Mut und Offenheit statt Berührungsängste
„Teilhabe VEREINfacht – So gelingt der Sport für Alle!“ So lautet der Slogan des Handbuchs Behindertensport, das der Deutsche Behindertensportverband (DBS) pünktlich zum Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2020 herausgegeben hat. Dass es sich dabei um ein notwendiges Projekt handelt, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Laut zweitem Teilhabebericht der Bundesregierung treiben in Deutschland 46 Prozent der Menschen mit Behinderung keinen Sport – bei Menschen ohne Behinderung sind es lediglich 28 Prozent.
„Diese Statistik unterstreicht den Handlungsbedarf. Doch es ist nicht nur Aufgabe und Herausforderung für den Deutschen Behindertensportverband mit seinen 17 Landes- und zwei Fachverbänden, sondern für ganz Sportdeutschland und die Gesellschaft“, betont DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher, der die gesamte Sport- und Vereinslandschaft in die Pflicht nimmt: „Menschen mit Behinderung haben das Recht auf Teilhabe. Unser Appell lautet: Mut und Offenheit statt Berührungsängste und Skepsis. Dabei muss nicht von Beginn an alles perfekt sein, es braucht viel mehr einen ersten Schritt, um Teilhabe am Sport für Alle zu ermöglichen.“ DBS-Vizepräsidentin Katrin Kunert ergänzt: „Bereits kleine Schritte in diese Richtung können eine große Wirkung entfalten auf dem Weg zum selbst gesteckten Ziel, die von Deutschland im Jahr 2009 unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention konsequent umzusetzen und auch im Sport mit Leben zu füllen.“
Die Ziele: Menschen mit Behinderung zum Sporttreiben bewegen und mehr Angebote schaffen
Zur Umsetzung und somit zu einer größeren sportlichen Teilhabe beitragen soll auch das neue Handbuch Behindertensport. Die Intention liegt klar auf der Hand: Mehr Menschen mit Behinderung zum Sporttreiben bewegen sowie Vereine und Übungsleiter*innen ermutigen, mehr wohnortnahe Sportangebote für Menschen mit Behinderung zu schaffen – gerne auch inklusiv, gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung. Solche Angebote sind in Deutschland längst nicht flächendeckend vorhanden. „Die Gründe dafür sind meist Barrieren – bauliche Barrieren mit Blick auf die Sportstätten, kommunikative Barrieren hinsichtlich der Informationsbereitstellung von Sportangeboten für Menschen mit Behinderung, aber auch Barrieren in den Köpfen“, erklärt Friedhelm Julius Beucher.
Das Handbuch Behindertensport soll aufzeigen, wie verschiedene Sportarten von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ausgeübt werden können und welche Anpassungen bzw. praktischen Hilfsmittel dafür benötigt werden. Kern sind daher Texte zu insgesamt 32 Sportarten, darüber hinaus gibt es bspw. ein umfassendes Kapitel mit Praxistipps im Hinblick auf verschiedene Behinderungsarten sowie Wissenswertes zu Qualifizierungsmöglichkeiten und zur Barrierefreiheit. Zusätzlich gibt es konkrete Anlaufstellen und Kontakte zu den Landes- und Fachverbänden im DBS, um den Weg in den Behindertensport zu starten oder Informationen einzuholen.
„Mit Impulsen und Denkanstößen einen nachhaltigen Meilenstein setzen“
„Wir sind davon überzeugt, dass dieses Handbuch einen wichtigen Beitrag leistet, um Menschen mit Behinderung an bestehenden Angeboten teilhaben zu lassen und um neue Angebote zu schaffen. Mit Blick auf die Stärkung des Breitensports von Menschen mit Behinderung in Deutschland und der direkten Information der Landes-, Kreis- und Stadtsportbünde bundesweit ist es wohl die größte öffentlichkeitswirksame Initiative dieser Art, die unser Verband in seiner 70-jährigen Geschichte umgesetzt hat. Darauf sind wir stolz und glauben, dass wir mit den Impulsen und Denkanstößen einen nachhaltigen Meilenstein setzen können“, sagen Friedhelm Julius Beucher und Katrin Kunert, die zur Unterstützung aufrufen: „Tragen Sie zur Verbreitung dieses Handbuchs bei. Helfen Sie mit, dass mehr Sportvereine sich für den Sport von und für Menschen mit Behinderung öffnen und mehr Sportstätten weniger Barrieren aufweisen. Dann hätten wir gemeinsam viel erreicht. Für sportbegeisterte Menschen mit Behinderung und diejenigen, die ihren Sport noch finden möchten. Und letztlich auch für Sportdeutschland und eine offene Gesellschaft.“
Der Dank gilt insbesondere der Aktion Mensch, die wesentlich zur Umsetzung des Handbuchs sowie der begleitenden Kommunikation beigetragen hat. „Ebenso danken wir allen ehren- und hauptamtlichen Mitwirkenden, die ihren Beitrag zur Realisierung dieses beispielhaften Projekts geleistet haben“, betonen Beucher und Kunert.
Das Handbuch Behindertensport steht als Druckversion sowie als E-Book zur Verfügung. Mit begleitenden kommunikativen Maßnahmen wie Kurz-Clips und Erklärvideos soll es zudem gelingen, die generelle Aufmerksamkeit für den Sport von Menschen mit Behinderung bundesweit zu erhöhen, zu informieren und zum Nachdenken anzuregen.
>>> Auf der Webseite des DBS gibt es eine Bestellmöglichkeit der papiernen Ausgabe sowie Links zu Erklärvideos mit nützlichen Informationen: www.dbs-npc.de/handbuch-behindertensport.