Deutsche Duos holen kompletten Medaillensatz
Riesige Freude: Zum Start der Para Tischtennis-Weltmeisterschaften in Granada hat die deutsche Nationalmannschaft in den Doppel- und Mixed-Wettbewerben einen kompletten Medaillensatz gewonnen. Sandra Mikolaschek und Thomas Brüchle haben im Mixed über den WM-Titel gejubelt, Stephanie Grebe und Juliane Wolf sind Vize-Weltmeisterinnen im Doppel und mit Bronze dekorierten sich Thomas Schmidberger und Valentin Baus. Weiter geht es beim Saisonhöhepunkt in Spanien (6. bis 12. November) nun mit den Einzel-Wettbewerben – verbunden mit der Hoffnung auf weiteres Edelmetall.
Auf den verheißungsvollen Abend der Eröffnungsfeier in der Granada City Sports Hall ließen die Deutschen auch sportlich Sehenswertes folgen: Thomas Brüchle und Sandra Mikolaschek sind nach nervenstarken Auftritten Weltmeister im Mixed-Wettbewerb. Sie hatten bereits im Halbfinale die beiden Serben Ciric/Peric-Rankovic geradezu niedergerungen und das Spiel mit 3:2 gewonnen. Das Finale gegen Kim/Yoon aus Südkorea geriet am Dienstag ebenfalls zum hart umkämpften Duell. Mit kühlem Kopf agierte das deutsche Duo, setzte sich im fünften Satz früh mit einigen Punkten ab und rettete die Führung bis ins Ziel zum umjubelten 3:2-Sieg (11:6, 7:11, 5:11, 12:10, 11:8). „Wir waren schon die Außenseiter. Die Koreaner haben hier richtig stark gespielt“, sagt Brüchle. „Aber zwischen Sandra und mir, das passt perfekt – menschlich und in der Abstimmung am Tisch. Wir freuen uns riesig.“
Stephanie Grebe und Doppel-Partnerin Juliane Wolf hatten furios das Endspiel erreicht. Am Montagnachmittag gelang ihnen im Halbfinale ein überzeugender 3:0-Sieg gegen ein südkoreanisches Duo. Im Endspiel aber wartete mit den Britinnen Pickard/Williams ein Top-Duo. Bei der 0:3-Niederlage (9:11, 7:11, 10:12) am Dienstagvormittag kam erschwerend hinzu, dass die Deutschen trotz gutem Auftritt das Spielglück nicht auf ihrer Seite hatten. Freuen dürfen sie sich dennoch: über WM-Silber im Doppel.
Thomas Schmidberger und Valentin Baus sicherten sich bereits am zweiten WM-Tag im Doppel die erste Medaille für die deutsche Mannschaft. Die beiden setzten sich unerwartet deutlich gegen ihre erfahrenen polnischen Kontrahenten Zylka/Lis sowie gegen das starke französische Duo Merrien/Savant-Aira durch (beide 3:0). „Wir haben uns lange eingespielt und waren sehr gut vorbereitet“, sagte Baus. Das Halbfinale am Montag geriet dann zum Krimi. Die Düsseldorfer zeigten gegen die an Position zwei gesetzten Thailänder Glinbanchuen/Chaiwut eine starke Leistung und lange sah es nach einem Sieg aus – doch am Ende eines dramatischen Matches bejubelte Thailand den 3:2-Sieg (13:15, 11:8, 12:10, 9:11, 11:13).
Besonders hohe Erwartungen hatten Thomas Rau und Björn Schnake in Runde eins nicht. In Chudziki/Deigsler (Polen) wartete eine echte Herausforderung. Rau und Schnake siegten dennoch im fünften Satz nach einer tollen Teamleistung und zogen damit ins Viertelfinale ein. Endstation waren hier allerdings die starken Franzosen Herrault/Berthier (0:3). Für Rau (RBS Solingen) war es mit vier Einsätzen ein arbeitsreicher erster WM-Tag. Neben dem Doppel spielte er im Mixed an der Seite von Juliane Wolf. Gegen das chilenische Duo Pino/Perez mussten beide über die volle Distanz gehen. Dank eines sicherer werdenden Angriffsspiels gelang hauchdünn der 3:2-Sieg. Das Aus im Viertelfinale folgte aber am Abend nach einer 0:3-Niederlage gegen die Weltranglistenersten aus der Ukraine Dyduk/Lytovchenko. Auch für Schnake blieb es bei nur einem Mixed-Einsatz: An der Seite von Marlene Reeg war gegen die favorisierten Polen, die Einzel-Paralympics-Sieger Chojnowski/Partika, nichts zu holen.
