Mitterdorf, wie jedes Jahr! – Ein Erfahrungsbericht

Kann man Faschingsferien überhaupt anders verbringen? Frägt man die siebzehnjährige Pia, bekommt man keine Antwort – reden kann sie nicht. Aber mit ihrer Mama Biski fahren wie der Blitz, das geht beim jährlichen DRS-Faschingsskikurs im  Skizentrum Mitterdorf im Bayerischen Wald famos.

Nun mal der Reihe nach:

Wir schreiben das Jahr 2015, Pias Mama ist auf der Suche nach einem Skigebiet mit schönem Kinderland für die dreijährigen Zwillingsgeschwister von Pia. Mitterdorf wirbt – nicht nur für eine Kinderland – Skifahren mit Handicap steht da auf der Website. Monoski-Fahrer kennt man aus dem Fernsehen, Biski – noch nie gehört! Einige YouTube-Videos später der Anruf bei Stefan Deuschl. Kann Pia zum Kurs kommen, obwohl sie auf den Rollstuhl angewiesen, geistig behindert ist und keinerlei Auffassungsgabe für Pistenregeln hat? Stefans Antwort, die unser Verständnis von Winterurlaub mit Handicap revolutionieren sollte: „Skifahren kann jeder!“

Also heißt es auch 2023 für uns: Am Faschingssamstag Auto packen und auf geht´s in den schönen Bayerischen Wald! Im Witiko Hof angekommen trifft man sich zur Geräteanprobe bei Stefan und Guido im Keller. Diesmal hilft auch Jochen mit, nachdem er im vergangenen Jahr den Begleiter-Schein gemacht hat. Im Biskikurs lauter alte Bekannte: Stefan mit Silvia, Verena mit Irene, Denis mit Chris und Alex und natürlich die Bantelmanns. Bei den Monos kennen wir die Hälfte der Teilnehmer: Leonie, Olga und Stefan, neu sind Benjamin, Fabian und Marcel. Da herrscht allseits große Wiedersehensfreude und die Neuen werden schnell integriert! Als weitere Skilehrer sind Inge, Christian und Marcus dabei.

Weniger erfreulich ist der Wetterbericht. Sonntag Regen, der Rest der Woche warm. Aber die erfahrenen Mitterdorf-Fahrer kennen ihr Skigebiet und sind optimistisch. Sieht man vom Gipfel des Almberges in der Umgebung nur Grün, dann ist das dem Schnee dort egal. Er bleibt einfach, damit wir Ski fahren können. Und so ist es auch dieses Jahr. Also geht es bei Nieselregen um 9 Uhr im Gerät am Sonntagmorgen in einer Biski- und drei Monoski-Gruppen auf den Berg. Mittags sind alle nass und beschließen den Nachmittag lieber in Schwimmbad und Sauna zu verbringen. Dort ist es zwar noch nässer, dafür aber warm.

Den Rest der Woche ist uns die Wettergöttin hold, kein Regen, oft Nebel der sich am Nachmittag lichtet und der Schnee fährt sich besser als erwartet. Wir fahren den Wetterverhältnissen angepasst, glauben wir … bis plötzlich Leonie im dichten Nebel vor uns auftaucht. Wir weichen aus, nehmen aber Leonie den Schwung. Die Überlegung, ob man auch langsam Biskifahren könnte, verwerfen wir schon bei der nächsten Abfahrt. Langsam geht nur beim Menschenslalom. Da bleiben wir beim Herumfahren um die Biski-plus-Begleiter-Stangen fast stehen, damit Pia abklatschen kann. Danach geht es zur Sesselliftabfahrt. Die ist oft zu eisig für uns Biskifahrer, aber dieses Jahr ist der Schnee weicher und wir nutzen die Gelegenheit für die längere und steilere Abfahrt, um danach gemütlich im Sessellift wieder zum Gipfel des Almberges zu schweben. Immer wieder ein Highlight ist die Wellenbahn. Da fahren wir einzeln, Stereo nebeneinander oder bewundern unsere Monos beim Durchfahren.

Überhaupt die Monoskifahrer, die haben wir ja im Nebel kaum gesehen. Aber als sich am Nachmittag des zweiten Tages selbiger lichtet, trauen wir unseren Augen nicht, als wir sie vom Lift aus beobachten. Olga und Stefan sind schnell wieder aus unserem Blickfeld verschwunden, haben aber noch Zeit uns zuzuwinken, bevor sie gekonnt zum nächsten Schwung ansetzen. Die anderen fahren noch etwas langsamer, aber sicher und mit viel Spaß, so dass im Laufe der Woche fast alle ihren Haltebügel für den Begleitfahrer abgeben. Die Erfolge werden sogar von TV Niederbayern gefilmt. Für die Aufnahmen zeigt sich Mitterdorf ausnahmsweise sonnig und mit blauem Himmel. Eine Nebenfahrt hätte im Fernsehen schließlich nicht gut ausgesehen.

So vergehen die Tage. Die Abende im Hotel werden genutzt, um sowohl im Schwimmbad, als auch im Bierstüberl die Pistenerlebnisse des Tages durchzugehen. Olga organisiert für die Kinder eine Faschingsparty, die auch die Erwachsenen mitreißt. Die Stefans mutieren zu langhaarigen, anmutigen Steffis, Chris hat auf einmal ein Hähnchen auf dem Kopf, was ihm den Spitznamen Crispy Chicken einbringt. Der Zusammenhalt und der Spaß sind großartig.

Und viel zu schnell ist der Tag des Abschlussrennens da. Zwei Durchgänge, möglichst zeitgleich, dann steht man ganz oben auf dem Treppchen. Gestartet wird in vier Klassen Biski, Monoski (Jugend), Monoski (Erwachsene) und Stehend, für die Geschwisterkinder. Spannung liegt in der Luft, vor allem die Kinder sind aufgeregt. Stefan und Guido stecken wie immer den Kurs und nach einem Probedurchlauf fahren alle konzentriert ihr Rennen. Am Abend nach der Geräterückgabe erfolgt die Siegerehrung. In allen Klassen gibt es Gewinner … alle haben Medaillen gewonnen und neue Freunde und viel Erfahrung und viel Spaß … Ja und einen Erstplatzierten gibt es natürlich auch in jeder Klasse, aber im Vordergrund steht der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles!“

Pia und Begleitfahrerin Nina

Fotos: © Privat

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>>> Allgemeines zum Wintersport beim DRS: Rollstuhlsport.de/Wintersport

>>> Konkretes über Skikurse für Menschen mit Behinderung auf: Monoskikurs.de + Monoskisport.de