Dreifach-Triumph für Mikolaschek

Die Para Tischtennisspielerin Sandra Mikolaschek aus Düsseldorf war bei den Deutschen Meisterschaften im baden-württembergischen Sindelfingen mit drei Titelgewinnen erfolgreichste Teilnehmerin. Routinier Jochen Wollmert bejubelte mit einem Sieg im Doppel seine 59. Meisterschaft. Insgesamt wurden 32 Titel vergeben. Der Deutsche Behindertensportverband präsentiert die Ergebnisse und besonderen Leistungen gemeinsam mit der Heinz-Kettler-Stiftung.

Mehr als 200 Sportler*innen haben im Sindelfinger Glaspalast für eine gelungene Meisterschafts-Premiere gesorgt. Premiere deshalb, weil zum ersten Mal überhaupt die Wettbewerbe der Rollstuhlfahrer, der Stehenden und der Sportler*innen mit intellektuellem Handicap unter einem Dach stattfanden. Das sorgte nicht nur für mächtig Betrieb an den beiden Wettkampftagen, sondern machte die Titelkämpfe in Sindelfingen, die zuletzt zweimal abgesagt werden mussten, zu einem Event der besonderen Art. „Das war eine wirklich gelungene Veranstaltung“, zeigte sich Abteilungsleiter Tischtennis, Thomas Bröxkes, begeistert. „Sei es aus sportlicher Sicht, aber auch das Drumherum. Das war toll für die Sportler.“

Anders als vor einem Jahr in Düsseldorf wurden alle Partien in einer Halle gespielt. Der Glaspalast, in dem an 36 Tischen mehr als 700 Duelle an zwei Tagen ausgetragen wurden, bot den besten deutschen Para Tischtennisspielern dabei die perfekte Bühne und eine tolle Atmosphäre – und die zahlten es mit Top-Leistungen zurück.

Dabei triumphierten zumeist die Favoriten – allen voran die Paralympics-Medaillengewinner Valentin Baus, Thomas Schmidberger und Weltmeisterin Sandra Mikolaschek (alle Borussia Düsseldorf). Schmidberger setzte sich in der Wettkampfklasse 3 der Rollstuhlfahrer im Finale mit 11:9, 11:8 und 11:8 gegen Thomas Brüchle (Tischtennis Frickenhausen) durch, Baus bezwang in seiner Klasse (WK 5) in vier Sätzen den Koblenzer Selcuk Cetin (3:1). Im Doppel hingegen mussten sich Baus/Schmidberger (WK 3-5) überraschend geschlagen geben. Lokalmatador Brüchle revanchierte sich für die Niederlage und gewann mit seinem Partner Jan Gürtler (RSC Berlin) in fünf Sätzen (3:2) den Meistertitel.

Auch im gemischten Doppel war der dreifache Paralympics-Teilnehmer sowie mehrfache Welt- und Europameister nicht zu schlagen. Mit Partnerin Mikolaschek, die in Sindelfingen gleich drei Mal Gold gewann, besiegten sie Lisa Hentig und Christof Müller (beide TuS Winterscheid). Im Damen-Doppel feierte Mikolaschek mit Partnerin Hentig den Sieg.

Die neuen Deutschen Meister bei den Stehenden heißen Thomas Rau (WK 6), Björn Schnake (WK 7), Johannes Urban (WK 8), Yannick Rüddenklau (WK 9), Michael Roll (WK 10), Florian Hartig (WK 11) und Joshua Wagner (WK 6-AB). Den Sieg in Wettkampfklasse AB feierte Mika Winnen, der auch die Doppel-Konkurrenz mit Mario Krug gewann.

Erst zum dritten Mal überhaupt bestritten die Rollstuhlfahrer*innen und Fußgänger*innen im Para Tischtennis gemeinsam ihre Titelkämpfe – erstmals vor 15 Jahren in Bad Kreuznach. Mit dabei war bereits damals Jochen Wollmert, der es nach dem Karriereende auf internationaler Bühne bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften noch einmal wissen wollte. Der Wuppertaler bewies, dass er auch mit 58 Jahren noch feinstes Tischtennis spielen kann. Im Einzel als Dritter zwar nicht im Finale, wurde er an der Seite von Henrik Meyer im Doppel Deutscher Meister – und jubelte über seinen insgesamt 59. Titel bei nationalen Titelkämpfen. „Es war mir ein besonderes Anliegen im Glaspalast in Sindelfingen noch einmal an den Start zu gehen, weil ich gerade in unmittelbarer Nähe, beim SV Böblingen, viele Trainingsstunden absolviert habe. Diese haben den Grundstein zu meinen Goldmedaillengewinnen sowohl in Peking 2008 als auch in London 2012 gelegt“, schrieb Wollmert auf seiner Facebook-Seite, und war auch ohne Einzelerfolg zufrieden. „Ich habe mit dem Deutschen Meistertitel im Doppel schon mehr erreicht als ich mir erträumt habe.“

Bei den Fußgängerinnen feierte Juliane Wolf gleich zwei Einzel-Titel in der WK 6-8 und in der WK offen 6-AB. Außerdem wurden Regina Höger (WK 9), Marlene Reeg (WK 10) und Andrea Divkovic (WK 11) Deutsche Meister. Reeg entschied darüber hinaus die Doppelkonkurrenz mit Lena Kramm (WK 6-AB) für sich. Im Einzel konnte Kramm aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr starten.

Zeit zum Verschnaufen bleibt nach den nationalen Titelkämpfen kaum. Für einige der Athlet*innen ging’s wie für Bundestrainer Volker Ziegler bereits am Maifeiertag auf zum nächsten Wettkampf nach Montenegro, wo es wichtige Weltranglistenpunkte mit Blick auf die Qualifikation für die Paralympics in Paris zu holen gibt.

>>> zum Tischtennis beim DRS + zum Tischtennis beim DBS

>>> zu den Ergebnissen: DEM23.paratischtennis.de

Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.

Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / veröffentlicht auf DBS-NPC.de
Foto: © Volker Arnold