Felicia Laberer wird Europameisterin

Zum Abschluss der Endläufe bei den Europameisterschaften der Para Kanuten im portugiesischem Montemor-o-Velho konnte Felicia Laberer in einem überzeugenden Rennen endlich die erste Goldmedaille holen. Die junge Berlinerin setzte sich schnell an die Spitze und konnte das bis zum Ziel halten, trotz der Angriffe der Engländerin Lindsay Thorpe.

Eine weitere Goldmedaille, am Vortag durch Katharina Bauernschmidt geholt, wurde dieser wieder aberkannt. Der erste Sieg bei einer Europameisterschaft der Duisburger Rollstuhlfahrerin hatte nur wenige Minuten Bestand. Sie hatte bereits kurz nach dem Start durch den heftigen Seitenwind Probleme die Bahn zu halten. Dabei kam sie mit dem Ausleger des Va´a in die andere Bahn und wurde wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert.

Anja Adler vom SV Halle holte sich sowohl im Va´a als auch im Kajak die Silbermedaille. Im Vorfeld hatte sie zwar gesagt:“Ich bin nach den vielen Trainingseinheiten ganz schön müde.“ Aber in ihren beiden Rennen ging sie beherzt an die Aufgabe heran und fuhr auf Platz zwei. Im Kajak hinter der Ungarin Katalin Varga und im Va´a hinter der Ukrainerin Natalia Lahutenko. „Ich bin überglücklich über die beiden Silbermedaillen. Der Fight mit der Ungarin war richtig cool. Ich weiß jetzt, dass wir bisher in die richtige Richtung im Training gearbeitet haben.“ Die junge Johanna Pflügner vom Halleschen KC 54, die durch ihre Klassifizierung vor Ort in die Kl 2 aufgerückt war, wurde im Endlauf Sechste.

Die Paralympics Siegerin Edina Müller vom Hamburger KC musste sich in ihrem Endlauf der Startklasse Kl 1 nur ihrer Dauerrivalin Maryna Mazhula geschlagen geben. „Es waren schwierige Bedingungen mit starken Seitenwind und ich hatte Probleme, das Boot in der Bahn zu halten. Maryna ist dieses Jahr sehr stark. Ich bin trotz allem sehr zufrieden mit dem Rennen.“ Edina Müller kann ihr Boot nur mit dem Paddel steuern, nicht wie Paddler mit Beinfunktion, die das Boot mit den Füßen steuern können.

Völlig überraschend holte sich Moritz Berthold den zweiten Platz in der Startklasse Vl 1. Bei seinem ersten internationalen Start konnte der junge Cottbusser gut mithalten und den drittplatzierten Portugiesen in Schach halten. „Ich bin mit meinem Rennen super zufrieden und total happy.“, so das Fazit von Berthold.

Esther Bode vom Hamburger KC holte sich in der Startklasse Vl 1 ebenfalls den zweiten Platz. In der Vl 1 starten Sportler, die nur die Schultern und Arme zum Paddeln nutzen können.

Felix Höfner vom Kanu Ring Hamm schaffte es in der schnellsten Startklasse Kl 3 ins Finale. „Allein schon der Final-Einzug war ein Riesenerfolg. Die Windbedingungen im Endlauf machten eine Wiederholung meines starken Halbfinalrennen so nicht möglich.“ Maik Polte, SV Halle Parakanu, holte sich im Va´a der Vl 3 den siebten Platz. Diese Platzierung erreichte ebenfalls sein Vereinskamerad Anas Al Khalifa. Vor seinem Rennen sagte Anas Al Khalifa zu Bundestrainer André Brendel: “Ich bin vom Reisestress ganz schön kaputt.“ Denn Anas Al Khalifa war zwischen Klassifizierung und Rennen zurück nach Halle geflogen, um dort in einer Zeremonie im Rathaus seine Einbürgerungsurkunde aus den Händen des Oberbürgermeisters entgegen zu nehmen. Anas Al Khalifa ging sowohl im Kajak als auch im Va´a an den Start.

Insgesamt holte die deutsche Para Kanu-Nationalmannschaft einen Europameister-Titel und fünf Silbermedaillen. Im Medaillenspiegel der Para Kanuten kam Deutschland auf Platz zwei hinter Ungarn.

Nur knapp vier Wochen vor dem Start der Weltmeisterschaften in Duisburg sieht Bundestrainer Andre Brendel Licht und Schatten. Drei der Athleten, die hier in Montemor klassifiziert wurden, wurden in höhere Startklassen als bisher eingestuft. Da die Klassifizierung den Vergleich zwischen ähnlich beeinträchtigten Athleten ermöglichen soll, ist eine Höherstufung meist damit verbunden, dass die Sportler nun am unteren Ende der Leistungsgruppe landen und mit Athleten, die etwas geringere Einschränkungen haben, konkurrieren müssen. Dagegen zeigten Felicia Laberer, Edina Müller und Anja Adler das Potential, auch bei den Weltmeisterschaften vorne mitzufahren.

Die Weltmeisterschaften in Duisburg sind gleichzeitig die erste Möglichkeit für Deutschland Startplätze bei den Paralympics in Paris 2024 zu holen.

Text: © Christel Schlisio / DKV
Fotoa: © Christel Schlisio