Kanada zieht Deutschland routiniert den Zahn
Es war nicht die Partie, die sich die deutsche Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Herren zum Abschluss der Gruppenphase in Paris gewünscht hatte und dennoch hat die DBS-Auswahl weiterhin alle Chancen. Im dritten Duell der Gruppe A unterlag Deutschland auch in der Höhe verdient mit 52:68 (11:16/24:37/42:64) gegen Kanada, dass sich abgezockt und routiniert in der Arena Bercy präsentiert hat.
Wie auch schon in den ersten beiden Spielen starteten die Adlerträger nicht gut und hatten nach nicht einmal einer Minute Spielzeit zwei eiskalte Dreier zum 0:6 durch Colin Higgins kassiert. Kanadas Legende Patrick Anderson schraubte das Ergebnis aus deutscher Sicht bis auf 4:13 (6.), ehe ein erster Treffer von jenseits der 6,75m-Markierung von Thomas Böhme sein Ziel in der nordamerikanischen Reuse fand.
Doch die erfahrenen Kanadier blieben ruhig, verteidigten clever und nutzten die streckenweise unter 20 Prozent fallende Trefferquote der Deutschen eiskalt aus. Bis auf 19:35 (19.) kurz vor der Halbzeit enteilte der dreimalige Paralympics-Champion von 2000, 2004 und 2012, während auf deutscher Seite der eingewechselte Matthias Güntner mit sechs Punkten der erfolgreichste Scorer bis dato war.
Eine deutsche Trotzreaktion erstickte Team Kanada nach dem Seitenwechsel mit einem 5:0-Start durch einen Anderson-Dreier zum 24:42 (21.) erneut im Keim. Selbst ein 7:0-Zwischenspurt von 31:52 (25.) auf 38:52 (27.), der noch einmal die zahlreichen deutschen Fans in der Arena Bercy wachküsste, sollte am Ende nicht die Initialzündung sein, die eine Wende noch hätte möglich machen können. Erst als die Partie längst entschieden war, setzen vor allem die beiden eingewechselten Youngster Thomas Reier und Julian Lammering einen mutigen und wichtigen Schlusspunkt.
Für das deutsche Team heißt es nach der enttäuschenden Niederlage nun, die eigene mentale Stärke im Viertelfinale am Dienstag in die Waagschale zu werfen. Gegner im Duell um den Einzug ins Halbfinale von Paris ist Spanien, während die Kanadier in ihrem Semifinale auf die Niederlande treffen.
Bundestrainer Michael Engel: „Wir waren heute weder basketballerisch noch emotional bereit für ein paralympisches Spiel, das müssen wir auf uns nehmen. Die gute Nachricht ist, dass das Ergebnis keinerlei Einfluss auf das Turnier hat. Nun müssen wir uns in den kommenden zwölf Stunden auf das konzentrieren was uns als Team stark macht, gut verteidigen mit allem was wir haben, um unsere Siegchance im Viertelfinale gegen starke Spanier zu wahren“.
Deutschland: Thomas Böhme (17/2, RSV Lahn-Dill), Matthias Güntner (17/1 Dreier, RSV Lahn-Dill), Aliaksandr Halouski (6, RSB Thuringia Bulls), Nico Dreimüller (4 Rhine River Rhinos Wiesbaden), Julian Lammering (4, RSV Lahn-Dill), Jens-Eike Albrecht (2, RSB Thuringa Bulls), Thomas Reier (2, RBC Köln 99ers), Alexander Budde (Hannover United), Lukas Gloßner (RSB Thuringa Bulls), Jan Haller (Hannover United), Tobias Hell (Hannover United), Jan Sadler (Hannover United).
Kanada: Patrick Anderson (17/1), Read De´aeth (14/2), Colin Higgins (14/2), Nikola Goncin (8), Chad Jassman (6), Garrett Ostepchuk (5), Robert Hedges (2), Lee Melymick (2), Vincent Dallaire, Tyler Miller, Blaise Mutware, Jonathan Vermette.
>>> zum Rollstuhlbasketball + den deutschen Athlet*innen: TeamDeutschland-Paralympics.de
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>>> Hintergrundinfos gibt’s im Paralympics Guide.
Text: Andreas Joneck DBS
Foto: © Steffie Wunderl / DBS