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Durch die Übungsleiterausbildung konnte ich dann genau hier ansetzen und den Spaß am Sport weitergeben.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Da mein Bruder Michael Autos liebte und wir „Knight Rider“ schauten, waren wir als Kinder Fans von David Hasselhoff. Sein offener Umgang mit Menschen mit Behinderung hat mich beeindruckt. Später wurde für mich aber Dr. Horst Strohkendl ein großes Vorbild, den ich bei meinem ersten Lehrgang kennengelernt habe. Durch ihn habe ich viel gelernt und erfahren, dass es immer wichtig ist, sich in die individuelle Situation einer anderen Person hineinzuversetzen, um helfen zu können. Es war dann auch ein großes Glück für mich, dass ich noch viele Jahre immer wieder mit ihm zusammenarbeiten durfte.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Die Freude an der Bewegung und der Spaß am Sport sind für mich von großer Bedeutung, denn wenn man eine Sache gerne macht, dann kann sich die Einstellung ändern und es eröffnen sich neue Blickwinkel. Dadurch können sich vielleicht auch neue Möglichkeiten eröffnen, die das Leben außerhalb des Sports leichter machen. Genau das versuchen wir auch bei uns im Verein zu leben und mit einer großen Bandbreite an Angeboten zu verbinden: Egal in welcher Weise jemand mitmachen kann, ob als Rolli-Fahrer*in, E-Rolli-Fahrer*in oder Fußgänger*in, ob als Kind oder Erwachsener, egal ob beim Ballsport, Wassersport, Lachyoga oder Blasrohrschießen: Alle sollen mitmachen können und die Möglichkeit erhalten, etwas auszuprobieren.

Hast Du eine Übungsleiterlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ja, ich habe eine Übungsleiterlizenz und hatte – wie schon erwähnt – das Glück, dass uns Dr. Horst Strohkendl ausgebildet und auf die Aufgaben in bester Weise vorbereitet hat.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Ja, auf jeden Fall, zumal Horst Strohkendl schon damals großen Wert auf Abwechslung und auf ein breites Spektrum an Methoden gelegt hat. Wir haben unterschiedlichste Spiele gemacht und Sportarten ausprobiert. Dabei konnten wir immer wieder lernen, wie das Ganze mit Rollstuhl funktioniert und worauf ich als Fußgängerin achten muss. Wichtig ist auch, dass es nicht die eine Sportart für alle gibt, sondern jeder individuell schauen muss, wo er sich wiederfindet.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Ja, ich finde das Aus- und Fortbildungsangebot gut und die Vielfalt beim DRS vorbildlich. Es ist quasi von A bis Z alles dabei. Oft ist es für mich als Mutter von vier Kindern nur nicht einfach, mehrere Tage zu einer Fortbildung zu gehen. Hier wäre schön, wenn man auch einzelne Tage unter Umständen auch an verschiedenen Orten besuchen könnte. Aber das Online-Angebot, welches jetzt aufgrund der Corona-Pandemie aufkam und verstärkt wurde, bietet hier Alternativen.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

Zunächst vor allem auch die tollen Ausbildungstage in Bad Wildungen oder Tauberbischofsheim mit Horst Strohkendl und Romy Pawellek, wo wir sogar mal beim Rollstuhlfechten reinschnuppern konnten. Da wir bei den KoRollis die Vielfalt leben, haben wir auch hier schon viele, tolle Sportarten ausprobiert, die auch immer wieder neue Erfahrungen für mich und auch die anderen Rollstuhlsportler*innen mit sich gebracht haben. Wir waren schon beim Blasrohrschießen, Curling, Fahnenschwingen, der Hoppetosse-Fahrt, beim Lachyoga oder Monoski aktiv. Es wird nicht langweilig. Wäre die Corona-Pandemie nicht gewesen, könnte ich noch Bogenschießen, Sit-up-Paddling und Trampolinturnen nennen. Das kommt aber hoffentlich noch.

