„Die Teamchemie stimmt wunderbar“
Am Freitag startet für die deutschen Junioren die U23-Rollstuhlbasketball-Weltmeisterschaft im thailändischen Phuket, die am 16. September mit dem Finale endet. Nationaltrainer Peter Richarz ist sicher, dass sein Team eine gute Rolle spielen kann und sieht sich eher mit einem Luxusproblem konfrontiert.
Wer momentan die Instagram-Storys der deutschen U23-Rollstuhlbasketballer sieht, könnte denken, dass alle gemeinsam Urlaub machen – doch das Gegenteil ist der Fall. Bereits eine Woche vor dem ersten deutschen Spiel bei der U23-Weltmeisterschaft ist das Team in Phuket in Thailand angekommen. „Ungewöhnlich lange“ findet das Nationaltrainer Peter Richarz: „Aber die Jungs mussten klassifiziert werden und so können wir uns an das Klima gewöhnen. Summa summarum ist das hier die perfekte Umgebung, man kann sich nur wohlfühlen – die Unterbringung, aber auch das vielseitige Essen. Heute ist es Gott sei Dank aber losgegangen – und wir konnten direkt feststellen, dass wir gut mitkämpfen können“, sagte Richarz am Mittwochabend thailändischer Zeit.
Gemeinsam hatten die Deutschen das erste Gruppenspiel zwischen Israel und Australien geschaut, das die Israelis 51:44 gewonnen hatten. Australien war dem deutschen Team vorher unbekannt, die starken Israelis hatte das Team Germany im vergangenen Jahr auf dem Weg zum Vize-Titel bei der U22-EM im Halbfinale klar geschlagen, Ende Juni in Tel Aviv bei einem Drei-Länder-Turnier aber zwei Mal knapp verloren. „Das waren zwei Power-Teams, die viel Gas geben, Druck und Geschwindigkeit machen“, sagt Richarz und fügt hinzu: „Ich denke, dass wir in unserem Pool B eine Chance haben, uns eine gute Ausgangsposition für das Viertelfinale zu erarbeiten.“ Dass die Jungs das draufhaben, bestätigt auch Co-Trainer Gü Mayer: „Wir schauen, dass wir uns in der Gruppe weit oben einsortieren, um den Mitfavoriten im Viertelfinale aus dem Weg zu gehen.“
„Wir sind erfahren und flexibel genug“
Um den Medaillentraum leben zu können, wird eine gute Platzierung in der Gruppe B vonnöten sein. Los geht es am Freitag gegen Team USA (13.30 Uhr deutscher Zeit), am Samstag folgt Israel (4.30 Uhr), am Sonntag Südafrika (11.15 Uhr), am Montag Australien (13.30 Uhr) und am Dienstag Thailand (6.45 Uhr). Die ebenfalls unbekannten Gastgeber wird das deutsche Team nach der Eröffnungszeremonie in ihrem Auftaktspiel beobachten können. Den Gegner Südafrika konnte das deutsche Team Mitte August in der Türkei klar besiegen. Bleibt das „Überraschungspaket“ USA, die Richarz als Team noch nicht sehen konnte und lediglich auf Videomaterial von einigen Spielern zurückgreifen kann, die auf dem College spielen. Ein Problem ist das für Richarz aber nicht, dass er teilweise nur wenig über die Gegner weiß. Vielmehr vertraut er der Stärke seines Teams. „Wir sind erfahren und flexibel genug, um darauf reagieren zu können.“
Zehn Spieler holten 2021 U22-EM-Silber
Zehn von elf Spielern waren bereits beim Vize-EM-Titel 2021 dabei, lediglich der junge Maximilian Lammering ist neu im Kader. Schmerzhaft ist dabei das Fehlen von Luc Weilandt, der sich den Fuß gebrochen hat und daher leider in Absprache mit Teamärztin Dr. Petra Michel-Leutheuser nicht mit nach Thailand reisen konnte. Ansonsten stellt Hannover United mit vier Spielern (Alexander Budde, Tobias Hell, Sören Seebold, Luis Conrad) die größte Abordnung, je zwei Spieler kommen von den RBC Köln 99ers (Alexander Keiser, Thomas Reier) und dem BBC Münsterland (Julian & Maximilian Lammering). Dazu Paul Jachmich, der künftig statt in Köln in Hamburg scoren will und Lukas Gloßner und Bastian Kolb, die von den RBB Iguanas München zu Bidaideak Bilbao und Iberconsa Amfiv Vigo nach Spanien gewechselt sind. Zum Staff zählen neben Head Coach Richarz, Assistant Coach Mayer und Teamärztin Michel-Leutheuser auch Techniker Wolfgang Böhme, Manager Karim Drews und Physiotherapeut Uwe Geiselmann.
„Die Stimmung im Team ist super, so langsam kommt ein bisschen Spannung auf“, sagt Richarz, der sich in diesem Jahr mit einem Novum konfrontiert sieht: „Es ist nicht nur so, dass die Teamchemie wunderbar stimmt, sondern auch die Line-Ups. Wir haben eine so tiefe Bank, dass ich mit meinem Co-Trainer Gü Mayer übereinstimme, fast ein Luxus-Problem zu haben, mit welcher Line-Up wir anfangen. Die sind so dicht beieinander und trotz der Konkurrenz haben die Jungs total viel Spaß – on und off court.“
Dass sie das auch aufs Feld bringen, konnten sie am Mittwoch erstmals andeuten: In einem spontanen Testspiel gegen Japan stand nach drei gespielten Vierteln +8 auf dem Scoreboard, für mehr reichte die Trainingszeit nicht. Richarz wollte den Spielstand nicht überbewerten, sagt aber: „Da haben die Jungs direkt gegen einen starken Gegner unsere Ansprüche deutlich machen können.“
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Text/Foto/Grafiken: © Team Germany Rollstuhlbasketball