Paralympics-Held*innen räumen die Titel ab

Anna-Lena Forster und Marco Maier, beide aus dem Wintersport kommend, sowie die Para Ruder*innen im Mixed-Vierer mit Steuerfrau haben bei der diesjährigen Wahl die meisten Stimmen auf sich vereinigen können. Der DBS-Nachwuchspreis geht an Linn Kazmaier, während Ute Schinkitz den erstmals verliehenen Trainer*innenpreis gewinnt. In der Team-Wertung schafften es weitere Rollstuhlsportler auf’s Podium: Sandra Mikolaschek & Thomas Brüchle (Tischtennis) auf Rang 2 und Rick Hellmann & Thomas Wandschneider (Badminton) auf Platz 3.

Erhebend war die Atmosphäre bei der wichtigsten Preisverleihung im deutschen Para Sport: Unter dem tosenden Applaus der rund 300 geladenen Gäste haben die Para Sportler*innen des Jahres 2022 ihre Auszeichnungen entgegengenommen. Nachdem der Deutsche Behindertensportverband (DBS) den Festakt in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der Corona-Pandemie hatte ausfallen lassen und die Ehrung digital vornehmen müssen, bot die Düsseldorfer Rheinterrasse nun zum inzwischen dritten Mal den perfekten Rahmen für den Gala-Abend. Im Jahr der Winterspiele in Peking haben vor allem die Paralympics-Held*innen aufgetrumpft und die Titel abgeräumt.

Als Para Sportlerin des Jahres 2022 ließ sich Monoskifahrerin Anna-Lena Forster feiern, während bei den Männern Marco Maier (Para Ski nordisch) über die Auszeichnung jubelte. Zum Para Team des Jahres wurde der Mixed-Vierer mit Steuerfrau (Jan Helmich, Susanne Lackner, Marc Lembeck, Kathrin Marchand, Inga Thöne) im Para Rudern gewählt. Der DBS-Nachwuchspreis ging an einen aufgehenden Stern der Winter-Paralympics: die inzwischen 16-jährige Linn Kazmaier. Knapp 7.000 Stimmen wurden bei der diesjährigen Online-Wahl der Para Sportler*innen des Jahres abgegeben. Zusätzlich flossen die Wertungen eines neunköpfigen Expert*innengremiums zu gleichen Teilen ins Ergebnis mit ein.

Das Para Sport-Jahr 2022 war gespickt mit vielen Highlights: Bei den Winterspielen in Peking hat das Team Deutschland Paralympics mit 19 Medaillen und 19 Platzierungen auf den Rängen vier bis acht alle Erwartungen übertroffen. Zudem gab es auch bei zahlreichen Welt- und Europameisterschaften neue Rekorde, persönliche Bestleistungen und Gänsehautmomente. Auch das war Thema bei der Preisverleihung, als Moderatorin Anke Feller auf der Bühne die Gäste Mahmut Özdemir, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat, Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes NRW, sowie Britta Zur, Dezernentin für Sport und Bürgerservice der Stadt Düsseldorf, zu einer lebhaften Talkrunde begrüßte.

In seiner Begrüßung zog DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher eine positive Jahresbilanz: „Gerade in diesen düsteren Zeiten werden die Erfolge des Team Deutschland Paralympics zu Lichtblicken. Unsere Athletinnen und Athleten verbreiten Hoffnung und Zuversicht, sie inspirieren Menschen – sowohl mit ihren faszinierenden Leistungen als auch mit ihren Lebensgeschichten. Der Para Sport verkörpert viel von dem, was sich viele zurückwünschen. Wir verkörpern Emotionen, Leidenschaft und Lebensfreude. Wir sind authentisch, bunt und vielfältig. Wir leben Respekt und Fairness. Wir sind bodenständig – und können trotzdem begeistern“, rief Beucher den Anwesenden in der Düsseldorfer Rheinterrasse zu und forderte: „Der Para Sport ist ein unschätzbarer Mehrwert für unsere Gesellschaft. Deswegen sage ich voller Überzeugung: Wir sind sehenswert! Und die Paralympics gehören in die Prime Time, schon in Paris 2024!“

