Mehr Eigenständigkeit und Teilhabe ermöglichen
Wer am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilhaben will, muss mobil sein – egal, ob bei der Arbeit, auf dem Weg dorthin oder in der Freizeit. Für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, ist Mobilität mit besonderen Problemen und Risiken verbunden. Viele davon lassen sich verringern und der Alltag damit ein Stück weit sicherer und einfacher gestalten. Vor diesem Hintergrund und mit diesem Ziel haben die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Deutsche RollstuhlSportverband (DRS) das Angebot ›sicher mobil‹ ins Leben gerufen.
In Kooperation werden seitdem ›sicher mobil‹Trainings angeboten. Sie sprechen sowohl Menschen an, die eigenständig mobil sind, als auch Betroffene, die auf Beförderung angewiesen sind. Das Training soll dazu beitragen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten selbstbestimmter leben können. Das Angebot richtet sich neben Rollstuhlnutzerinnen und nutzern auch an Personen, die sie beruflich oder ehrenamtlich begleiten, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege, Physiound Ergotherapie, von Fahroder Begleitdiensten. Ziel ist es, Menschen zum Thema Mobilität im Rollstuhl zu sensibilisieren und praxisnahe Tipps zu geben. Unfälle von Rollstuhlnutzerinnen und Rollstuhlnutzern soll vorgebeugt sowie die Gesundheit von Menschen mit Behinderungen in Beruf und Freizeit gestärkt und die gesellschaftliche Teilhabe gefördert werden.
PRAXISNAHE INHOUSE-SCHULUNG
Seit über zehn Jahren werden ›sicher mobil‹Seminare erfolgreich durchgeführt. Die Covid19Pandemie hat die Durchführung der Trainings zwischenzeitlich ausgebremst, inzwischen sind die Schulungen wieder verfügbar. Sie eignen sich für Einrichtungen der Behindertenhilfe, Verbände und Interessenvertretungen von Menschen, die einen Rollstuhl nutzen. Buchbar ist das Rollstuhltraining als InhouseVeranstaltung von Einrichtungen der Behindertenhilfe und von Verbänden, die über die BGW versichert sind.
Referentinnen und Referenten des DRS führen das modular aufgebaute Rollstuhltraining vor Ort in der jeweiligen Einrichtung durch. Pro Seminar können in der Regel 8 bis 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitmachen. Zur Vorbereitung werden vorab gemeinsam mit der Einrichtung die Trainingsinhalte auf den individuellen Bedarf abgestimmt, damit sich das Training an den Interessen und Erfordernissen der Teilnehmenden orientiert. Das ›sicher mobil‹InhouseTraining ist praxisnah gestaltet. Beispielsweise werden die vorhandenen Rollstühle der Teilnehmenden überprüft und Tipps für die bessere Einstellung gegeben. Fahrtechniken werden direkt demonstriert und angewendet.
Die teilnehmenden Betriebe können aus folgenden Themen wählen:
1. Sichere Beförderung von Rollstuhlnutzern
In diesem Modul werden Rückhaltesysteme der Personensicherung sowie das KraftknotenSystem zur Sicherung von Personen und Rollstühlen im Fahrzeug behandelt. Damit wird die Kompetenz der Seminarteilnehmenden zur sicheren Beförderung von Menschen im Rollstuhl gefördert. Ein wichtiger Punkt dafür ist die Verbesserung der Sicherung von Rollstuhlnutzern, die bei der Beförderung im Rollstuhl sitzen bleiben müssen. Auch rechtliche Aspekte der Beförderung und Tipps zur Kostenübernahme für den Kraftknoten werden vermittelt.
2. Anleitung zum gesundheitsbewussten Helfen und Assistieren
Hier werden Techniken zum Transfer von Personen und entsprechende Hilfsmittel vorgestellt. Dieses Modul richtet sich insbesondere an Menschen, die aus beruflichen, ehrenamtlichen oder familiären Gründen mit Rollstuhlnutzern umgehen. Sie lernen, wie sie sich die Fahreigenschaften des Rollstuhls zunutze machen können, wie sie rückenschonend arbeiten und Transferhilfen einsetzen.
3. Bedeutsame Aspekte zur Rollstuhlversorgung
Um eine möglichst hohe Mobilität zu ermöglichen, kommt es auch darauf an, welcher Rollstuhl genutzt wird. Ein individuell an körperliche sowie umgebungsbedingte Faktoren angepasster angepasster Rollstuhl trägt zu einer besseren Mobilität und mehr Selbstständigkeit bei. Auch Personen, die Rollstuhlnutzerinnen und nutzer begleiten, profitieren davon. Behandelt werden im Seminar Möglichkeiten, Rollstühle optimal an ihre Nutzer anzupassen. Dabei geht es um einstellbare Komponenten des Rollstuhls, Einsatzbereiche des Rollstuhls und daraus resultierende Anforderungen an die Konstruktion. Außerdem gibt es Informationen zu Ansprechpersonen im Prozess der Hilfsmittelversorgung und Hinweise zur Argumentation bei der Beantragung eines individuell angepassten Rollstuhls.
4. Mobilitätsentwicklung und -förderung
Der Themenbereich ›Mobilitätsentwicklung und förderung‹ soll durch seine praktischen Übungen dazu beitragen, dass sich Menschen im Rollstuhl im Alltag sicherer bewegen können. Vermittelt und geübt werden Techniken, welche die Kursteilnehmerinnen und teilnehmer im Anschluss an das Seminar direkt anwenden können. Durch eine bessere Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und optimierte Fahrtechnik können auch Unfälle verhindert werden. Demonstriert und praktisch ausprobiert werden zum Beispiel Techniken für die Überwindung von Treppenstufen, Bordsteinkanten und weiteren Hindernissen.
Mit seinen breitgefächerten Inhalten vermittelt ›sicher mobil‹ Tipps und Informationen, die zu besserer und sicherer persönlicher Mobilität beitragen – für Menschen mit Behinderungen eine wesentliche Voraussetzung für Unabhängigkeit und die Teilhabe an einem selbstbestimmten gesellschaftlichen und beruflichen Leben.
Hier erfahren Sie weitere Details zum Schulungsangebot und Sie erhalten die Möglichkeit zur Seminarbuchung:
www.drs.org/sicher-mobil oder www.bgw-online.de/sichere-mobilitaet/rollstuhltraining-18244
Bei Fragen hilft Ihnen unser Ansprechpartner weiter:
Alexander Groth
Fon 040-730-1650
alexander.groth@rollstuhlsport.de
Text: Mareike Berger
Foto: Bianca Hobusch