Es gilt, Barrieren weiter abzubauen – auch in den Köpfen

Die Schwerbehindertenquote in Deutschland beträgt 9,5 Prozent, das heißt, jeder zehnte Mensch in Deutschland ist schwerbehindert und hat Einschränkungen im alltäglichen Leben. Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung am heutigen 3. Dezember soll das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen schärfen.

Die Herausforderungen, vor welchen behinderte Menschen Tag für Tag stehen, betreffen auch die Welt des Sports. Themen wie Barrierefreiheit, Diskriminierung und eingeschränkte Teilhabe am Sport sind im Jahr 2020 weiter reale Probleme, mit denen Menschen mit Behinderung alltäglich konfrontiert sind. Dass hier Handlungsbedarf besteht, verdeutlichen auch die Zahlen: Laut zweitem Teilhabebericht der Bundesregierung treiben in Deutschland 46 Prozent der Menschen mit Behinderung keinen Sport – bei Menschen ohne Behinderung sind es lediglich 28 Prozent.

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist gerade 2020 ein besonders herausforderndes Jahr. So gab es nicht nur in Einrichtungen wie z.B.Werkstätten erhebliche Einschränkungen. Auch die meisten Veranstaltungen, die sonst im Laufe des Jahres stattfinden, wie etwa Sport- und Trainingskurse, Wettkämpfe und Meisterschaften, Feierlichkeiten und Preisverleihungen sowie sonstige Vereinsaktivitäten, die gerade für Menschen mit Behinderung auch im Hinblick auf das soziale Miteinander eine große Rolle spielen, mussten Corona-bedingt immer wieder verschoben bzw. ganz abgesagt werden.

Der Deutsche Rollstuhl-Sportverband kämpft seit seinem Bestehen aktiv für die Gleichstellung und sportliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung und dafür, Barrieren abzubauen – auch in den Köpfen. Den internationalen Jahrestag der Menschen für Behinderung möchten wir zum Anlass nehmen, um an dieser Stelle noch einmal im Detail auf das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-BRK), explizit auf das Recht auf sportliche Teilhabe, hinzuweisen.

Im Artikel 30 „Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport“ unter Punkt 5 heißt es:

[…] (5) Mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilnahme an Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten zu ermöglichen, treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen,
a) um Menschen mit Behinderungen zu ermutigen, so umfassend wie möglich an breitensportlichen Aktivitäten auf allen Ebenen teilzunehmen, und ihre Teilnahme zu fördern;
b) um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit haben, behinderungsspezifische Sport- und Erholungsaktivitäten zu organisieren, zu entwickeln und an solchen teilzunehmen, und zu diesem Zweck die Bereitstellung eines geeigneten Angebots an Anleitung, Training und Ressourcen auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen zu fördern;
c) um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu Sport-, Erholungs- und Tourismusstätten haben;
d) um sicherzustellen, dass Kinder mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern an Spiel-, Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten teilnehmen können, einschließlich im schulischen Bereich;
e) um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu Dienstleistungen der Organisatoren von Erholungs-, Tourismus-, Freizeit- und Sportaktivitäten haben. […]“

Erklärte Ziele des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes sind daher, mehr Menschen mit Behinderung zum Sporttreiben zu bewegen sowie Vereine und Übungsleiter*innen zu ermutigen, mehr wohnortnahe Sportangebote für Menschen mit Behinderung zu schaffen – gerne auch inklusiv, gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung. Solche Angebote sind in Deutschland längst nicht flächendeckend vorhanden. „Wir möchten alle Sportvereine in Deutschland ermutigen, ihre vielfältigen Angebote auch Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Eine fehlende Rampe vorm Vereinsheim oder nicht barrierefreie Sanitärbereiche in Sportstätten dürfen einfach kein Ausschlusskriterium mehr darstellen. Diesem entgegenzuwirken ist nicht nur Aufgabe von Politik und Verbänden, auch die Gesellschaft kann durch mehr Empathie für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen aktiv dazu beitragen, gleichberechtigten und gemeinsamen Sport in Deutschland möglich zu machen,“ erklärt Ulf Mehrens, Vorsitzender des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes.

Zur Umsetzung und somit zu einer größeren sportlichen Teilhabe beitragen soll auch das neue Handbuch Behindertensport das der Deutsche Behindertensportverband (DBS) jüngst herausgegeben hat. Das Handbuch Behindertensport soll aufzeigen, wie verschiedene Sportarten von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ausgeübt werden können und welche Anpassungen bzw. praktischen Hilfsmittel dafür benötigt werden. Weitere Infos zum neuen Handbuch Behindertensport finden Sie HIER.