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

Beim Fahnenschwingen meinte jemand, der nach eigenen Angaben noch nie im Rollstuhl saß und das Ganze aus der „Ferne“ koordinieren wollte, den Rollifahrern erklären zu können, was zu tun sei. Die unterschiedlichen und individuellen Mobilitätseinschränkungen hatte er nicht im Blick, was für Irritationen sorgte. Ich musste an Horst Strohkendl denken, der uns beigebracht hat: „Sagt nie zu den anderen: ‚Ich weiß was ihr fühlt und kann euch sagen, was zu tun ist!‘“ Horst Strohkendl wusste, dass dies nicht nur arrogant wäre, sondern auch nicht funktioniert. Er gab den Rat, dem anderen Folgendes zu sagen: „Ich verstehe deine Bedenken und wir probieren es gemeinsam.“ Das ist für mich generell die Herausforderung als Übungsleiter*in, die ich aber positiv formulieren würde, nämlich als Versuch, die individuellen Fähigkeiten einer Sportler*in allen in der Gruppe zugänglich zu machen.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Wheelsoccer, 10er-Werfen (Korblegerübung fürs Rollstuhlbasketball nach Strohkendl), Rugby als Spielform für alle Rollifahrer*innen, Sprintstaffel und im Übrigen gilt: Jedes Spiel kann witzig und erlebnisreich werden.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Barrierefreiheit entsteht im Kopf… und im Rollstuhl. Übungsleiter*innen und Trainer*innen können dieses Motto an der Basis umsetzen und die Barrierefreiheit und damit Mobilität stärken und fördern.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

Sport ist nicht nur gesund, sondern verbindet auch, hilft Grenzen und Vorurteile abzubauen. Ob Wettkampf oder Freizeit: Es macht einfach Spaß und bringt viel Neues. Wir alle lernen von anderen und jede*r tut es auf ihre und seine eigene Art und Weise. Es hilft mit einem Handicap etwas auszuprobieren, das erweitert den Horizont. Ob als Mitglied oder Gast einer Rollstuhlsportgruppe ist dabei egal.

September 2021

Manuela Rahlf

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Steckbrief

Name: Manuela Rahlf
Wohnort: Bochum
Alter: 61
Sportarten: Powerchair Hockey seit 1989, E-Biken
Heimverein: Hurricanes Bochum (Elektro-Rollstuhl-Sport-Initiative Bochum e.V.)
Hobbys / Interessen: mein Hund, mein Balkongarten, Camping, kreativ sein

Interview mit Manuela Rahlf

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Ich bin da eher in die Aufgabe reingerutscht. Angefangen habe ich 1980 mit Rollstuhlbasketball, die schnelle Bewegung mit dem Rollstuhl, mit dem Ball und die Interaktion im Team und mit dem gegnerischen Team haben mir sehr viel Spaß gemacht. Hier konnte ich mich unbekümmert bewegen und kam mir nicht eingeschränkt vor. Seit Mitte der 1980er-Jahre war ich dann durch das Nachlassen meiner Kräfte aufgrund meiner Muskelerkrankung immer mehr auf die Benutzung eines Elektrorollstuhls angewiesen. Mit Beginn meines Studiums in Bochum 1989 wurde ich auf eine damals noch experimentelle E-Rollstuhl-Sportgruppe im Rahmen des Unisports aufmerksam und war sofort mit Begeisterung dabei. Durch Kontakte nach München und in die Niederlande haben wir uns schnell insbesondere für das E-Rollstuhl-Hockey interessiert, ein erstes Team wurde gebildet, wir konnten an einem großartigen Lehrgang in den Niederlanden teilnehmen und dann auch an ersten Turnieren in München, Bad Kreuznach und weiteren Orten quer durch Deutschland. Schnell fuhren wir auch zu Turnieren ins Ausland, 1991 dann sogar mit einem ersten Auswahl-Team aus Deutschland nach Australien. Der Sport hat mich von Anfang an gepackt und wurde dann viele Jahre ein sehr großer Teil meines Lebens.

In einer Selbsthilfegruppe erzählte ich vom E-Rollstuhl-Hockey und begeisterte dadurch einen damals 10-jährigen Freund, der gern ebenfalls E-Rollstuhl-Hockey spielen wollte. Die Sportlehrerin an seiner Schule ermöglichte mir dann meinen ersten Trainer-Job. Es fanden sich schnell einige Kinder, die mitmachen wollten und so leitete ich jede Woche zusammen mit der Sportlehrerin mit viel Spaß meine erste E-Rollstuhl-Hockey-Gruppe. Etwa ein Jahr später fuhren wir dann zusammen mit einigen erwachsenen Spielern der Uni-Gruppe als „Essen Tigers“ zu Turnieren, u.a. mit der Unterstützung des Fördervereins der Schule und der Pfadfinder, als Helfer begleiteten uns Zivis, Eltern und Freunde. Wir schliefen auf Bundeswehrpritschen in Sporthallen und Schulen und hatten sehr viel Spaß!