Der DBS-Präsident mahnte zudem an, dass es mehr Sportangebote für Menschen mit Behinderung geben muss. „Mit voller Überzeugung sage ich: Menschen mit Behinderung sind ein Gewinn für jeden Sportverein. Wir brauchen mehr Angebote und bessere Zugänge zu den Angeboten für unseren Nachwuchs, damit es viel mehr von diesen großartigen Leuchttürmen und Vorbildern gibt. Es gilt, Barrieren in den Köpfen abzubauen – und genau dafür benötigen wir Sichtbarkeit.“ Breite Sichtbarkeit schaffen vor allem die Medien. In diesem Zeichen stand die Vergabe des DBS-Ehrenpreises 2021, der mit einem Jahr Verspätung den Paralympics-Teams von ARD und ZDF für die Berichterstattung rund um die Spiele in Tokio überreicht wurde. Stellvertretend entgegengenommen haben die von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gestiftete Auszeichnung Axel Balkausky, ARD-Sportkoordinator, und der neue Sportchef im ZDF, Yorck Polus (weitere Informationen auf der DBS-Webseite).

Die geehrten Sportlerinnen und Sportler freuten sich über die Titel und mehr: Die Plätze eins bis drei der drei Hauptkategorien erhalten Prämien in Höhe von insgesamt 18.000 Euro von der Sparkassen-Finanzgruppe. Während die jeweiligen Sieger*innen 3.000 Euro erhalten, bekommen die Zweit- und Drittplatzierten jeweils 2.000 bzw. 1.000 Euro. Über die gleichen Preisgelder, die mit 6.000 Euro von der Allianz stammen, freuen sich auch die drei besten Nachwuchsathlet*innen. Die Trophäen der Hauptkategorien werden gestiftet von Toyota. Stifter des erstmals vergebenen Trainer*innenpreises ist Deloitte, die Prämie in Höhe von 2.000 Euro zugunsten des von Ute Schinkitz gewählten Projekts Anfängerschwimmen für Kinder mit Handicap wird von der Sparkassen-Finanzgruppe zur Verfügung gestellt.

„Als Deutscher Behindertensportverband bedanken wir uns bei der Sportstadt Düsseldorf und der Landesregierung Nordrhein-Westfalens sowie bei allen Partnern und Sponsoren, die die Ehrung der Para Sportler*innen auch in diesem Jahr erneut ermöglicht haben. Herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung“, betont DBS-Generalsekretär Stefan Kiefer und fügt an: „Es war eine wunderbare Zusammenkunft der deutschen Para Sport-Familie und eine schöne Ehrung, die wir künftig stetig aufwerten wollen.“

Para Sportlerin: Anna-Lena Forster (27, BRSV Radolfzell, Para Ski alpin)

Seit knapp zehn Jahren in der Weltspitze: Anna-Lena Forster blickt auf ein schier unglaubliches Jahr 2022 zurück. Sie gewann bei den Weltmeisterschaften in Lillehammer in fünf Rennen vier Goldmedaillen und führte diese Erfolgsserie mit vier Mal Edelmetall in fünf Rennen bei den Paralympics fort. In Peking fuhr die 27-Jährige sowohl in der Super-Kombination als auch im Slalom auf den ersten Rang und sicherte sich im Super-G und in der Abfahrt jeweils Silber. Das Podium komplettieren Linn Kazmaier mit Guide Florian Baumann auf Rang zwei und Leonie Walter auf dem dritten Platz – und damit zwei weitere Wintersport-Asse. Walter jubelte mit ihrem Guide Pirmin Strecker bei ihren ersten Paralympischen Spielen über vier Medaillen – darunter über ein sensationelles Gold im Para Biathlon. Auf den Plätzen vier und fünf folgen die Para Radsportlerinnen Annika Zeyen und Maike Hausberger als Doppel-Weltmeisterinnen und Gesamtweltcupsiegerinnen ihrer Klassen.

