Ein Teilnehmer berichtet vom Rollstuhltrainingskurs für Kinder & Jugendliche in Lobbach

„Wann fahren wir zum Rollikurs?“ wurden wir in immer engerem Abstand von unseren beiden Kindern (7 und  3 Jahre) schon Wochen vor der Fahrt gefragt. Endlich war es dann soweit, an einem Sommer-Samstag-Mittag, das Auto vollgepackt mit zwei Kindern, drei Rollis für Klein und Groß nebst Kleidern, Verpflegung und Versorgungsmaterial. Gerade hatten wir noch aus dem Briefkasten die vollständige (!) Kostenübernahmezusage der Krankenkasse gezogen – was für ein guter Start.

Zu Beginn stand am Samstagabend das Kennenlernen des barrierefreien Seminarhotels und der 15 teilnehmenden Familien sowie den mitgebrachten Fragen an. Zwischen 0 (Anmerkung: bezogen auf Josefine, die gerade erst das Licht der Welt erblickt hat) und an die 60 Jahre war jede Altersstufe vertreten, wobei die Altersspanne der lernenden Kinder und Jugendlichen von 4-18 Jahren reichte. Tatsächlich waren aus allen Himmelsrichtungen und zum Teil von weit her (Grenze zu Österreich, kurz vor dem Nordseestrand und der niederländischen Grenze) die Familien angereist, wie sich bei einer „Orientierungsaufstellung“ in der großen Turnhalle zeigte. Auch unsere sechs ÜbungsleiterInnen kamen aus der halben Republik angereist und schafften es schon am ersten Abend, eine fröhliche, vertrauens- und erwartungsvolle Stimmung zu erzeugen.

Ohne Zeit zu verlieren starteten die Kinder am Sonntag nach feinem Frühstück mit gemeinsamem „Einfahren“ in der großen Halle. Schnell hatten die erfahrenen Übungsleiter sich einen Überblick über Fahrkünste und Lernbedürfnisse der einzelnen Kinder und Jugendlichen verschafft, sodass für die folgenden Tage und Übungseinheiten in 3-5 kleinen Gruppen geübt werden konnte und auch Raum für Einzeltrainings vorhanden war. Die Eltern hatten, für viele total unverhofft und zur großen Freude, einfach mal Zeit.

Und so vergingen nun die folgenden Tage mit 2-3 Trainingseinheiten „Rollifahren“ für die Kinder und Jugendlichen und mindestens einer entsprechenden Einheit für die Erwachsenen, die teilweise das erste Mal erleben durften, wie viel Spaß Rolli fahren macht, wie anspruchsvoll es ist über Hindernisse zu fahren und wie anstrengend Steigungen und schlechter Untergrund zu überwinden sind. Da wurde gestampft, gekippelt, auf zwei Rädern gefahren, auf Hindernisse und wieder runter gerumpelt, Rückwärts gefahren und im Slalom um Hütchen herumgekurvt. Um korrektes Rolltreppenfahren und Treppenüberwinden (für Fahrer und Begleitpersonen) zu lernen und zu üben sind wir an einem Nachmittag extra in ein nahgelegenes Einkaufszentrum aufgebrochen.

In den Pausen wurde insbesondere von den Kindern durch die langen Hotelflure geflitzt und bei den jüngeren Teilnehmern war es ein großer Spaß, die vielen Aufzüge im Hotel zu nutzen. An drei Nachmittagen war für die Kinder und Jugendlichen „Schwimmen“ im hoteleigenen Schwimmbad angesagt. In kleinen Gruppen mit jeweils einem Übungsleiter pro Kind wurde das Element Wasser nähergebracht, gespritzt, getaucht oder geschwommen, je nach Vorerfahrung und Fähigkeit. Alle andern konnten die Zeit nutzten, um eines von den mitgebrachten Handbikes auszuprobieren oder sich von den ÜbungsleiterInnen eine extra Einheit Fachberatung oder Transfertechniken zu holen.

Und vom Trainieren abgesehen? Leckeres Essen, ein Kinoabend mit Popcorn und Zuckerwatte für die Kinder (Eltern hatten frei), Briefkästen für alle Kinder und Familien um sich Nachrichten zu schreiben und kleine Aufmerksamkeiten zukommen zu lassen, ein uns die ganze Woche begleitendes Wichtelspiel, lustige, ernste, informative, traurige Gespräche – es war immer etwas los, immer schöne Stimmung und gute Atmosphäre – einfach toll! Viel zu schnell kam da, nach einem super netten Abschiedsabend mit Wettfahren zwischen Kindern und Eltern, schönen Spielen, der Abreisetag. Nicht jedoch ohne jedem Teilnehmer noch einen „Rolliführerschein“ auszuhändigen, den persönlichen Wichtel zu erfahren, Photos und Adressen ausgetauscht zu haben.

Unser riesiger Dank gilt Romy, Eva (mit Josefine) Sofie, Jörg, Lothar und Hannes für die Orga, die Übungseinheiten, das Schwimmen und den unglaublich geduldigen und motivierenden Umgang mit den Kindern und Jugendlichen (und uns Großen). Ihr wart super!

Unser großer Dank geht an die Manfred-Sauer-Stiftung und das ganze Team des Seminarhotels, die uns alle herzlich willkommen geheißen, verpflegt und beherberg haben. Schöne Zimmer, gutes Essen, tolles Außengelände – einfach perfekt.

Und unser besonderer Dank geht an alle Kinder und Familien, die wir in der Woche gut kennenlernen durften. Ihr macht das alle super und Ihr könnt megastolz auf Euch sein.

Festzuhalten bleibt: ein Mobilitätskurs ist für die Kinder und Jugendlichen, aber auch die (begleitenden) Erwachsenen eine uneingeschränkt empfehlenswerte Sache. Es war unglaublich, wie viel die Kinder und Jugendlichen während der Woche lernen konnten und wie viele wertvolle Tipps und Erfahrungen wir „Großen“ mitnehmen durften, im Praktischen aber auch aus den Gesprächen insbesondere mit den beiden selbst aktiv rollifahrenden Übungsleitern. Insofern möchten wir jede Familie ermuntern, an einem Mobikurs teilzunehmen. Wir können nur sagen, es lohnt sich und macht viel Spaß und Freude. 

>>> hier geht’s zu den neuen Terminen in 2020: Rollstuhl-fahren-lernen.de

>>> zum Kinder- und Jugendsport beim DRS: Rollikids.de

>>> zur barrierefreien Unterkunft: Manfred-Sauer-Stiftung.de

© Text: Matthias Weiler – Logo: DRS