HSG Wetzlar und RSV Lahn-Dill positionieren sich in Bezug auf politischen Berufssport-Erlass klar: „Kein Training, weil Sport hat Vorbildfunktion!“

Das hessische Ministerium des Inneren und für Sport hat am Montag Trainingseinschränkungen für bestimmte Profisportler-Gruppen teilweise aufgehoben. Nach Angaben des Ministeriums können „Berufssportler hiervon durch die kommunalen Gesundheits- und Ordnungsbehörden ausgenommen werden, wenn die Infektionsschutzbestimmungen eingehalten werden können. Das Training ist daher unter Einhaltung strenger Auflagen, zum Beispiel möglichst kleine Gruppen, Einhaltung von Abstandsgebot und Infektionsschutz möglich“. Hintergrund ist eine Neubewertung des Trainings von Berufsportlern, das im Profibereich inzwischen als Berufsausübung definiert wird.

Die beiden Wetzlarer Bundesligisten sprechen sich in der Diskussion zur Wiederaufnahme des eigenen Trainingsbetrieb jedoch klar gegen eine solche Möglichkeit aus. Die Bundesliga-Handballer der HSG Wetzlar wie der Rollstuhlbasketball-Erstligist RSV Lahn-Dill sehen dies zum jetzigen Zeitpunkt und unter Berücksichtigung der für alle Bundesbürger geltenden Einschränkungen zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus als ein gänzlich falsches Signal. Die Clubs wollen deswegen ein deutliches Zeichen setzen und weiterhin gänzlich auf Trainingsmaßnahmen verzichten, auch um der Vorbildfunktion des Sports gerecht zu werden, gerade in solch schwierigen Zeiten. Diese Botschaft haben beide Clubs bereits proaktiv an den Landrat des Lahn-Dill-Kreises, Wolfgang Schuster, den Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar, Manfred Wagner, sowie den Corona-Krisenstab des Lahn-Dill-Kreises kommuniziert und dafür Respekt und Anerkennung erfahren.

„Für uns ist es wichtig ein klares gesellschaftspolitisches Zeichen zu setzen, denn Politik und Öffentlichkeit müssen sich gerade in solch schwierigen Zeiten auf die Vorbildfunktion des Sports verlassen können“, so Andreas Joneck, Geschäftsführer des RSV Lahn-Dill, dessen Gegenüber Björn Seipp von der HSG Wetzlar weiter ausführt: „Wir haben zudem auch eine Verantwortung für unsere Spielerinnen und Spielern sowie deren Familien, der wir gerecht werden wollen und müssen. Im Hinblick auf die aktuelle Gefährdungslage wäre ein Hallentraining mit Ball, selbst in Kleingruppen, viel zu risikoreich. Deshalb sehen wir es auch als vollkommen richtig an, dass hier im Lahn-Dill-Kreis von Seiten der Politik keine Lockerungen, zum Beispiel im Hinblick auf die Öffnung von Trainingshallen, geplant sind.“

Die Gründe, die letztlich zu dem Erlass des Ministeriums des Inneren und für Sport geführt haben, sind für die beiden langjährigen Erstligisten nachvollziehbar. Die Politik wolle, nachdem bestimmte Proficlubs auf nationaler Ebene auf die Aufnahme des Trainingsbetriebs gedrängt hätten, allen Profivereinen in Hessen das gleiche Recht einräumen, sofern die kommunalen Gesundheits- und Ordnungsbehörden ihre jeweilige Zustimmung erteilen. Für den RSV Lahn-Dill und die HSG Wetzlar sind die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und die Vorgaben der Bundesregierung ausschlaggebend. An diese wolle und werde man sich strikt halten, so die beiden Geschäftsführer unisono.