  1. Anna-Lena Forster (Para Ski alpin / 37,38 %)
  2. Linn Kazmaier (Para Ski nordisch / 22,22 %)
  3. Leonie Walter (Para Ski nordisch / 16,54 %)
  4. Annika Zeyen (Para Radsport / 14,87 %)
  5. Maike Hausberger (Para Radsport / 8,99 %)

Para Sportler: Marco Maier (22, SV Kirchzarten, Para Ski nordisch)

Der vierte Streich für Maier: Er hätte wohl selbst kaum damit gerechnet, wie gut dieses Jahr für ihn laufen würde. Doch Marco Maier hat eine großartige Saison hingelegt. Mit seinem ersten Weltcupsieg überhaupt ging es für den 22-Jährigen los. Bei seiner Paralympics-Premiere in Peking überzeugte der Shootingstar dann auf Anhieb und behauptete sich trotz starker Konkurrenz in der Weltspitze. Zwei Silbermedaillen sprangen am Ende heraus, die der Allrounder über die Sprintdistanz im Para Langlauf sowie beim Para Biathlonrennen über sechs Kilometer erkämpft hatte. Die vierte große Auszeichnung in diesem Jahr ist nun der Titel Para Sportler des Jahres. Hinter Maier folgt Vorjahressieger Valentin Baus. Der 26-jährige Para Tischtennisspieler von Borussia Düsseldorf hat sich seinen ganz eigenen „Grand Slam“ des Tischtennis geholt: Baus ist amtierender Europameister, Weltmeister, Paralympics-Sieger, Weltranglistenerster – und darüber hinaus seit 2019 im Einzel ungeschlagen. Auf Rang drei landet Weltrekordsammler Taliso Engel. Der sehbehinderte Schwimmer aus Nürnberg ist ebenfalls aktueller Titelträger bei Paralympics, WM und EM und wurde 2022 zum zweiten Mal Weltmeister. Dahinter rangieren mit Para Radsport-Dauerbrenner Michael Teuber und Para Tischtennis-Weltmeister Thomas Schmidberger (Para Tischtennis) zwei weitere Ausnahmeathleten.

  1. Marco Maier (Para Ski nordisch / 32,13 %)
  2. Valentin Baus (Para Tischtennis / 24,88 %)
  3. Taliso Engel (Para Schwimmen / 19,48 %)
  4. Michael Teuber (Para Radsport / 12,54 %)
  5. Thomas Schmidberger (Para Tischtennis / 10,96 %)

Para Team: Mixed-Vierer mit Steuerfrau im Para Rudern: Jan Helmich (24, Ruderclub Hansa von 1898), Susanne Lackner (44, Mannheimer RV Amicitia), Marc Lembeck (33, RTHC Bayer 04 Leverkusen), Kathrin Marchand (32, RTHC Bayer 04 Leverkusen), Inga Thöne (Steuerfrau, 30, Ulmer Ruderclub Donau e.V.)

In Rekordzeit zusammengewachsen: Die Ausgangslage war nicht wirklich gut. Kurzfristige Ausfälle galt es für den Mixed-Vierer mit Steuerfrau im Para Rudern zu kompensieren. Bei den European Championships überquerte das Team auf der Olympia Regattabahn in München die Ziellinie auf Platz drei. Noch besser lief es bei den Weltmeisterschaften, als der Mixed-Vierer sensationell zu Silber ruderte. Ebenso bemerkenswert ist die stetige Verbesserung der Rennzeit – eine hervorragende Entwicklung in dieser Saison, die für die Zukunft auf weitere Erfolge hoffen lässt. Das Para Team des Jahres beweist, was mit Mannschaftsgeist und Fleiß zu schaffen ist. Das gilt auch für das Para Tischtennis-Duo Thomas Brüchle und Sandra Mikolaschek. Beim ersten gemeinsamen Mixed-Doppel bei einer WM gelang es dem Duo im spanischen Granada, die Goldmedaille zu gewinnen. Platz drei belegen die Para Badminton-Spieler Rick Hellmann und Thomas Wandschneider. Das Rollstuhl-Doppel brachte aus Tokio beim ersten gemeinsamen Auftritt bei einem großen Turnier sensationell WM-Gold mit nach Hause.

  1. Mixed-Vierer mit Steuerfrau (Para Rudern / 35,97 %)
  2. Mixed-Doppel Brüchle & Mikolaschek (Para Tischtennis / 32,52 %)
  3. Doppel Hellmann & Wandschneider (Para Badminton / 31,52 %)

Para Nachwuchssportler*in: Linn Kazmaier (16, SZ Römerstein, Para-Ski-nordisch)

Wieder steht sie ganz oben: Erst 16 Jahre alt ist die neue Titelträgerin des DBS-Nachwuchspreises. Bei ihrer Paralympics-Premiere schaffte es Linn Kazmaier mit ihrem Guide Florian Baumann gleich fünfmal auf das Podest. Die mit damals 15 Jahren jüngste Athletin des Team Deutschland Paralympics freute sich in Peking zunächst über dreimal Silber (Para Biathlon 6 km & 12,5 km und Para Langlauf 15 km) und einmal Bronze im Para Langlauf Sprint. Zum Abschluss setzte die Teenagerin aus Oberlenningen bei Stuttgart noch einen drauf und kürte sich zur Paralympics-Siegerin im Para Langlauf über 10 km. Auf Platz zwei hat es die ebenfalls überaus erfolgreiche Mannschaftskollegin Leonie Walter mit Guide Pirmin Stecker geschafft. Auch der Drittplatzierte wird das zurückliegende Sportjahr so schnell nicht vergessen: Dreiradfahrer Maximilian Jäger (22) wurde Europameister und kehrte als Vize-Weltmeister im Zeitfahren und mit WM-Bronze im Straßenrennen aus Kanada zurück.

  1. Linn Kazmaier mit Florian Baumann (Para Ski nordisch / 39,33 %)
  2. Leonie Walter mit Pirmin Stecker (Para Ski nordisch / 33,69 %)
  3. Maximilian Jäger (Para Radsport / 26,97 %)Trainerin des Jahres: Ute Schinkitz (Bundestrainerin Para Schwimm-Team

Mit Fleiß, Akribie und Leidenschaft: Ute Schinkitz hat die deutschen Para Schwimmer*innen als Bundestrainerin seit 2008 zu zahlreichen Erfolgen geführt – so auch in diesem Jahr. Bei der WM auf Madeira holte ihr Team nicht nur 14 Medaillen, zudem qualifizierten sich alle elf deutschen Teammitglieder für die Endläufe. Die Bilanz in der Ära Schinkitz ist beeindruckend: Insgesamt 276 Medaillen bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Paralympischen Spielen sammelten Athlet*innen in den vergangenen 14 Erfolgsjahren ihrer Tätigkeit. Bereits lange vor 2008 hat sie Inklusion gelebt und war Trainerin einer olympischen Trainingsgruppe um Steve Theloke, zu der auch die kleinwüchsige Para Schwimmerin Maria Götze zählte. Die Preisträgerin des Jahres 2022 ist über ihre Trainertätigkeit hinaus seit 2017 Vorsitzende der Trainerkommission.

Besonderer Dank gebührt den Stiftern der Preise und Prämien:

    • Toyota als Stifter der Preise der drei Hauptkategorien
    • Sparkassen-Finanzgruppe als Stifter der Prämien der drei Hauptkategorien und des Trainer*innenpreises
    • Allianz als Stifter des Preises und der Prämien des Nachwuchspreises
    • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung als Stifter des Ehrenpreises
    • Deloitte als Stifter des Trainer*innenpreises

    >>> mehr auf: www.teamdeutschland-paralympics.de/wahl.

    Text: DBS
    Foto: © Ralf Kuckuck / DBS