Neue Rennformate kommen gut an

Die 10. Deutschen Parakanu-Meisterschaften in Hamburg waren der letzte Test unter Wettkampfbedingungen für die Parakanu-Paralympics-Mannschaft. „Die ersten drei Plätze wurden von Nationalmannschaftsfahrerinnen belegt“, sagte ein sichtlich zufriedener Bundestrainer nach dem Verfolgungsrennen der Parakanuten.

„Das zeigt, dass wir mit dem Formaufbau auf dem richtigen Weg sind“, resümiert André Brendel. Denn nach den Meisterschaften geht es am Dienstag gleich weiter ins Paralympics-Trainingslager am Fluss Naka in Tokoshima und anschließend zu den Parakanu-Wettkämpfen vom 2. bis 4. September auf dem Sea Forest Waterway in Tokio. Beim Verfolgungsrennen, das auf Initiative des Bundestrainers ins Programm der Deutschen Meisterschaften aufgenommen worden war, starten die Paddler aller Startklassen und Bootsklassen hintereinander in vorher berechneten Zeitabständen. Wer dann nach 200 m als erster die Ziellinie überquert, ist der Gesamtsieger. Als Startmodus gilt: Die Langsamsten aus der Vl 1 beginnen, als letztes ist die Startklasse Kl 3 an der Reihe. An der Regattastreckke Allermöhe konnte sich Edina Müller (Hamburger KC) als Schnellste behaupten vor Katharina Bauernschmidt (WSV Niederrhein Duisburg) und Felicia Laberer (SC Grünau Berlin). „Ich hätte nicht gedacht, dass ich den zweiten Platz erreiche.“ Sagte eine strahlende Katharina Bauernschmidt nach diesem Rennen. Edina Müller gewann noch den Einer in der Startklasse Kl 1 und wurde mit Marvin Stryga Dritte im Mix Zweier. Der Sieg im Verfolgungsrennen bedeutet gleichzeitig den Gewinn des Deutschland-Cups. Somit war die 38-jährige Rollstuhlfahrerin die erfolgreichste Parakanutin der diesjährigen DM; Müller wird in Tokio an ihren vierten Paralympics teilnehmen.

Der erfolgreichste männliche Teilnehmer mit drei Siegen war Ivo Kilian vom Halleschen KC 54. Er gewann sowohl im Kajak als auch im Va´a und im Va´a-Mix-Zweier. Der Hallesche KC 54 war zum wiederholten Mal der erfolgreichste Parakanu-Verein.

Neu im Programm der Deutschen Parakanu Meisterschaften, die wie immer zusammen mit den Deutschen Meisterschaften der Rennsportler ausgetragen wurden, war das Rennen der Offenen Startklasse. Hier können Menschen mit Einschränkungen im Parakanu-Rennboot an den Start gehen, die im System der Paralympischen Startklassen nicht klassifizierbar sind. Viktoria Tippelt, KRV Hof, war bis vor einigen Jahren aktive Rennsportlerin. Durch den Verlust ihrer Sehfähigkeit ist ihr das nicht mehr möglich gewesen. Sie sieht nur noch 20%. Umso mehr freute sie sich, in Hamburg starten zu können. Als Unterstützung wurde in ihrer Bahn eine Bojenreihe mit neongelben Überzügen versehen. „ Ich bin immer noch Rennsportlerin, sehe halt die Strecke nicht mehr. Vor diesem Rennen war ich so aufgeregt wie eh und je.“ Sagte sie nach ihrem Sieg. Sie gewann vor Stephanie Gebhardt vom Faltbootclub Hof. Diese war bereits bei den Weltspielen von Special Olympics sehr erfolgreich gewesen mit dem Gewinn von zwei Silbermedaillen bei den Spielen in Athen. Auch ihr war anzusehen, wie stolz sie war, bei den Parakanuten starten zu dürfen. Auf der gleichen Veranstaltung wie ihre Schwester Melanie, die sie bisher nur als Zuschauerin begleitet hat.

Volker Reichel, Ressortleiter Parakanu im Deutschen Kanuverband, zeigte sich im Anschluss an die Rennen ebenfalls zufrieden mit den gezeigten Leistungen und der Durchführung: „Die Organisatoren dieser Meisterschaft haben wirklich eine gute Veranstaltung auf die Beine gestellt, trotz aller Einschränkungen und Vorgaben.“

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TIPP: Die Livestreams von allen drei Wettbewerbstagen können im Nachgang der DM weiterhin aufgerufen werden: Kanu-DM.de

Text: Christel Schlisio / DKV
Fotos: © Christel Schlisio / DKV