Siebenstündiger Sportunterricht in Hannover – Eindrücke eines Teilnehmers
Am 1. April stand Rollstuhlsport auf dem Lehrgangsplan in der Akademie des Sports in Hannover. Auch wenn es anfangs nicht so aussah, dass der Termin (DRS-Kurs Nr. 22008) gehalten werden konnte, schaffte es die gelernte Sportwissenschaftlerin Simone Zimmermann trotz kurzfristig krankheitsbedingt ausgefallenen DRS-Referenten die Teilnehmenden erfolgreich durch den Lehrgang zu führen. 14 Personen waren aus dem Bundesgebiet angereist von Hamburg und Bremen im Norden bis hin zu NRW über Hessen nach Thüringen und Sachsen. Was diesen Übungsleiterlehrgang noch bemerkenswert machte, war die auffallende Heterogenität dieser Gruppe, denn es gesellten sich Haupt- und Ehrenamtler zusammen, genauso wie Verbands- und Vereinsmitarbeiter und Rollstuhlsportinteressierte mit und ohne Lizenz.
Nachdem die Schulungsrunde vollzählig versammelt war, stimmte Simone Zimmermann die Anwesenden mit einem mehrminütigen Trailer sogleich auf den bevorstehenden Rollstuhlsporttag ein: Actionsport in all seinen Facetten war dort zu sehen und vorwiegend junge Protagonisten zeigten ihr Können zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Neben diesen athletisch sehr anspruchsvollen vorwiegend Individualsportarten, zeigte der Film auch Sequenzen von bekannten Mannschaftssportarten und Ballsportarten. Es ging weniger um die Frage wozu man sich körperlich in der Lage sieht, als vielmehr um die breite Palette an Rollstuhlsportmöglichkeiten die grundsätzlich erst einmal kennengelernt werden wollen, um seine ganz eigene Lieblingsportart herauszufinden, so seinem Bewegungsdrang mit Freu(n)de(n) nachzukommen und hier und da seine Grenzen auszutesten und bestenfalls zu erweitern. Natürlich bedarf es hierfür niederschwelliger Sport- und Bewegungsangebote, in denen Breitensportaspekte und nicht der Leistungssportgedanke im Vordergrund stehen.
Nach der theoretischen Einführung im Seminarraum ging es sodann in die Sporthalle zum Praxisschwerpunkt dieser Schulung: Wie man mittels einer angepassten Sitzposition den Rollstuhl besser unter Kontrolle bringt und es schafft, die Vorderräder anzukippen – wichtig bei der Alltagshürdenbewältigung – vielleicht sogar zu balancieren, darum ging es in der ersten Hälfte. Dazu gehörte die Vermittlung der richtigen Oberkörperhaltung bis zur Griffposition beim Fahren und Stoppen des Rollstuhls im Vorwärts- wie im Rückwärtsgang. Auch das bewusst eingesetzte Drehen und Wenden brachte den einen oder anderen ins Schwitzen. Die einstündige Mittagspause pünktlich um 12 Uhr kam vielen daher sehr gelegen. Frisch gestärkt ging es dann in den abschließenden zweiten Praxisteil: Hier war »Hasche« als Grundspielform angesagt. In zahlreichen Variationen von Bewegungs- und Fangspielen brachte Simone es fertig, die Teilnehmenden mit ihren unterschiedlichsten Voraussetzungen in eine homogene Truppe zu überführen, in der der Geübte dem vermeintlich Schwächeren unter die Arme griff und der manuell fahrende Rollstuhlnutzer dem elektrisch fahrenden spielerisch mit einbinden konnte.
Ein gelegentlich sich wiederholender Rollentausch mit sich wechselnd einstellenden Perspektiven ist ein schönes Fazit dieses Schulungstages und ein Aufruf an alle, sich daran zu beteiligen.
Ein besonderer Dank geht an Rolf Lang (DRS-Klinikbeauftragter Lichtenau e.V.), der extra mit seinem Transporter anreiste und so für ausreichend Aktivrollstühle sorgte, sowie Martin Kluck (Landestrainer Rollstuhlbasketball beim BSN e.V.) für die über ihn bereitgestellten Sportrollstühle und nicht zuletzt an die Lehrgangsleiterin Simone Zimmermann (Vizepräsidentin Behindertensport SBV e.V.) für Ihre kurzfristige Bereitschaft, das Seminar vertretungsweise zu übernehmen.
MEHR: Infos zum weiteren DRS-Lehrangebot gibt es auf www.rollstuhlsport.de/aus-und-fortbildung.
Text: Alexander Groth/DRS
Fotos: © DRS