Ebenfalls im Mixed kam es zum Debüt für den jüngsten Athleten im 13-köpfigen deutschen Nationalteam: Der 15 Jahre alte Mio Lukas Wagner durfte erstmals WM-Luft schnuppern. „Man merkt schon, dass das hier alles viel größer ist und viel offizieller“, sagte Wagner vor dem Match. Nervosität war ihm kurz vor Beginn durchaus anzumerken. An der Seite der erfahrenen Berlinerin Stephanie Grebe, Bronzemedaillengewinnerin der Paralympics 2021, ging es dann zudem gegen starke Gegner. Salmin Filho/Costa aus Brasilien ließen zu keiner Zeit einen Zweifel daran aufkommen, dass sie zu den Favoriten auf den WM-Sieg zählen. Wagner und Grebe hatten beim 0:3 keine Mittel gefunden. „Enttäuscht bin ich schon, weil ich nicht zeigen konnte, was ich eigentlich drauf habe“, berichtete Wagner. Eine weitere Chance erhält er bei dieser WM in den nun startenden Einzel-Wettbewerben.
Unglücklich lief es im Doppel für Jana Spegel und Sandra Mikolaschek. Aufgrund der Absage eines Teams gab es kein K.o.-System, sondern eine Vierer-Gruppe. Dem neuformierten deutschen Doppel reichte ein Sieg gegenüber zwei knappen Fünfsatz-Niederlagen nicht für den Halbfinal-Einzug. Bemerkenswert war die starke Leistung gegen die Weltmeisterinnen von 2017, Rossi/Brunelli (Italien), die sie in den Entscheidungssatz zwangen und an den Rand einer Niederlage gebracht hatten. Ins Viertelfinale zogen Lena Kramm und Marlene Reeg nach einem 3:1-Erfolg gegen die Thailänderinnen Suangtho/Chaiwut ein. Lehrgeld mussten sie dann aber gegen die türkischen Gegnerinnen zahlen; beim 0:3 ließen ihnen Kavas/Demir keine Chance.
Für ein Zwischenfazit sei es zu früh, betonte Bundestrainer Volker Ziegler: „Es war ein guter Start – mehr aber auch noch nicht. Wir haben fünf weitere Wettkampftage vor uns. Und ich hoffe, außer auf weitere Medaillen, dass die jungen Spielerinnen und Spieler noch Matches auf Augenhöhe bekommen, in denen sie maximal lernen können. Dazu brauchen wir aber auch das entsprechende Losglück.“
Die Einzel-Wettbewerbe beginnen am Dienstagabend. Für Deutschland sind zum Auftakt zunächst Sandra Mikolaschek, Stephanie Grebe und Tiziana Oliv im Einsatz. Bis zum 12. November treten 326 Spieler*innen aus 51 Ländern im Palacio de los Deportes gegeneinander an – eine Rekordzahl an teilnehmenden Nationen seit der ersten Ausgabe einer Para Tischtennis-WM im Jahr 1990.
>>> weitere Informationen rund um die Para Tischtennis-WM in Granada gibt es auf der Webseite des internationalen Verbandes: ITTF.com
>>> zum Tischtennis beim DRS + zum Tischtennis beim DBS
Das deutsche Aufgebot für die Para Tischtennis-WM:
Valentin Baus (26 / Borussia Düsseldorf / Bochum), Thomas Brüchle (46 / Tischtennis Frickenhausen / Lindau), Stephanie Grebe (34 / PSC Berlin / Berlin), Lena Kramm (25 / BSV München / Pfaffenhofen), Sandra Mikolaschek (25 / Borussia Düsseldorf / Eisleben), Tiziana Oliv (19 / TTC Elgershausen / Kassel), Thomas Rau (38 / RBS Solingen / Neustadt in Holstein), Marlene Reeg (22 / TTG Büßfeld / Erbach im Odenwald), Thomas Schmidberger (30 / Borussia Düsseldorf / Zwiesel), Björn Schnake (50 / TSV Thiede / Hildesheim), Jana Spegel (19 / SRH Campus Sports Heidelberg / Stuttgart), Mio Lukas Wagner (15 / Krummesser SV / Lübeck), Juliane Wolf (34 / TSF Heuchelheim / Eisenhüttenstadt)
Text: DBS
Foto „Sandra Mikolaschek und Thomas Brüchle“: © Hannes Doesseler