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Unser Sport entwickelte sich erst Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre. Wir waren sozusagen die Pioniere und mussten uns alles selbst erarbeiten. Viele Anregungen bekamen wir von den Niederländern, bei denen das E-Rollstuhl-Hockey schon weiterentwickelt war. Ich habe viel auf dem bereits erwähnten Sportcamp gelernt, an dem ich teilnehmen durfte. Ab Ende der 1990er habe ich einige Jahre bei den Starriders Tilburg gespielt, mein Trainer Eric Priest war definitiv ein Vorbild für mich. Ab 1997 wurde ich in die Nationalmannschaft berufen, auch hier habe ich vieles für unsere E-Hockey-Gruppe gelernt. 2010 hatte ich dann die Gelegenheit, an einem internationalen Trainer-Lehrgang in Nottwil in der Schweiz teilzunehmen, besonders der ehemalige finnische Nationaltrainer hat mich hier sehr beeindruckt.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Unser gemeinsames Ziel im Training ist in erster Linie, unsere individuellen Fähigkeiten und unser Teamplay zu erweitern und zu verbessern. Dabei kann ich gut meine jahrelangen Erfahrungen aus vielen Spielen im In- und Ausland einbringen. Wie im Wettkampf auf dem Spielfeld sind wir jedoch auch im Training ein Team, jeder bringt sich ein, alle lernen voneinander und geben ihr Können an die anderen weiter. Das war mir immer besonders wichtig! Ich habe in all den Jahren viele Aufgaben übernommen und mich um vieles gekümmert, aber ich wollte nie „der Boss“ sein.

Hast Du eine Übungsleiterlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ich habe vor etlichen Jahren als erste E-Rollstuhl-Fahrerin meine Übungsleiterlizenz bei Horst Strohkendl in Duisburg gemacht.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Sie war definitiv eine gute Grundlage, um zu lernen, wie man Übungen und Übungseinheiten aufbauen kann. Wir mussten uns für den Elektrorollstuhlsport ja noch alles selbst erarbeiten, es gab damals noch nichts dazu.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Ich bin aktuell leider nicht über das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS informiert, aber ich würde mir wünschen, dass es spezielle Angebote für den Elektrorollstuhlsport gibt. Die Bedürfnisse und Möglichkeiten von E-Rollstuhl-Sportlern sollten hier auf jeden Fall mehr berücksichtigt werden.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

All die Spieler und Spielerinnen, mit denen ich in all den Jahren zusammenspielen durfte, sind mir besonders in Erinnerung geblieben! Das ich ihnen mit meiner Arbeit diesen großartigen Sport zeigen und ermöglichen durfte, wie sie sich entwickelten, wie viel Spaß wir zusammen erlebten. Besonders gern erinnere ich mich auch an die mehrtägigen Turniere in den 1990er Jahren, als wir noch gemeinsam auf Pritschen in Schulen übernachteten und zum Abschluss mit allen Teams zusammen die ganze Nacht gefeiert haben. Das vermisse ich sehr, heutzutage bleiben die Teams leider jeder für sich, es gibt kaum noch Abschlussfeiern und man übernachtet in Hotels.

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

So einen Rollenwechsel hat es für mich eigentlich nicht gegeben. Aber gleichzeitig Spielerin und Trainerin zu sein war nicht immer einfach und hat öfter zu Konflikten geführt.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Nein, wir probieren immer wieder was Neues aus.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Das weiß ich nicht, das hat sich für mich noch nicht ergeben. Ich habe mich damals beim DRS informiert, was ich tun kann, um mein Interesse und meine Freude an dem Sport mit anderen zu teilen. Wer das auch möchte, dem kann ich nur das gleiche raten.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

Für die Menschen, die sich für Sport bzw. für das Sporttreiben interessieren, kann die Teilnahme in einer Rollstuhlsportgruppe das Leben sehr bereichern. Wir sind immer eine sehr kleine Gemeinschaft von etwa 8 bis 14 Spielern und Spielerinnen gewesen, mit Eltern und Begleitern/Begleiterinnen so um die 20 Personen. Wir waren mehr wie eine Familie, über die Jahre sind viele Freundschaften entstanden. Wir haben Spaß miteinander, tauschen uns aus, lernen miteinander und voneinander, die Jüngeren von den Älteren und umgekehrt. Es gab natürlich auch Konflikte, es war nicht immer leicht, aber wir haben nie aufgegeben. Es gab leider auch sehr traurige Zeiten, dann waren wir füreinander da. Ich kann mir ein Leben ohne den Rollstuhlsport und ohne mein Team nicht vorstellen, es hat mir trotz einiger Konflikte vor allem so viel Schönes gegeben. Ich bin viel herumgekommen, habe viele interessante Menschen kennengelernt, wir haben gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt. Ich kann das nur jedem empfehlen!

