Drei EM-Medaillen für Deutschland

Bei den Europameisterschaften im Rollstuhlfechten im polnischen Warschau hat das deutsche Nationalteam drei Medaillen gewonnen: Maurice Schmidt ist Vize-Europameister im Säbel und sicherte sich im Degen Bronze. Zudem erkämpfte sich Sylvi Tauber ebenfalls mit dem Degen die Bronzemedaille. Im Team-Wettbewerb verpasste Deutschland knapp das Podest und wird Vierter.

Maurice Schmidt zeigte auch bei dieser EM wieder sein Können. Von den Vorrunden befreit startete der Böblinger auf Platz drei gesetzt in die K.o.-Runde im Degen der Kategorie A, in der er den Franzosen Charlot knapp mit 15:14 besiegte. Im drauffolgenden Viertelfinale zeigte sich Schmidt souverän und gewann gegen Giordan aus Italien. Zwar musste sich der 23-Jährige vom SV Böblingen im Halbfinale gegen Lambertini mit 12:15 geschlagen geben, doch sicherte er sich direkt am ersten Wettkampftag EM-Bronze. Mit dem Säbel legte Schmidt nach und entschied das Achtelfinale gegen den Polen Siatkowski deutlich für sich. Im Viertelfinale gewann er mit 15:10 gegen den Ukrainer Demchuk und bezwang in der Runde der besten Vier auch Demchuk’s Teamkollegen Manko mit 15:11. Erst im Finale musste sich Schmidt dem Briten Gilliver geschlagen geben, darf sich aber über den Vize-Europameistertitel freuen. Silber und Bronze – eine starke Bilanz zum Jahresabschluss. „Nach Bronze im Degen ist EM-Silber im Säbel eine Top-Leistung für mich und ich habe meine Ziele voll erreicht“, freute sich Schmidt.

Sylvi Tauber startete bei der EM in der Kategorie B in allen drei Waffen. Mit dem Säbel verlor die Paralympics-Teilnehmerin von Tokio im Achtelfinale gegen die Ukrainerin Doloh und wurde dadurch Neunte. Im Degen-Wettbewerb zog Tauber durch einen 15:12-Sieg gegen die Ukrainerin Yesina in die Runde der besten Acht ein und gewann souverän gegen die Französin Droit Marlame mit 15:6. Im Halbfinale unterlag die 43-Jährige vom TuS Makkabi Rostock jedoch Pasquinon aus Italien und holte damit Bronze. Im Florett startete sie mit einer Verletzung, überstand die Vorrunde, doch im Achtelfinale war gegen die Polin Hareza Endstation.

Denise Hutter (23) erlebte in Warschau ihre EM-Premiere. Im Säbel der Kategorie B schaffte sie es mit drei Vorrunden-Siegen sogar in die K.o.-Gefechte. Im anschließenden Achtelfinale kämpfte die Debütantin stark gegen die favorisierte Ukrainerin Fedota-Isaeva, verlor jedoch mit 9:15 und landete am Ende auf Rang 14. Auch im Degen zeigte sie eine gute Vorrunde. Mit zwei Siegen ging es ins erste K.o.-Gefecht, welches sie jedoch hauchdünn mit 14:15 verlor und Platz 17 belegte.

Julius Haupt gewann im Florett der Kategorie A alle seine Vorrunden-Gefechte souverän und zog auf Platz acht gesetzt in die K.o.-Runde ein. Trotz des guten Laufs unterlag er im Achtelfinale dem Türken Hakan und landete auf Platz neun. Im Säbel gewann der 22-Jährige zwei Gefechte in der Vorrunde und kämpfte im Achtelfinale gegen Osvath aus Ungarn. In einem ausgeglichenen Duell musste er sich am Ende geschlagen geben: Platz 13 für Haupt im Säbel.

Während Felix Schrader im Degen der Kategorie A bereits in der Vorrunde ausgeschieden war, schaffte er es mit dem Florett nach starker Vorrunde in die K.o.-Phase, verlor jedoch gegen den Ukrainer Mahula und belegte Platz 18. Für eine Überraschung sorgte Schrader mit dem Säbel. Erst zum zweiten Mal startete er mit dieser Waffe, zog in die K.o.-Runde ein und gewann gegen den Ungarn Zsolnai mit 15:4. Im Achtelfinal stoppte ihn dann der Weltranglisten-Erste Giordan. Doch der mit 19 Jahren jüngste EM-Teilnehmer unterstrich sein Potenzial und belohnte seine Leistung mit Platz 15.

Routinier Balwinder Cheema gewann am ersten Tag der EM ein Gefecht in der Degen-Vorrunde der Kategorie B. Im Achtelfinale verlor er gegen den Franzosen Peter und belegte Platz 15. Im Säbel-Wettbewerb verlor Cheema, der mit Verletzung in den Wettkampftag gestartet war, alle seine Vorrunden-Gefechte und schaffte es auf Platz 16 in den Direktausscheid. Im Achtelfinale unterlag er jedoch dem Polen Castro und verblieb damit auf Rang 16. Zudem belegte Tim Widmaier Platz 20 im Degen der Kategorie B. Mit dem Florett schied er nach den Vorrunden-Gefechten aus und landete ebenso auf Platz 17 wie mit dem Säbel.

Am letzten EM-Tag kämpften Cheema, Haupt, Schmidt und Widmaier im Team mit dem Säbel. Im Viertelfinale setzte sich das deutsche Quartett nach starker Leistung mit 45:41 gegen Griechenland durch. In der Runde der besten Vier verloren die deutschen Rollstuhlfechter gegen Ungarn mit 40:45 und verpassten damit den Einzug ins Finale. Im Duell um Bronze gegen die Ukraine reichte es ebenfalls nicht für den Sieg und das deutsche Team musste sich trotz des guten Auftritts mit Platz vier begnügen.

Cheftrainer Alexander Bondar zeigte sich insgesamt sehr zufrieden mit den Leistungen seiner sieben Schützlinge: „Das deutsche Team hat wieder alles gegeben und sich mit Blick auf die Paralympics-Qualifikation durchaus eine gute Ausgangslage erarbeitet. Mit drei Medaillen und vielen guten Leistungen schaue ich stolz auf diese EM zurück und freue mich auf die kommende Arbeit, die vor uns liegt: Denn besser werden können wir immer.“

Das deutsche Rollstuhlfechten-Nationalteam bei der EM:
Balwinder Cheema (43 / TuS Makkabi Rostock / Mana-Talwandi (Indien)), Julius Haupt (22 / FC Tauberbischofsheim / Weimar), Denise Hutter (23 / Fecht Club Gröbenzell / Fürstenfeldbruck), Maurice Schmidt (23 / SV Böblingen / Laichingen), Felix Schrader (19 / SV 1845 Esslingen / Esslingen), Sylvi Tauber (43 / TuS Makkabi Rostock / Berlin-Pankow), Tim Widmaier (32 / SV Böblingen / Stuttgart).

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Text: Jonas Kemna / DBS
Foto: ©  DBS