Paralympische Atmosphäre fordert ihren Tribut

Die gute Nachricht: Valeska Knoblauch hat sich als erste für das Viertelfinale ihrer Startklasse qualifiziert. Ansonsten gab es lediglich zwei Siege aus zehn Partien. „Das haben wir uns anders vorgestellt“, lautet die einhellig Meinung zu diesen ersten beiden Spieltagen im Para Badminton. Alle bis auf zwei der Vorrunden-Spiele in den unterschiedlichen Klassen gingen verloren. Teils gegen deutlich stärkere Gegner, teils mit drittem Entscheidungssatz und knappem Ausgang. Statt ausreichend Punkte hat das deutsche Team zunächst einmal Erfahrungen gesammelt, die es für die kommenden Tage hoffentlich noch in Zählbares umwandeln kann.

Den Auftakt machten bereits Mittwochabend Valeska Knoblauch und Elke Rongen im Einzel der Klasse WH1. Durch die etwas unglückliche Auslosung mussten sie ausgerechnet als Gegnerinnen in dieses paralympische Turnier starten. „Es war schwierig gegen Elke zu spielen, weil es selten passiert. Auf internationalen Turnieren ist es nicht möglich, dass wir in einer Gruppe landen, deshalb waren wir ein bisschen sprachlos“, sagte Valeska Knoblauch nach der Partie, die sie mit 2:0 Sätzen (21:7, 21:8) klar für sich entschied. Dass die unglückliche Auslosung ihr am Ende des Einzug ins Viertelfinale sicherte, konnte sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.

Auch Elke Rongen bedauerte zunächst diese Konstellation, konnte dem Ganzen aber auch Positives abgewinnen. „Mein Fokus liegt auf dem Doppel, so dass ich das Einzel nutzten konnte, um schon mal ein Gefühl für die Halle zu bekommen.“ Ihr zweites Einzel gegen die Schweizerin Karin Suther Erath verlor sie am Donnerstag ebenfalls deutlich (6:21, 7:21).

Freuen durfte sich Katrin Seibert. Sie ging in der stehenden Klasse SL4 nach hart umkämpften drei Sätzen mit 23:21, 19:21 und 21:15 als Siegerin aus ihrem ersten Gruppenspiel gegen Parul Dalsukhbhai Parmar (Indien) hervor und zeigte sich sehr erleichtert. „Es ist so schwierig, mit dem Wind in der Halle zurechtzukommen, dann kam noch die Aufregung dazu“, sagte sie. Nicht zu Letzt für das gesamte Team sei ihr ein großer Stein vom Herzen gefallen.

Niederlagen zum Teil erstaunlich deutlich

Das Doppel Valeska Knoblauch und Elke Rongen musste in der ersten Begegnung am Donnerstag gegen die beiden noch sehr jungen Chinesinnen Yutong Liu (17 Jahre) und Menglu Yin (19) eine herbe 0:2-Niederlage (3:21, 8:21) einstecken. Gegen die Schweizerinnen Karin Suther Erath und Cynthia Mathez wollten die deutschen Damen es am Nachmittag eigentlich besser machen, doch auch diese Begegnung verloren sie mit 0:2-Sätzen (11:21, 11:21).

Die Herren taten sich nicht weniger schwer als die Damen, kamen jedoch an ihrem ersten Spieltag nicht zu einem einzigen Sieg. Obwohl sowohl Jan-Niklas Pott als auch Young-Chin Mi und Thomas Wandschneider angriffslustig und dynamisch in ihre Partien gingen, konnten sie sich nicht durchsetzen. Pott verlor mit 0:2 Sätzen (9:21, 3:21) deutlich gegen den offensiv auftretenden Inder Suhas Yathiraj, Mi gegen den Japaner Hiroshi Murayama (8:21, 7:21) und Wandschneider gegen den Thailänder Jakarin Homhual (19:21, 21:17, 12:21). Ebenso wenig war das Doppel Mi/Wandschneider erfolgreich. Sie verloren gegen die Chinesen Jianpeng Mai und Zimo Qu mit 10:21, 8:21. Das gleiche Schicksal ereilte das Mixed aus Katrin Seibert und Jan-Niklas Pott, die gegen Susanto Hary und Oktila Leani Ratri mit 7:21 und 17:21 verloren.

Bundestrainer Christopher Skrzeba zeigte sich angesichts der Ergebnisse überrascht: „Auf den Punkt gebracht, war das heute ernüchternd. Bei einigen Spielen war es klar, dass wir nicht in der Favoritenrolle sind, aber dass wir dann so deutlich verlieren, war doch bitter.“ Vor allem mit den Niederlagen von Valeska Knoblauch und Thomas Wandschneider haben er und das ganze Team nicht gerechnet. „Aber das ganze Turnier über hat es sich bisher gezeigt, dass es einige Überraschungen gab, auch bei den anderen Nationen.“ Insgesamt hat er aber auch bestimmte Stressfaktoren ausgemacht, die das Nervenkostüm seiner Spieler*innen arg belastet haben. Sei es die ungewohnte Halle, das Gesamtkonstrukt Paralympics mit den Kameras, Presseanfragen und dem daraus entstehenden Druck. „Das macht einfach etwas mit Athleten, die so etwas nicht gewohnt sind.“ Über den Einzug von Valeska Knoblauch ins Viertelfinale zeigte er sich natürlich froh und hofft nun auf eine gute Auslosung für die nächste Runde. Da darf es dann gern ein bisschen Glück sein.

>>> zur offiziellen Webseite der Spiele: Paralympic.org/Tokyo-2020
>>> zu den deutschen Athleten*innen: TeamDeutschland-Paralympics.de
>>> der DBS hat alle wichtigen Infos rund um die Spiele zusammengetragen: DBS-NPC.de/20-plus-1-fakten-zu-den-paralympics

https://drs.org/wp-content/uploads/2021/08/paralympics_banner_915_410-610x273.jpgTextquelle: Heike Werner / veröffentlicht auf DBS-NPC.de
Foto: © Mika Volkmann / DBS