WM-Medaillenjagd und ein deutsches Duell

Die Einzel-Wettbewerbe bei der Para Tischtennis-WM im spanischen Granada (6. bis 12. November) gehen in die heiße Phase: Valentin Baus (WK 5) gewinnt furios das Halbfinale und steht im Finale. Drei weitere Deutsche stehen bereits im Halbfinale und haben ebenfalls eine Medaille sicher. In der Wettkampfklasse 3 der Männer kommt es zum internen Duell.

Aus den acht Tischtennisboxen der Granada City Sports Hall sind sechs geworden. Nach den Doppel- und Mixed-Wettbewerben, bei denen das deutsche Nationalteam einen kompletten Medaillensatz gewonnen hat, hat die Medaillenjagd im Einzel begonnen. Zum Hexenkessel wurde die Halle bislang zwar allenfalls bei Spielen mit spanischer Beteiligung, doch die Rahmenbedingungen sind einer WM mehr als würdig.

Der Weltranglistenerste Valentin Baus (WK 5) steht im Finale dieser Weltmeisterschaften. Der Düsseldorfer bezwang zunächst den Argentinier Romero (3:0) im Viertelfinale und rang dann den Weltranglistendritten, Cheng aus Taipeh, in fünf Sätzen nieder. Baus drehte dabei einen 6:9-Rückstand im Entscheidungssatz. Aus dem deutschen Nationalteam haben sich zudem Sandra Mikolaschek (WK 4), Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle (beide WK 3) qualifiziert. Am Donnerstagnachmittag kommt es zum deutschen Duell: Schmidberger und Brüchle, die bei den Paralympics in Tokio noch gemeinsam Silber im Team gewonnen haben, treten gegeneinander um den Einzug ins Finale an. Schmidberger ist derzeit Weltranglistenerster, Brüchle liegt auf Rang drei.

Sandra Mikolaschek gewann ihr Achtelfinale gegen die Australierin Di Toro glatt mit 3:0. Im Viertelfinale setzte sie sich gegen die Französin Flora Vautier durch. Spät am Mittwochabend startete die Partie, in der beide fokussiert agierten – mit dem besseren Ende für Mikolaschek, die durch das 3:0 ins Halbfinale eingezogen ist und dort auf die Serbin Matic trifft.

Jana Spegel (WK 1) bestreitet ihr zweites Gruppenspiel gegen die Israelin Chagit Brill und hofft trotz Auftaktniederlage gegen die Finnin Tapola (0:3) auf ein Weiterkommen. Außerdem starten am Donnerstag weitere deutsche Athlet*innen: Juliane Wolf (WK 8) trifft im Achtelfinale auf die Indonesierin Suwarti. Marlene Reeg (WK 10) spielt gegen die Weltranglistenzweite Australierin Yang. Deutschlands jüngstes Teammitglied, Mio Lukas Wagner (15) trifft in der Wettkampfklasse 10 im Achtelfinale auf den Silbermedaillengewinner von Tokio, Mateo Boheas (Frankreich). Für andere Spieler*innen hingegen sind die Weltmeisterschaften bereits vorzeitig beendet.

Die WM-Runde startet in den allermeisten Klassen bereits im K.o.-Systems. Aus diesem Grund wog das Los für Thomas Rau (WK 6) besonders schwer. Gleich im Achtelfinale traf er auf keinen Geringeren als den Paralympicssieger von Tokio, Ian Seidenfeld (USA). Für Rau war dies eine Aufgabe, die der Spieler des RBS Solingen nicht lösen konnte. Dass die Niederlage mit 0:3 deutlich ausfiel, lag auch daran, dass Rau aufgrund eines Infekts nicht in Bestform an den Tisch gehen konnte.

Auch Raus Zimmerkollege und Doppel-Partner Björn Schnake (WK 7) ist im Achtelfinale ausgeschieden. Schnake lieferte sich ein spannendes Fünfsatz-Match mit seinem französischen Kontrahenten, Stephane Messi, Paralympicssieger von 2004. Bis zum Aufeinandertreffen in Granada hatten die beiden sich bereits viermal duelliert – mit ausgeglichener Bilanz. Lange Ballwechsel prägten das Spiel. Trotz einer starken Leistung mit guten Offensivaktionen reichte es für den 50-jährigen Hildesheimer beim 2:3 (8:11, 12:10, 9:11, 11:7, 6:11) aber nicht zum Sieg.

Für Stephanie Grebe (WK6) ist die WM ebenfalls beendet. In der ersten Runde hatte sie sich noch souverän mit 3:0 gegen Farttoosi aus dem Irak durchgesetzt. Im Viertelfinale gegen die starke Polin Marszal musste die Berlinerin sich allerdings im entscheidenden fünften Satz mit 6:11 geschlagen geben und ihrer Gegnerin zum Einzug ins Halbfinale gratulieren.

Die 19-jährige Tiziana Oliv (WK 7) sammelte Erfahrung und Wettkampfpraxis bei ihrer ersten WM-Teilnahme. Im Achtelfinale musste sie gegen die Spanierin González über fünf Sätze gehen – und bezwang die Spanierin mit 3:2. Doch gegen die Südkoreanerin Kim gelang das Kunststück im Viertelfinale nicht. Mit 1:3 (11:9, 8:11, 7:11, 8:11) endete das Duell. „Ich konnte hier viel Erfahrung sammeln und freue mich auf weitere Turniere. Ich weiß jetzt, woran ich noch arbeiten muss. Viel hat nicht gefehlt“, sagte Oliv. Im Achtelfinale der Wettkampfklasse 9 traf Lena Kramm auf die Inderin Ravi. Knapp konnte sich die favorisierte Deutsche den ersten Satz sichern. Die Inderin aber steigerte sich von Punkt zu Punkt und drehte das Match auf ein 3:1 zu ihren Gunsten.

Insgesamt sind 315 Einzel angesetzt, 183 in den Stehplatz-Kategorien, 132 in den Rollstuhl-Kategorien. Die WM endet am Sonntag (12. November).

>>> zum Auftakt: Deutsche Duos holen kompletten Medaillensatz
>>> weitere Informationen rund um die Para Tischtennis-WM in Granada gibt es auf der Webseite des internationalen Verbandes: ITTF.com

>>> zum Tischtennis beim DRS + zum Tischtennis beim DBS

Das deutsche Aufgebot für die Para Tischtennis-WM:

Valentin Baus (26 / Borussia Düsseldorf / Bochum), Thomas Brüchle (46 / Tischtennis Frickenhausen / Lindau), Stephanie Grebe (34 / PSC Berlin / Berlin), Lena Kramm (25 / BSV München / Pfaffenhofen), Sandra Mikolaschek (25 / Borussia Düsseldorf / Eisleben), Tiziana Oliv (19 / TTC Elgershausen / Kassel), Thomas Rau (38 / RBS Solingen / Neustadt in Holstein), Marlene Reeg (22 / TTG Büßfeld / Erbach im Odenwald), Thomas Schmidberger (30 / Borussia Düsseldorf / Zwiesel), Björn Schnake (50 / TSV Thiede / Hildesheim), Jana Spegel (19 / SRH Campus Sports Heidelberg / Stuttgart), Mio Lukas Wagner (15 / Krummesser SV / Lübeck), Juliane Wolf (34 / TSF Heuchelheim / Eisenhüttenstadt)

Text: Jessica Balleer / DBS
Foto „Valentin Baus“: © Hannes Doesseler / DBS