Oktober 2021

Alireza Ahmadi

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Steckbrief

Name: Alireza Ahmadi
Wohnort: Hamburg
Alter: 45
Sportarten: Rollstuhlbasketball, Schwimmen, Schnellfahren
Heimverein: BG Baskets Hamburg
Hobbys / Interessen: Basketball

Interview mit Ali Ahmadi

 

Was waren Deine Beweggründe, Übungsleiter*in / Trainer*in zu werden?

Mein Hauptgrund ist, dass ich sehr gerne mit jungen Menschen arbeite und gerne meine Erfahrungen der letzten 30 Jahre weitergebe. Ich freue mich Mitglied einer großen Basketballgemeinschaft als Spieler und Trainer zu sein.

Gab es Personen, die Vorbilder für Dich für diese Aufgabe waren?

Ich habe ganz viele Vorbilder, da ich in meiner Karriere viele Trainer kennen lernen durfte. Daher konnte ich viele Erfahrungen sammeln, was gut in der Praxis funktioniert und was nicht.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du während Deiner Tätigkeiten?

Mir ist es sehr wichtig, Selbstvertrauen für den Sportler zu vermitteln. Das ist nicht alles, aber es ist die Voraussetzung, um alle eigenen Ziele zu erreichen. Weiterhin versuche ich das Training stets wettkampforientiert zu gestalten, damit meine Spieler*innen immer gut auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet sind.

Hast Du eine Übungsleiterlizenz? Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ich bin noch in der Ausbildung, da die Corona-Pandemie meine Ausbildung unterbrochen hat. Ich hoffe, dass ich 2022 meine Trainer C-Lizenz-Rollstuhlbasketball bekommen werde! Mein Ausbilder war bzw. ist Marco Hopp.

War die Ausbildung für Dich eine gute Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu beginnen?

Ja, einige Inhalte waren sehr hilfreich.

Ist das Angebot an Aus- und Fortbildungen des DRS ausreichend für Dich? Was würdest Du Dir wünschen?

Ja, ich hätte jedoch gerne mehr Fortbildungen mit Inhalten zum höherklassigen und internationalen Rollstuhlbasketball.

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen sind Dir als Übungsleiter*in / Trainer*in besonders in Erinnerung geblieben?

Zu Beginn meiner Tätigkeit als Spielertrainer war die Kommunikation etwas befremdlich, weil alle Spieler*innen auf dem Court versucht haben, alles sofort umzusetzen, was ich ihnen sagte. Ich musste mich daran gewöhnen, mich auf die wichtigsten Dinge zu beschränken.

Gab es Herausforderungen beim Rollenwechsel von Teilnehmer*in / Spieler*in zum/zur Übungsleiter*in / Trainer*in?

Die größte Herausforderung innerhalb des ersten Jahres war für mich der Rollenwechsel. Denn nicht nur meine “ehemaligen“ Mitspieler*innen, sondern vor allem ich selbst musste lernen, meine neue Rolle als Trainer zu akzeptieren.

Hast Du eine „Top 5“ von Lieblingsübungen oder Favoriten für Spiele im Rollstuhlsport?

Ich habe einige Skills, die ich immer wieder gerne einsetze, die sind jedoch immer abhängig von der Trainingsgruppe. Ich bevorzuge dabei Übungen, die die Grundtechniken wie z. B. Korbleger, Passen, Dribbling usw. enthalten.

Wie würdest Du andere Menschen dazu motivieren, Übungsleiter*in/Trainer*in zu werden?

Die Möglichkeit, eigene Erfahrungen weiterzugeben, ist großartig. Es macht sehr viel Spaß, Sportler auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*innen Deiner Meinung nach Mitglied in einer Rollstuhlsportgruppe werden?

In einer Rollstuhlsportgruppe lernt man nicht nur für den Sport, sondern es gibt auch immer viele Erfahrungen zum alltäglichen Leben mit Rollstuhl!