Thomas Wandschneider jubelt über Bronze
Als erster deutscher Athlet hat Thomas Wandschneider eine Paralympics-Medaille im Para Badminton gewonnen. Der 60-Jährige besiegte den favorisierten Koreaner Jeong Jaegun mit 2:0 (26:24, 21:11) und gewann einmal mehr mit seiner Energie und mitreißenden Spielweise die Herzen der Zuschauer.
Der erste Blick ging zur Decke, dann riss Thomas Wandschneider die Arme in die Luft. Nach knapp einer Stunde hatte der deutsche Para Badmintonspieler seinen Gegner müde gespielt, wie er selbst sagte, und die ersehnte erste Medaille bei Paralympics gewonnen. „Ich hatte immer den Traum, für Deutschland eine Medaille im Badminton zu gewinnen. Dass ich das mit fast 61 Jahren geschafft habe, ist einfach nur großartig“, sagte ein euphorischer Wandschneider.
Auch Bundestrainer Christopher Skrzeba freute sich über den „historischen“ Erfolg. „Badminton-Deutschland hat seine erste Medaille bei Olympischen und Paralympischen Spielen, wir könnten nicht stolzer sein. Die Arbeit der letzten Jahre trägt ihre Früchte.“ Skrzeba lobte nicht nur Wandschneiders Moral, sondern auch seine spielerische Klasse. „Die Halle ist schwer zu bespielen, je nach Seite sind die Windverhältnisse völlig andere. Thomas hat sich heute perfekt auf die Bedingungen eingestellt und im richtigen Moment entsprechend reagiert.“
Der 60-Jährige begann auf der vermeintlich schwieriger zu bespielenden Seite mit Gegenwind. Von Beginn an entwickelte sich das erwartet enge Duell. Wandschneider und sein 13 Jahre jüngerer Gegner schenkten sich nichts, kämpften in teils langen und spektakulären Ballwechseln um jeden Punkt. Wandschneider führte erstmals beim 4:3, nach dem 10:10 schuf sich der Koreaner einen kleinen Vorsprung, lag plötzlich sogar 18:14 vorne. Wandschneider allerdings zeigte wieder einmal sein großes Kämpferherz. Keinen Punkt gab er verloren, versuchte den Koreaner mit langen Bällen und langen Ballwechseln physisch und mental müde zu spielen. Beim 17:18 war er wieder dran, mit einem lauten Schrei signalisierte Wandschneider: Ich bin wieder da! Der 60-Jährige holte sich beim 20:19 die Führung zurück – und markierte nach dem 23:23 die entscheidenden Punktgewinne. „Ich habe mich über Jahrzehnte darauf vorbereitet, eine gute Kondition zu haben und topfit zu sein“, erklärte der Bronze-Medaillengewinner. „Es macht die Leute etwas mürbe, dass ich um jeden Ball kämpfe. Das hat sich auch heute ausgezahlt.“
Im zweiten Satz knüpfte er nahtlos an, wo er im ersten aufgehört hatte. Mit konzentrierten und präzisen Schlägen hielt er den Südkoreaner immer in Bewegung und wartete geduldig auf seine Chance. Schnell setzte er sich auf 9:5 ab und baute unter lauten „Thomas, Thomas“-Rufen seinen Vorsprung aus (14:8). Mit seinen spektakulären und mitreißenden Matches der vergangenen Tage ist der Deutsche zum Publikumsliebling geworden. Sichtlich ergriffen von der Atmosphäre ließ sich Wandschneider im zweiten Durchgang auf dem Weg zum Sieg vom Publikum treiben. Er blieb konzentriert und entschied diesen 21:11. Danach gab es in der Halle kein Halten mehr. „Ich bin ja nicht so der Partygänger, ich feiere auf meine Art. Aber ich nehme alles mit und genieße nur noch“, kündigte Wandschneider an. Seine Medaille wird er erst am Abend umgehängt bekommen. Die Siegerehrung findet um 19.35 Uhr statt.
Sein Erfolgsrezept auf dem Weg zu Bronze? „Ganz einfach: Ich will, ich will, ich will – ich will es schaffen, ich wollte diese Medaille. Der Wille war entscheidend!“
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Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS
Foto: © Mika Volkmann / DBS