Mit gutem Gefühl zur Weltmeisterschaft
Von Tokio nach Tokio: In Japans Hauptstadt finden knapp ein Jahr nach den Paralympics die Para Badminton-Weltmeisterschaften statt. Die ursprünglich für 2021 geplanten und aufgrund der Corona-Pandemie verschobenen Titelkämpfe werden vom 1. bis 6. November ausgetragen. Für das sechsköpfige deutsche Team ist es die erste internationale Meisterschaft nach den Paralympischen Spielen. Bundestrainer Christopher Skrzeba liebäugelt mit einer Medaille.
Der letzte Härtetest ist geschafft. Mit dem abschließenden Lehrgang am Para Badminton-Stützpunkt in Hannover ist für die deutsche Mannschaft die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften abgeschlossen. „Wir haben an den fünf Tagen nochmal richtig Gas gegeben, und ich muss sagen: Es haben alle im Team noch einmal eine Schippe drauflegen können gegenüber den vergangenen Wochen“, sagt Skrzeba, der der Reise nach Tokio mit Vorfreude entgegenblickt.
Sein Team habe gut trainiert und die neuen Herausforderungen angenommen, die sich im Zuge der neuen Kaderkriterien für die Athtlet*innen stellen. Denn eine gute Weltranglisten-Platzierung allein reicht nicht mehr. Ein gutes Abschneiden bei Großereignissen wie einer WM und die generelle sportliche Perspektive ist mit Blick auf den Kaderstatus wichtiger denn je geworden. „Das wertet unseren Sport und die Titelkämpfe noch mehr auf, bedeutet für die Athletinnen und Athleten allerdings mehr Druck und Stress, topfit bei einer WM antreten zu müssen“, betont Skrzeba. „Ich war ehrlich gesagt skeptisch, aber wenn ich die Entwicklung im Team sehe, dann fliege ich mit einem guten Gefühl nach Tokio. Ich glaube, der Druck war zwingend nötig, um die letzten Kräfte zu mobilisieren und die letzte Ernsthaftigkeit zu bekommen, die es braucht, um den Leistungssport zu betreiben.“
Deutschland ist mit einem sechsköpfigen Aufgebot in Japan vertreten. Im Einzel der Herren der Klasse SL4 starten Marcel Adam und Tim Haller. Adam hatte im Juni beim Weltranglisten-Turnier im kanadischen Ottawa ein Ausrufezeichen gesetzt und den Turniersieg gefeiert. Beim „4-Nations-Turnier“ in Dublin zog er wieder ins Finale ein, musste sich dort jedoch deutlich dem Weltranglistenersten Lucas Mazur aus Frankreich geschlagen geben. Bundestrainer Skrzeba traut Adam auch in Tokio eine vordere Platzierung zu. Gleiches gilt für das Mixed-Duo Katrin Seibert und Jan-Niklas Pott. „An einem guten Tag kann es weit nach vorne gehen“, sagt der 36-Jährige, „aber das hängt neben der Tagesform auch von der Auslosung ab.“
Im Zuge der Corona-Pandemie waren die starken und favorisierten Asiaten bei internationalen Wettkämpfen zuletzt seltener zu sehen. Die Chinesen starteten gar nicht und nehmen auch in Tokio nicht teil. Dadurch habe sich die Weltrangliste ein wenig verschoben und das Leistungsbild etwas verzerrt. Einige der Top-Sportler*innen, die man auf den Podiums-Plätzen im weltweiten Klassement erwarten würde, liegen dadurch auf den hinteren Rängen. „Die können einem somit schon früh in der Vorrunde oder frühen K.o.-Runde zugelost werden“, erklärt Skrzeba. „Man hat dann vielleicht Pech, auf jemanden zu treffen, gegen den man eigentlich erst im Halbfinale spielen müsste und nicht schon im Achtelfinale.“
Zahlreiche Sportler*innen aus mehr als 30 Nationen starten in den insgesamt verschiedenen 22 Disziplinen. Gespielt wird in Dreier- oder Vierer-Gruppen, anschließend folgen ab dem Achtelfinale die K.o.-Spiele. In den Rollstuhl-Wettbewerben treten Rick Hellmann (WH2) und Thomas Wandschneider (WH1) jeweils im Einzel und gemeinsam im Herren-Doppel an. Insbesondere dem Duo rechnet Skrzeba gute Chancen aus, das mit dem Turniersieg Anfang des Jahres in Spanien bereits aufhorchen ließ und danach noch zwei weitere Male ein Finale erreichte – zuletzt beim Turnier in Dublin. „Ich wäre zufrieden, wenn wir eine Medaille bei dieser Weltmeisterschaft mit nach Hause bringen würden“, gibt der Coach sein Ziel aus und hofft darauf, dass seine Mannschaft ihre guten letzten Eindrücke bestätigt. „Dann können wir mit Sicherheit sogar für die eine oder andere Überraschung sorgen.“ Nicht am Start ist Nils Böning, der die Qualifikation für die WM knapp verpasste. Das Regelwerk sieht vor, dass drei Starter einer Nation in einer Klasse teilnehmen dürfen, wenn sie zu den besten 16 Athlet*innen der Weltrangliste gehören. Der 23-Jährige hat es als 17. nicht geschafft.
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Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier
Foto: © Mika Volkmann / DBS