Die EM als erste Standortbestimmung des Jahres

Vom 25. bis zum 28. Mai finden in Bled (Slowenien) die Europameisterschaften im Para Rudern statt. Für Bundestrainer Marc Stallberg und seine insgesamt neun Athlet*innen ist es eine Standortbestimmung im Hinblick auf die Qualifikation für die Paralympics 2024 in Paris. Denn die europäischen Titelkämpfe sind gleichzeitig die erste internationale Regatta für die deutschen Para Ruder*innen in diesem Jahr.

Trotz des ungewöhnlichen Rennkalenders haben die deutschen Para Ruder*innen das Ziel, das Ticket für die Paralympics so früh wie möglich zu lösen: „Es möchte keiner den zweiten Qualifikationsweg im paralympischen Jahr gehen, alle wollen dieses Jahr den Sack zu machen“, bestätigt Bundestrainer Marc Stallberg. Insgesamt neun Athlet*innen werden in vier von fünf Startklassen antreten. Im Einer der Herren geht Paralympics-Teilnehmer Marcus Klemp an den Start. Der 40-jährige Rostocker verpasste im vergangenen Jahr aus beruflichen Gründen die Heim-EM in München. Kürzlich schloss er jedoch seine Ausbildung bei der Bundeswehr ab, wodurch es ihm möglich wurde, sein Trainingspensum deutlich nach oben zu schrauben. „Für Marcus wird sich zeigen, wo er steht, nachdem er nun intensiver trainiert hat. Wir sind zuversichtlich, dass er eine gute Platzierung machen wird“, sagt Stallberg.

Klemps Pendant bei den Damen ist Manuela Diening. Bei der Heim-EM sicherte sich die 31-Jährige ihre erste internationale Medaille – und dekorierte sich mit Silber. An diesen Erfolg möchte sie nun in Slowenien anknüpfen. Beim jüngsten nationalen Ausscheid gegen Sylvia Pille-Steppat bewies sie zumindest schon mal, dass sie in Deutschland im Einer der Damen aktuell das Maß aller Dinge ist. „Ihre Entwicklung ist wirklich gut. Unser Anspruch ist es jetzt, diese Ergebnisse zu stabilisieren, denn klar ist auch, dass die internationale Konkurrenz nicht geschlafen hat“, betont der Bundestrainer.

Veränderungen im Vergleich zu den vergangenen Europameisterschaften gibt es im Mixed-Zweier. Dort sitzt Sylvia Pille-Steppat nicht mehr mit Leopold Reimann im Boot, sondern mit Paul Umbach. Der 21-jährige Youngster vom RC Nürtingen, der bei der EM noch als Ersatzfahrer dabei war, hat sich über konstant gute Leistungen einen Platz im Boot erkämpft. Inzwischen trainiert das Duo seit einigen Wochen gemeinsam und bereitet sich derzeit in Hamburg auf den anstehenden Wettkampf vor. „Wir hoffen, dass sie Schlag für Schlag in EM-Form kommen“, erklärt Stallberg.

Im Mixed-Vierer wird Deutschland mit der gleichen Besetzung antreten, die im vergangenen Jahr bereits zu EM-Bronze und WM-Silber ruderte. Das Quartett rund um Steuerfrau Inga Thöne sei allerdings durch mehrere Verletzungen in der Vorbereitung ausgebremst worden, berichtet Stallberg. Das Verständnis füreinander dürfte dennoch gut sein. Neben Susanne Lackner, Jan Helmich und Marc Lembeck wird auch die ehemalige Olympiateilnehmerin Kathrin Marchand wieder einen Platz im Boot haben. Sie war im letzten Jahr aufgrund zahlreicher Ausfälle erst kurzfristig ins Team gerutscht, hat sich mittlerweile allerdings zu einer echten Größe für den Mixed-Vierer entwickelt: „Kathrin ist ein sehr wichtiger Baustein für uns geworden, schon alleine aufgrund ihrer Erfahrung“, lobt Stallberg.

Insgesamt geht der Bundestrainer allerdings mit gedämpften Erwartungen in Richtung EM: „Der Wettkampf wird uns sicher zeigen, woran wir noch arbeiten müssen. Viel wichtiger ist, dass wir unseren Leistungshöhepunkt zur WM im September erreichen.“ Diese findet dann vom 3. bis zum 10. September in Belgrad (Serbien) statt. Und dann geht’s auch um die ersten Tickets für die Paralympics.

Der deutsche EM-Kader (Bootsklasse/Verein): 
Manuela Diening (29/Hamm/PR1W1x/RV Münster), Marcus Klemp (40/Rostock/PR1M1x/RV Münster), Sylvia Pille-Steppat (55/Stuttgart/PR2Mix2x/Wilhelmsburger RV), Paul Umbach (21/Neuruppin/PR2Mix2x/Nürtinger RC), Jan Helmich (25/Dortmund/PR3Mix4+ / Ruderclub Hansa von 1898), Susanne Lackner (44/Passau/PR3Mix4+ / Mannheimer RV Amicitia), Marc Lembeck (34/Solingen/PR3Mix4/RTHC Bayer 04 Leverkusen), Kathrin Marchand (32/Köln/PR3Mix4+/RTHC Bayer Leverkusen)

Text: Moritz Jonas  / DBS
Archivfoto: © Christian Schwier