Fassungslosigkeit nach tragischen Erlebnissen zum Abschluss

Für Sylvi Tauber sollte es an ihrem letzten Wettkampftag im Rollstuhlfechten eigentlich darum gehen, im Florettfechten noch einmal Spaß zu haben und vielleicht für eine Überraschung zu sorgen. Es kam jedoch vollkommen anders, da die 41-Jährige mehrere spastische Anfälle erlitt, ihre letzten Gefechte nur unter ärztlicher Aufsicht bestreiten konnte und anschließend ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung ist Tauber darauf angewiesen, im Alltagsrollstuhl zur Fechtbahn zu gelangen und erst dort in den speziellen und weniger stabilen Fechtrollstuhl zu wechseln, der für das Gefecht festgeschnallt und gesichert wird. Auf Anweisung einiger Offizieller der IWAS, des Weltverbandes im Rollstuhlfechten, musste Tauber jedoch schon im Call Room in den Fechtrollstuhl wechseln, wobei sie bereits zweimal auf den Boden fiel. Schließlich im Alltagsrollstuhl zur Fechtbahn gelassen, musste Tauber diese nach einem Sieg und einer Niederlage wieder im Fechtrollstuhl verlassen und wurde von Volunteers vorwärts eine abschüssige Rampe heruntergefahren und kippte vorwärts aus dem Stuhl, was einen ersten spastischen Anfall auslöste.

Auch nach dem dritten und vierten Gefecht, die Tauber teilweise knapp verlor, musste sie wieder im Fechtrollstuhl die Fechtbahn verlassen und erlitt einen weiteren spastischen Anfall. Nach medizinischer Betreuung konnte Tauber ihre letzten beiden Kämpfe unter ärztlicher Aufsicht ausfechten, die sie beide verlor, und wurde gleich im Anschluss ins Krankenhaus eingeliefert.

Bundestrainer Alexander Bondar war fassungslos: „Es waren alle in der Halle geschockt, sowohl Athleten als auch Kampfrichter. Dieses Verhalten und die Unfähigkeit, die einzelne Athletin als Mensch wahrzunehmen und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen – das grenzt schon an Körperverletzung.“ Der Deutsche Behindertensportverband hat die IWAS schriftlich aufgefordert, die Vorkommnisse zu untersuchen.

Insgesamt schlugen sich sowohl Sylvi Tauber als auch Maurice Schmidt bei ihren ersten Paralympics wacker und erreichten im Säbelfechten beide die K.o.-Runden, wo sie dann unglücklich gegen starke Gegner ausschieden. Maurice Schmidt kämpfte sich auch im Degenfechten ins Achtelfinale vor, verlor aber wiederum knapp. Mit ihren Platzierungen – Tauber Achte im Säbelfechten und Zwölfte im Florettfechten, Schmidt Neunter im Säbelfechten und Zehnter im Degenfechten – sind beide Rollstuhlfechter zufrieden, besonders Schmidt blickt bereits voraus Richtung 2024: „Ich werde mir jetzt eine Pause gönnen, etwas lockerlassen, darauf freue ich mich. Aber wenn die Qualifikation losgeht, bin ich bereit, und in Paris werde ich dann auf jeden Fall auf die Medaillen gehen.“

Bundestrainer Bondar fasste zusammen: „Am ersten Tag hatte Maurice sehr viel Pech, im Degen hat er sich dann selbst zu viel Druck gemacht und kam damit auch nicht klar. Sylvi hat im Säbel ein gutes Ergebnis erreicht und auch heute fing sie gut an, bevor dann diese Situation passierte.“

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Textquelle: © Lukas Knöfler / veröffentlicht auf DBS-NPC.de
Foto „Trainer Alexander Bondar mit Sylvi Tauber“: © Joachim Sielski / DBS