Der langjährige Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees feiert seinen 70. Geburtstag

Sir Philip Craven, das verrät schon der kleine Zusatz vor seinem Namen, hat in seinem Leben große Verdienste erbracht, für die der Gründer der IWBF (International Wheelchair Sports Federation) und ehemalige Präsident des IPC (International Paralympic Comitee) 2005 vom Britischen Königshaus durch die Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde. Dabei sind dem Briten Ehrentitel nicht wirklich wichtig – seine große Leidenschaft war und ist bis heute immer der Sport geblieben. Am 4. Juli feiert Sir Philip Craven in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag.

Geboren und aufgewachsen in England, verunglückte der bis dato passionierte Cricket- und Tennisspieler als 16-Jähriger beim Klettern und sitzt seitdem im Rollstuhl. Bereits drei Tage nach seinem Unfall aber entdeckte er während der Rehabilitation eine Sportart, die ihm aufzeigte, dass die Diagnose „Querschnittlähmung“ nicht das aus für aktiven Sport bedeutet: Mit dem Rollstuhlbasketball fand Craven 1966 eine Sportart, die ihn im Laufe seines weiteren Lebens intensiv begleitete und die er – damals noch nicht absehbar – weltweit maßgeblich beeinflussen und revolutionieren sollte. Das Talent, dass er mitbrachte, führte ihn auch bald zum Erfolg als Athlet: 1970 Gold bei den Commonwealth Games, 1971 und 1974 Europameister und 1973 Weltmeister mit der britischen Nationalmannschaft.

Vom Sportler zum Funktionär

Weitere sportliche Erfolge folgten, bis Craven 1984 auch administrative Aufgaben in der Welt des Behindertensports übernahm. Aus der Spartenabteilung „Rollstuhlbasketball“ der International Stoke Mandeville Games Federation (ISMGF) wurde 1989 offiziell die IWBF, dessen heutige Strukturen und Regularien auf die Gründerarbeit Cravens als Vorstandsmitglied und Präsident des Rollstuhlbasketball-Weltverbands zurückgehen. Seine erfolgreiche Arbeit brachte ihm von da an weltweite Anerkennung und wurde international vielseitig gewürdigt. Queen Elizabeth II. ehrte ihn 1991 für seine Verdienste rund um den paralympischen Sport und ernannte ihn zum Mitglied des „Order of the British Empire“.
Das höchste Amt im paralympischen Sport wurde dem Ehemann, Vater und Großvater von 2001 bis 2017 zuteil: als Präsident des IPC verhalf dem paralympischen Sport mit wegweisenden Entscheidungen zu neuem Ansehen. Er machte sich stark für einen fairen Sport ohne Doping. Die Paralympischen Spiele entwickelten sich unter ihm zum drittgrößten Sportevent der Welt. Von 2003 an gehörte Sir Philip Craven auch dem Internationalen Olympischen Komitee an. Das IPC würdigte Sir Philip Craven 2017 mit der höchstmöglichen Auszeichnung, dem „Paralympic Order“, die Bundesrepublik Deutschland mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse.

 

Sir Philip Craven (2.v.r.) bei der Rollstuhlbasketball-WM 2018 in Hamburg

Besuch im Unfallkrankenhaus Berlin

Bereits acht Jahre vor Verleihung des Bundesverdienstkreuzes besuchte Craven die Bundeshauptstadt im Zuge des „International Paralympic Day“. Am Rande dessen stattete Sir Philip Craven auch dem Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) einen Besuch ab, wo er sich vor Ort ein umfassendes Bild vom ganzheitlichen Versorgungskonzept der BG Kliniken machen konnte.
Gemeinsam mit Christian Neudecker (einem der ersten Patienten, der nach der Eröffnung des UKB im September 1997 behandelt wurde) und dem Ex-Turner der deutschen Olympiamannschaft 2004 Ronny Ziesmer, der im Juli 2004 im Trainingscamp der deutschen Nationalriege schwer verunglückte und seitdem im Rollstuhl sitzt, kam es im Rahmen eines umfänglichen Rundgangs zu einem regen Gedankenaustausch. Was Ronny Ziesmer vor 16 Jahren am eigenen Leibe erfuhr, beeindruckte damals auch den hochrangigen britischen Gast:
Das Qualitätsmodell der BG Kliniken, in dem medizinische und rehabilitative Maßnahmen eng verzahnt ineinander greifen sowie die medizinischen Kompetenzen, die logistischen Strukturen und technischen Möglichkeiten des UKB, welches nun inzwischen seit 23 Jahren existiert und ständig erweitert wird, stellen die Bestversorgung auf vielen Gebieten der Medizin und der Unfallbetreuung dar. Die Rolle, die der Sport bereits in der stationären Rehabilitation in allen BG Kliniken einnimmt, fand bei Craven großen Zupsruch, weshalb er auch in den Folgejahren als Ehrengast der „BG-Kliniktour“ 2010 und 2012 mehrere Tourstationen mit seiner Anwesenheit bereicherte.

Sir Philip Craven 2009 beim Besuch des Unfallkrankenhauses Berlin (ukb) mit (v.l.n. r.) Christian Neudecker, Lady Jocelyn Craven, Professor Axel Ekkernkamp, Dr. Andreas Niedeggen (ukb-Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte), Ronny Ziesmer, Georg Schlachtenberger, (IOC-Geschäftsführer), Marina Schröder (DGUV-Vorstandsvorsitzende), Matthias Witt (ukb-Pflegedirektor) und Gregor Doepke (DGUV-Kommunikationsleiter). (Foto: DGUV)

Ehrengast beim German Paralympic Media Award 2020

Auch nach Ende seiner 17-jährigen Amtszeit als IPC-Präsident ist Sir Philip Craven dem paralympischen Sport eng verbunden geblieben. Bei der diesjährigen Jubiläumsveranstaltung des German Paralympic Media Award (GPMA), der alljährlich von der DGUV verliehen wird, wird Craven als Schirmherr die 20. Verleihung begleiten und den Sonderpreis verleihen, den er im vergangenen Jahr selbst für seine Erfolge im und für den paralympischen Sport erhalten hatte. Auch wenn er in diesem Jahr – bedingt durch die Corona-Pandemie –am 9. Oktober 2020 als Laudator einer digitalen Preisverleihung zugeschaltet sein wird: Sir Philip Craven wird dabei sein und der Veranstaltung durch seine Teilnahme einen besonderen Rahmen geben.

Die DGUV und der Deutsche Rollstuhl-Sportverband e.V. gratulieren Sir Philip Craven herzlich zum heutigen persönlichen Jubiläum und wünschen für die weitere Zukunft alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Freude und Leidenschaft für den paralympischen Sport, der ohne ihn heute nicht dass wäre, was er heute ist.

Mit einem persönlichen Gruß gratuliert Ulf Mehrens, Präsident der International Wheelchair Basketball Federation (IWBF), seinem langjährigen Freund und Weggefährten zum 70. Geburtstag: