In Kienbaum stehen Individuelle Trainingsaufgaben im Vordergrund

Bereits seit einer Woche befindet sich die gesamte Para Kanu-Nationalmannschaft, so wie sie bei der WM in Duisburg starten werden, im Vorbereitungs-Trainingslager in Kienbaum. Neben den Sportlern ist auch ein großer Stab an Trainern, Wissenschaftlern und medizinischen Personal mit ins Bundesleistungszentrum gereist.

Bundestrainer André Brendel erläuterte seine Konzeption für dieses Trainingslager: „Die wissenschaftliche Unterstützung durch das OSP NRW Rhein Ruhr, das IAT und die FES erlaubt es, hier Analysen zu jedem einzelnen Sportler erstellen, egal ob es um Paddeltechnik oder Startverhalten oder andere Details geht. Das besprechen wir dann intensiv mit den Athleten, und setzen die gefundenen Ansätze dann im Training um. Das klappt bisher sehr gut. Auch das Wetter spielt mit, denn bei Wind und hohen Wellen können wir nicht so intensiv daran arbeiten. Ab jetzt wird an der Automatisierung der Details gearbeitet.“

Für die paralympischen Startklassen wird es bei den Weltmeisterschaften in Duisburg auch schon um die ersten Quotenplätze für die Paralympics Paris 2024 gehen. Die ersten sechs der Endläufe können einen Quotenplatz für Deutschland holen. Komplett umgestellt wurde der Trainingsschwerpunkt für Anas Al Khalifa vom SV Halle Para Kanu. Durch seine Umklassifizierung bei den Europameisterschaften im Kajak in die nächst höhere Startklasse wird ab jetzt der Fokus voll auf das Training im Va´a gelegt. Diese von ihm bisher eher vernachlässigte Bootsklasse bietet in der Vl 2 durchaus Chancen. „Er macht hier große Fortschritte, vor allem, was den Geradeauslauf des Bootes, das ja keine Steuerung hat, betrifft.“ Erklärt der Bundestrainer und ergänzt: „Die Trainings-Aufteilung in die Disziplingruppen Kajak und Va´a hier in Kienbaum bewährt sich sehr.“

In der Kajak-Gruppe trainieren die Paralympics-Siegerin Edina Müller, Hamburger KC, die Bronzemedaillengewinnerin Felicia Laberer, SC Berlin Grünau, die Vierte von Tokio, Anja Adler, SV Halle Para Kanu, und die Nachwuchsathletin Johanna Pflügner vom Halleschen KC 54. Neben Anas Al Khalifa gehören noch die WM-Vierte Katharina Bauernschmidt, WSV Niederrhein, Esther Bode, Hamburger KC, Moritz Berthold, ESV RAW Cottbus, Peter Happ und Lillemor Köper, Hamburger KC, zu den Sportlern, die im Va´a an den Start gehen werden. Lillemor Köper, Vl 1 Weltmeisterin 2021 und 2022, kann gerade noch rechtzeitig vor der WM in Duisburg wieder ins Bootstraining einsteigen. Sie laborierte seit Februar an einer schweren Schulterverletzung.

Laut Brendel arbeitet die gesamte Mannschaft total fokusiert und konzentriert. Dies bestätigt auch der Rückkehrer in die Mannschaft, Peter Happ. Er war bereits 2018 Weltmeister und 2019 Vize-Weltmeister in der Vl 1, und hatte sich zwischenzeitlich, aus gesundheitlichen Gründen, zurückgezogen. Eine Umstellung der Paddeltechnik mit dem Stechpaddel auf die andere Seite ermöglicht ihm wieder weitestgehend schmerzfrei zu paddeln. „Ich fühl mich gut beim Trainerteam aufgehoben und kann mich hier viel besser vorbereiten als zuhause.“ Dennoch ist er seinem Verein VfK Wuppertal sehr dankbar für die Unterstützung. Als Starter in der einzigen nicht-paralympischen Startklasse Vl 1 muss er, wie die anderen Starter der Vl 1, die Kosten für Vorbereitung und Wettkampf selbst tragen. „Das wäre ohne die Unterstützung meines Vereins gar nicht möglich.“ Erklärt der 49-Jährige, der wie fast alle deutschen Para Kanuten im Rollstuhl sitzt. Ausnahme ist die 22-jährige Felicia Laberer in der Startklasse Kl 3, die eine angeborene Fehlbildung eines Beins hat.

Text: © Christel Schlisio / DKV
Foto / Titel: © Team Paracanoe Germany – Fotos / Anas +Edina + Lillemor: © Christel Schlisio