Bronze für Boris Nicolai in Portugal

Zum letzten Boccia World Cup dieser Saison (01.10. bis 09.10.2023), reisten Nancy Poser (BC3 Athletin), Anita Raguwaran (BC4 Athletin) und Boris Nicolai (BC4 Athlet) in das für das Bocciaspiel bekannte Povoa de Varzim an die Nordküste Portugals. Fast jedes Jahr findet dort ein Boccia World Cup statt. Unterstützt wurde das dreiköpfige Athletenteam von Tobias Weber, der als Assistent und Trainer in mehrfacher Funktion tätig war sowie von Physiotherapeut Patrick Legroux vom Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz / Saarland.

Zunächst startete das Turnier mit dem Einzelwettbewerb

Anita Raguwaran, die Spielerin der BRS Gersweiler (Saarbrücken) startete in der Startklasse BC4 Frauen. In dieser Startklasse werden Spielerinnen mit z.B. Muskeldystrophie / Muskelatrophie, hohe Querschnitte (C5), Gelenkserkrankungen, verkürzte, versteifte Arme klassifiziert. Im Pool B traf Anita im ersten Match auf Sara Aller Mayo aus Spanien. Anita konnte das Match souverän mit 5:1 für sich entscheiden.

Im zweiten Match musste sich die Radiologin aus Saarbrücken gegen Carla Oliveira, die Lokalmatadorin aus Portugal und aktuelle Europameisterin geschlagen geben.

Im Playoff Match zum Halbfinaleinzug traf die 33-jährige Ärztin auf Alexandra Szabo aus Ungarn. Es war ein zu erwartendes schwieriges Match. Die Ungarin war in einer starken Form, so dass das Spiel mit 2:5 verloren wurde. Szabo schnappte sich sogar den Turniertitel im weiteren Verlauf des Wettkampfes.

Nancy Poser, von Beruf Richterin, befand sich im Pool A der Startklasse BC3 Frauen. Sie wurde von Ihrer Rampenassistentin Luna Schneider unterstützt. Zur Startklasse BC3 gehören Spielerinnen, die den Ball nicht selbst werfen können. Der Ball wird mit Hilfe einer Rampe ins Rollen gebracht. Die Assistentin hilft dabei auf Anweisung der Spielerin die Rampe auszurichten, ohne dabei die Spielsituation sehen zu können.

Nancy, die Athletin der Sportfreunde Diakonie Bad Kreuznach, erwischte eine schwierige Gruppe. Sie musste sich den Spielerinnen aus Brasilien, Thailand und Slowakei geschlagen geben, und schied ohne Sieg nach der Vorrunde aus.  Jedoch konnte Nancy wichtige Erfahrungen sammeln und wichtige Erkenntnisse für Ihr Training mitnehmen.

Boris Nicolai, der Maschinenbautechniker aus dem Saarland, ging bei den Männern in der Startklasse BC4 an den Start. Im Pool A traf der 38-Jährige aus Sankt Ingbert auf Nuno Guerreiro aus Portugal. Boris gewann das wichtige Auftaktmatch mit 6:2.

Das zweite Match spielte Boris gegen Blaz Adamlje aus Slowenien. Das sehr souverän geführte Spiel gewann der Spieler vom BRS Gersweiler (Saarbrücken) mit 11:0.

Im dritten Vorrundenspiel traf Boris Nicolai auf den Vizeparalympicssieger aus Thailand Pornchok Larpyen. Boris spielte auf höchstem Niveau und verlangte dem Favoriten alles ab. Nach gespielten 4 Sätzen gewann Boris doch tatsächlich mit 3:2 und zog damit als Gruppenerster ins ¼ Finale ein. Dort wartete Radek Prochazka aus Tschechien, der Boris bei der EM im August knapp mit einem Punkt besiegte. Auch hier lief es gleich gut für den Deutschen, der nach der Hälfte des Spiels mit 3:1 in Führung lag. Im dritten End gelang Nicolai mit dem letzten Ball ein Wurf der die Entscheidung bringen sollte. Er erhöhte auf 7:1. Das Match war somit entschieden und Boris zog mit 8:1 Endstand ins Halbfinale ein.

Boris traf dort auf den Weltmeister aus Japan, Shunsuke Uchida. Hier fand Boris schwer ins Spiel, und hatte ein paar ungenaue Würfe. Er konnte zwar noch Satz 3 und 4 für sich entscheiden, jedoch ging die Partie mit 7:4 an den Weltmeister aus Japan. Boris blieb noch die Chance auf Bronze. Im Spiel um Platz 3 setzte sich der Saarländer deutlich mit 11:1 gegen Gershon Haimov aus Israel durch. Für Boris war es die erste World Cup Medaille im Einzel überhaupt.  

Die Team-Wertungen folgten zum Abschluss

Am fünften Wettkampftag gingen Anita Raguwaran und Boris Nicolai im Pairs BC4 (Doppel mixed) an den Start. Im Pool C trafen die Beiden auf Portugal und Japan. Gleich zwei starke Gegner. Dementsprechend musste man sehr konzentriert zu Werke gehen. Am frühen Morgen spielte das Deutsche Pair gegen Portugal. Kein leichtes Unterfangen. Des Öfteren gingen die Spiele knapp an Portugal in jüngster Vergangenheit. Diesmal jedoch drehten Anita und Boris die Partie im letzten Satz. Sie machten aus einem 3:4 Rückstand einen Sieg zum 5:4.

Auch Mittags im zweiten Spiel, spielten die Neurologin Anita und Maschinenbautechniker Boris, gut zusammen und  gewannen gegen Japan mit 4:3. Boris kämpfte sich schon seit 2 Tagen mit einer starken Erkältung durch das Turnier, welche sich später als Covid diagnostizierte. Unglücklich war auch der Umstand, dass das Deutsche Pair zwar Gruppenerster war, doch in der Gruppe C musste auch der Sieger ein Playoff Spiel spielen, um ins Halbfinale einziehen zu können. In Gruppe A und B kamen die Gruppenersten direkt ins Halbfinale. So mussten Anita und Boris noch ein Drittes Match am gleichen Tag spielen.

Es ging gegen Ungarn. Alexandra Szabo und Laszlo Hegedüs machten ein sehr gutes Spiel. Bei Anita und Boris schlichen sich leichte Fehler ein, die auf diesem Niveau bestraft wurden. Mit 2:6 schieden die beiden im Playoff Spiel gegen Ungarn aus. Ungarn holte sich später Gold, vor Spanien und Japan.

Fazit

Ein tolles Turnier für Boris Nicolai im Einzel. Er wird sich nach dem Turnier auf Platz 8 in der Einzelweltrangliste verbessern.

Mit dem Ergebnis im Pairs BC4 hat man sich für das Qualifikationsturnier für Paris nächstes Jahr im März qualifiziert. Dort heißt es dann Daumen drücken für das Deutsche Doppel, damit die Fahrkarte zu den Paralympics nach Paris eingelöst werden kann.

Fotos: © Privat