Albrecht Hung – der Mann, der Joe Biden traf

Joe Biden ist der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Zumindest ist ein Großteil der US-Amerikaner, sowie der restlichen Weltbevölkerung, davon überzeugt. Das möchten wir zum Anlass nehmen, Ihnen jemanden aus dem Stiftungsumfeld vorzustellen, der den „President-elect“ bereits persönlich getroffen hat: Albrecht Hung. Er ist engagierter Vater eines langjährigen Bewohners der Liebenauer St. Lukas-Klinik, Doppel-Weltmeister (Leichtathletik + Basketball) und sitzt im Rollstuhl. Wie all das zusammen hängt, erzählt er uns im Interview.

Herr Hung, Sie sind seit vielen Jahren Heimbeirat in der St. Lukas-Klinik. Wie kam es dazu und worum geht es Ihnen bei dieser Aufgabe?

Mein Sohn Benjamin lebt seit gut 25 Jahren in der St. Lukas-Klinik in Liebenau. Über diese Verbindung kam ich auch zu meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Da ich selbst Rolli-Fahrer bin, habe ich noch mal einen ganz anderen Blick auf viele Dinge, gerade was das Thema Barrierefreiheit betrifft, den die „Fußgänger“ nicht haben. Das fängt bei vermeintlich einfachen Dingen an, zum Beispiel wenn es um die Höhe von Desinfektionsmittelspendern geht, da können wir Menschen im Rollstuhl uns bestenfalls die Augen desinfizieren. Solche Dinge spreche ich gerne an und versuche zu sensibilisieren. Nicht abgesenkte, falsch ausgestattete Rollstuhl-Toiletten oder zu hohe Waschbecken.

Sie sprechen ihre eigene Behinderung an. Sie sind während Ihrer Bundeswehrzeit verunglückt …

Ich hatte auf der Heimreise vom Stützpunkt einen schweren Unfall, der für mich die Diagnose Querschnittslähmung zur Folge hatte. Mir kam damals sehr zugute, dass ich Leistungssportler war, und das wollte ich auch trotz meiner Diagnose weiterführen. So kam es, dass ich an den Ex-Service-World-Wheelchair-Games teilgenommen habe, wenn man so möchte, die Paralympics für Militärangehörige.

Und so wurden Sie nicht nur zu einem der deutschen Pioniere auf diesem Gebiet, Sie konnten auch zwei Weltmeistertitel erringen?

Genau, das war in den Jahren 1993 und 1995, wo ich in den Disziplinen Basketball und Leichtathletik angetreten bin. Schon damals bin ich dabei übrigens König Hussein von Jordanien begegnet, der sogar Zeit für ein kurzes Gespräch und ein gemeinsames Foto hatte. Prinz Harry hat diese Spiele im Jahr 2014 dann unter dem Namen „Invictus Games“ neu aufgelegt und sie damit sehr aufgewertet. Inzwischen gehen dort gut 500 Sportler aus 20 Nationen an den Start, was mit den Anfängen kaum zu vergleichen ist. Trotzdem haben die Invictus Games in Deutschland – leider – keinen großen Stellenwert.

Also haben Sie 2014 selbst die Initiative ergriffen?

Der Umgang mit Veteranen ist in vielen Ländern, zum Beispiel den USA und Großbritannien, sehr viel wertschätzender als bei uns, das mag auch an der Mentalität liegen. Ich bin 2014 durch eine kleine Zeitungsmeldung auf die Spiele in London aufmerksam geworden und dann mit meiner Frau dorthin gereist. Die deutsche Beteiligung fiel aber bedauerlicherweise sehr gering aus, ebenso wie die mediale Berichterstattung. Deshalb habe ich mich an die Bundeswehr gewandt und angeboten, als ehemaliger Athlet von den Invictus Games 2016 in Orlando zu berichten. So kam ich zu meiner Akkreditierung und durfte fortan für das Bundeswehrverbands-Magazin als „Korrespondent“ arbeiten.

In Orlando kam es dann auch zu Ihrem Treffen mit Joe Biden?

Das ist fast richtig, schon in Orlando war Biden zu Gast, wir trafen uns aber erst ein Jahr später, bei den Spielen 2017 in Toronto. Damals war Joe Biden Ex-Vize-Präsident und mischte sich gemeinsam mit seiner Frau unter die Athleten und Zuschauer. Ich war sehr überrascht, wie formlos und ohne Etikette man ihm dort auf Augenhöhe begegnen konnte. Meiner Bitte nach einem Foto kam er und seine Frau Jill ohne zu zögern nach. Natürlich habe ich damals nicht im Traum daran gedacht, dass mir gerade der nächste US-Präsident die Hand schüttelt.

Text/Foto: © Daniel Krüger / Stiftung Liebenau
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Liebenau