Ein Erlebnisbericht von Paralympics-Ikone Kirsten Bruhn
Seit Jahren habe ich mir vorgenommen verschiedene Sportarten, außer dem Schwimmen, zu testen. So auch die Sportarten Wasserskifahren und Mountainbiken. In diesem Jahr sollte das dann auch endlich losgehen. Das DRS-Wasserski- und Mountainbike-Camp (unter der Leitung von Gerda Pamler) war zunächst für Ende Juni 2020 angedacht und geplant; das war durch Corona nicht umsetzbar und so ist es auf den September verschoben worden.
Mit großer Freude und auch Anspannung bin ich mit dem PKW am Sonntag den 13. September von Berlin nach Walchsee angereist. Gerda Pamler wollte ich schon längst mal kennengelernt und getroffen haben. Sie ist in der paralympischen Szene eine Chorephäe. So vielseitig und sportlich unterwegs wie ich es mir nur wünschen und erträumen kann. Ohne dass ich Gerda kannte, war ich schon ein Fan von ihr.
Am Montag den 14. September um 09:00 Uhr war für die Neulinge wie mich Anpassung des Equipments angesagt. Also war ich pünktlich, wie man es als Athlet über die Jahre gelernt hat, an der Wasserskischule der Familie Karl am Walchsee zur Stelle. Gerda war natürlich schon da und hatte Skier, Cages und Co ordentlich aufgereiht und sortiert. Den Maßbogen hatten die Teilnehmer, so auch ich, mit der Anmeldung zum Camp verschickt und so war ich neugierig, in was für ein Gerät ich jetzt angepasst werden würde.
Nach kurzer, corona-konformer und nicht weniger sympathischer Begrüßung ging es los. Ich setzte mich in drei verschiedene Cages (so nennt man den Sitz, in dem man beim Wasserski auf dem Ski sitzt und fährt). Leider passte keiner wirklich. Es waren alle zu klein bzw. ich zu breit. Meine Stimmung kippte aber ich ließ es mir nicht anmerken. Nach außen war ich irritiert, nachdenklich, habe immer schön gelächelt, also gute Mine zur gar nicht so angenehmen Situation gemacht.
Als Gerda dann sagte »es nützt ja nichts« und sie nochmal in ihr Lager nach München zurück fahren und einen passenden Cage holen würde, dachte ich nur: »Erdboden tue dich auf und lass mich in dir verschwinden«. Gerda düste los und mit verhaltener Stimme sagte dann Matthias, ein erfahrener und guter Wasserskifahrer: »versuche doch mal meinen Cage«. Ich dachte nur – das passt nie. Aber, siehe da, ich flutschte hinein und der Cage von Matthias passte. Gerda konnte also umdrehen und sich die Fahrt nach München sparen. Zum Glück! Als alles passte und ich startbereit im Neo auf dem Steg rücklings zum Wasser stand, noch einige Erklärungen und Tipps von Gerda bekam, war ich mega angespannt.
Mein Puls stieg und ich wollte unbedingt einen guten Start wie auch eine gute erste und mehrere Bahnen darbieten – in erster Linie für mich. Mir beweisen das ich das irgendwie hinbekomme und natürlich auch für alle anderen. Das Element Wasser ist meins und die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen waren perfekt. Die Gruppe, die Helfer, die Betreiber der Wasserskischule, das Wetter, der See und meine persönliche Motivation sowieso.
Das Boot fuhr los, die Leine wurde straff, ich gab das OK und was soll ich sagen? Ich bin direkt gestanden und bin Wasserski gefahren, wie cool! Das hat so ein Spaß gemacht und ich fühlte mich so gut dabei. Mein Grinsen war sogar für Gerda im Boot sitzend, Stefan dem Bootsführer und der lieben Helferin Sabine zu erkennen. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Und ganz ehrlich, wenn ich keine Ohren hätte, hätte ich im Kreis gegrinst!
Mit jedem weiteren Mal das ich dran war, bekam ich neue Aufgaben. Den Start, vom Steg rücklings ins Wasser fallen lassen, alleine versuchen. Oder zu versuchen, hinter dem Boot von links nach rechts zu fahren – auch da hatte Gerda wieder erneut Tipps, wie ich mich mehr nach vorne beugen müsste und dann mit Schulter und Kopf nach links dirigieren und einlenken müsse. Bei den nächsten Versuchen klappte auch das immer besser. Ich war verliebt – verliebt ins Wasserskifahren! Das hatte ich mir so schön nicht vorgestellt. Spaß pur, Herausforderung pur, Anstrengung pur, die schöne Natur pur und überhaupt…eine mega Erfahrung!
Nach zwei Tagen Wasserskifahren war ich eingeteilt für das Mountainbike. Auch das habe ich als Flachlandtiroler (aus Schleswig-Holstein kommend) noch nie gemacht und schon gar nicht in so einer bergigen und schönen Landschaft. Um 09:40 Uhr waren wir beim Alois Praschberger in der Firma. Wir bekamen die Bikes zugeteilt, sie wurden angepasst und es gab eine kurze Einleitung die Fahrtechnik. Nach ein paar Runden auf dem Firmengelände beim Alois schwante mir schon einiges und vor allem die pure Herausforderung mit der Schalttechnik, den Bergen und mir selber. Oh je oh je! In meinem Leben bin ich weder als Fußgänger noch als Rollifahrer mit E-Unterstützung Bike gefahren. Alois, voller Zuversicht, dass wir das alle schaffen, pfiff zum Start an und los ging es. Schon nach den ersten 150 m leicht bergab, wurde mein Respekt nicht weniger. Nach dem ersten leichten Anstieg raste mein Puls und ich dachte – das überlebe ich keine halbe Stunde mit den Auf und Abs. Dann bekam ich den Tipp von Alois meinen E-Antrieb zu erhöhen. Das tat ich und von da an ging es richtig gut.
Mein Gefühl fürs Mountainbike wurde besser: Ich konnte sogar mal nach links und rechts gucken und die Landschaft und den Ausblick genießen – ein Traum! Alois hat zwischendurch immer mal gezeigt, wo wir gerade sind und wo wir noch ganz hoch hinaus hinwollen. Nach ca. zwei Stunden waren wir auf dem Wandberg, Gemeinde Rettenschöss beim Wirt, welcher der Nachbar vom Alois ist. Mit lecker Radler saßen wir beseelt vom Ausblick und dem Erlebten bei Sonnenschein zusammen.
Irgendwann mussten wir ja auch wieder hinab. Oh ha, das ging teilweise wirklich steil, schnell und eng bergab. Die Ansage vom Alois war, abwechselnd bremsen. Also links rechts im Wechsel, damit die Bremsen nicht zu heiß werden. Tja, also mein Gehör hatte Alois und auch meinen Respekt. Wir haben es gut und schnell nach unten geschafft. Was für ein Erlebnis!
Die ganze Woche war so, wie ich mir Erholung vorstelle. Bissl Action, bissl Sport und vor allem liebe und gesellige Menschen um mich herum. Dafür danke ich allen Beteiligten von Herzen und ich bin nächstes Jahr wieder dabei! You made my week Gerda and Co!
Tausend Dank, Kirsten :o+
Text: Kirsten Bruhn / Fotos: Gerda Pamler
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