Im Wasser ist Henry Pawelzig in seinem Element. Der 37-Jährige aus Berlin liebt das Schwimmen, genauso wie die Gymnastik im Becken. „Ich bin durch den Rehasport fitter und gesünder, und ganz nebenbei sorgt er bei mir für gute Laune“, betont Pawelzig. Deshalb möchte er das wöchentliche Angebot auch auf keinen Fall missen. Der Rehabilitationssport ist seit mehr als 20 Jahren fester Bestandteil seines Lebens. Er hilft ihm nicht nur dabei, seine körperliche Fitness zu stärken, das Angebot steigert auch das Wohlbefinden und bereichert seinen Alltag, wie er sagt. „Rehasport ist für mich ein wichtiger Ausgleich.“

Henry wurde mit einer geistigen Behinderung geboren. Eine Gehirnhälfte ist weniger gewachsen als die andere. Das mag ihn vielleicht in manchen Dingen beeinträchtigen, nicht aber daran hindern, sein Leben selbst zu meistern. Stolz erzählt er von seiner eigenen Wohnung in Hohenschönhausen, am Rand von Berlin. Dort sorgt er für sich – „und für meinen Hamster“, wie er lächelnd anmerkt. Tagsüber arbeitet er in einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung. Für Mutter Beate ist das ein großes Glück. „Henry wohnt um die Ecke. Ich bin in seiner Nähe, wenn er mich braucht. Trotzdem kann er selbstständig leben. Ich bin sehr froh: Henry hat einen tollen Lebensweg eingeschlagen“, sagt Beate Pawelzig. Dass dies möglich ist, daran hätten der Rehasport und überhaupt die körperliche Bewegung, die so wichtig für ihn sind, entscheidenden Anteil.

Mutter Beate kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. Die ersten Erfahrungen mit dem Rehabilitationssport machten sie 1999. „Henry war 13 Jahre alt. Er war eher klein und schmächtig, wog zu wenig. Ich bin mit ihm zur Kinderärztin, weil ich seinen Muskelaufbau unterstützen wollte.“ Beate ist ihrer Kinderärztin bis heute dankbar, dass sie Henry schon damals eine Verordnung ausgestellt hat. „Der Kurs war super, und die Übungsleiterin auch. Sie lud uns damals ein, doch auch mal in einen ihrer anderen Kurse zu schnuppern“, erinnert sich Mutter Beate. „So kamen wir zum Rehasport.“

Henry besucht einmal in der Woche den SCL Sportclub Lebenshilfe Berlin. Dafür fährt er bis nach Wedding. Die Einheit dauert 45 Minuten und richtet sich gezielt an Menschen mit geistiger Behinderung. Jeder wird dabei individuell betreut und trainiert das, was möglich ist. Ob Schwimmer oder Nicht-Schwimmer. Dabei kommen Bälle, Schwimmbretter oder auch mal Poolnudeln zum Einsatz. „Es wird nie langweilig“, sagt Henry. „Das Schwimmen ist gelenkschonend und tut mir und meinem Körper gut. Außerdem freue ich mich, unter Leuten zu sein, das ist besser als zu Hause zu sitzen. Es ist ein schöner regelmäßiger Termin mit lieben Menschen.“

Mutter Beate ist ebenfalls dabei – seit vielen Jahren sogar als Übungsleiterin. Über den Rehabilitationssport ihres Sohnes hat sie für sich ihre Herzensaufgabe und Berufung gefunden. „Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, die ganz unterschiedliche Beeinträchtigungen haben, in Kombination mit dem Sport hat mir von Anfang an gefallen“, sagt sie. „Im Verein haben wir uns sofort wohlgefühlt, so dass ich recht schnell nach Möglichkeiten gefragt habe, wie ich mich einbringen und engagieren kann.“

Seit 2005 ist Beate Pawelzig als Übungsleiterin im Einsatz und hat sich ausbilden lassen. Aus einem Bewegungsangebot wurden schnell zwei und drei – bis sie irgendwann ihren Beruf wechselte und vom Verein ein Arbeitsangebot erhielt. Heute sagt sie: „Das war die beste Entscheidung. Ich bin happy und glücklich, weil ich die Arbeit total gerne mache.“

An fünf Tagen in der Woche leitet Beate unterschiedlichste Kurse – darunter sind Bewegungsangebote für Kinder, geistig beeinträchtigte Jugendliche und auch Erwachsene. Die Berlinerin möchte erkrankte Menschen oder auch deren Angehörige unbedingt dazu animieren, Rehasport auszuprobieren und sich entsprechend über die Vorteile zu informieren. Denn die Rehabilitation ist auch für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ein wichtiger Baustein: Der Sport fördert die Körperwahrnehmung, hilft Bewegungsabläufe zu erlernen oder zu verbessern und stärkt das Selbstbewusstsein. Die Integration in eine Gruppe sorgt überdies für ein Gemeinschaftsgefühl. Entsprechend profitieren die Teilnehmenden in vielen Situationen davon, körperlich aktiv zu sein.

Beates Engagement für Sohn Henry und ihre Sportgruppen ist ungebrochen. Daran hindert sie auch ihr Rentnersein nicht. Seit April 2022 ist Beate Pawelzig im Ruhestand. Solange sie kann und sich körperlich wohlfühlt, will sie allerdings weitermachen. „Die Bewegung tut schließlich auch mir gut. Wenn ich den Teilnehmenden die Übungen vormache, bringt mir das auch was und hält mich genauso fit. Was Besseres kann mir doch gar nicht passieren – ich tue was für mich und andere. Das erfüllt mich.“

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Quelle: Stefanie Bücheler-Sandmeier / veröffentlicht auf DBS-NPC.de