Erfolgreicher Turnierauftakt in Fulda

Nach dreijähriger Pandemie-Zwangspause hat die Fuldaer Non-Profit Organisation sport grenzenlos am vergangenen Samstag für eine erfolgreiche Neuauflage des Deutschlandpokal Fulda gesorgt. Rund 30 Rollstuhltischtennis-SpielerInnen schlugen bei der vierten Auflage der inklusiven und barrierefreien Veranstaltung in der Pilgerzeller Florenberghalle auf. Organisator und Paralympicssieger Holger Nikelis empfand es als „ein Privileg und eine große Freude“, die Auftaktveranstaltung der fünfteiligen Turnierserie ausgerichtet zu haben.

Geschafft aber glücklich zeigte sich Nikelis nach der geglückten Neuauflage des Deutschlandpokal Fulda am Samstag in der barrierefreien Florenberghalle der Gemeinde Künzell – unweit von Fulda: „Ich freue mich und empfinde es als Privileg, dass wir die Auftaktveranstaltung der Serie durchführen durften.“ Künzell war die erste von fünf Stationen (Dresden, Köln, Bad Blamkenburg, Lobbach) der Turnierserie, die 2023 erstmals seit der Pandemie wieder komplett ausgetragen werden kann. Nikelis und sein Team richten ebenfalls das Event in Dresden am 10. Juni aus.

Die Fuldaer Non-Profit Organisation sport grenzenlos mit Sitz in Eichenzell hatte bereits von 2017 bis 2019 gemeinsam mit dem Tischtennisverein TTG Margretenhaun-Künzell für eine erfolgreiche Durchführung des Events in Fulda gesorgt. Sport grenzenlos baut mit ihrer Arbeit und zahlreichen Veranstaltungen seit Jahren Vorurteile und Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung ab und sensibilisiert die Öffentlichkeit, in dem die Organisation barrierefreien und inklusiven Sport fordert und fördert.

Nikelis: „War klar, dass wir das Event in Fulda wieder ausrichten“

„Es war daher klar, dass wir das Event in Fulda wieder aufgreifen, sobald es Corona zulässt. Wir haben hier 2017 etwas Tolles gestartet und haben während der Zwangspause weiter am Konzept arbeiten können. Dank guter Unterstützung aus der Wirtschaft, der Region und natürlich der Gemeinde Künzell konnten wir dies erfolgreich umsetzen.“

Die Organisation, so Nikelis, sei auch dank zahlreicher Helfer der TTG Margretenhaun-Künzell um deren Vorsitzenden Matthias Müller sehr gut gelaufen. „Matthias Müller, seine ganze Familie und viele aus dem Verein helfen jedes Mal und unkompliziert. Dafür sind wir sehr dankbar“, erklärte Nikelis.

Matthias Müller: „Eine große Tischtennisfamilie“

Müller freute sich trotz der drei Jahre Zwangspause über „viele bekannte Gesichter“. Es sei sehr beeindruckend, wie jeder Einzelne mit seinem Handicap umgeht. „Es ist eine große Tischtennisfamilie, egal ob im Rollstuhl oder im Stehen gespielt wird und ich freue mich, dass wir das Event in der Mitte Deutschlands ausrichten durften und viele Teilnehmer es angenommen haben.“

Erstmals, so Nikelis, habe zudem der TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell seine barrierefreien Tische zur Unterstützung bereitgestellt. Zudem half der Tischtennisverein KSV Niesig mit weiteren Umrandungen.
Der Aufbau der Spielboxen gefiel auch der Siegerin der N-Klasse für Neueinsteiger, Elisa Bayer von der RSG Koblenz: „Die Organisation war einwandfrei und es war super viel Platz, sodass das Spielen sehr gut geklappt hat“, sagte Bayer. Eigentlich habe sie nur Erfahrungen sammeln wollen: „So richtig spiele ich erst seit einem Jahr, aber umso schöner, dass es hier so gut gelaufen ist.“

TeilnehmerInnen freuen sich über große Spielboxen und Matchpraxis

Das Spielsystem der Deutschlandpokal-Serie, erklärte Nikelis, sei in vier Leistungsklassen extra so ausgelegt, dass sich jeder angesprochen fühlt – vom Neueinsteiger bis zum absoluten Leistungssportler. „Die erste Station des Deutschlandpokals ist für viele Teilnehmer unglaublich wichtig. Gerade am Anfang als Neuling oder generell im Breitensport gibt es nicht zu viele barrierefreien und inklusive Optionen, sich zu messen und Matchpraxis zu sammeln“, erklärte Nikelis.

Deshalb reiste auch Marielle Boers extra aus den Niederlanden an: „Bei uns gibt es zwar viele Turniere, aber da spielen wir bei den Stehenden mit. Wir haben kaum Möglichkeiten, uns gegen Rollstuhlspieler zu messen. Und ich möchte gerne mehr Erfahrung sammeln, da die Spielsysteme der Gegner alle unterschiedlich sind“, sagte Boers, die zudem für den Rollstuhlclub Köln auf Punktejagd geht.

Paralympicsteilnehmer Kober gewinnt die A-Klasse

Noch mehr den Leistungssportgedanken im Blick hatte der bekannteste Teilnehmer, Dietmar Kober vom RSV Bayreuth, der die A-Klasse ungeschlagen für sich entschied und dabei mit sehenswerten Ballwechseln an seine Klasse erinnerte. Der mehrfache Paralympicsteilnehmer ist mehrmaliger Deutscher Meister und hat auch die Gesamtwertung des Deutschlandpokals schon gewonnen.

Auch das Bayreuther Urgestein lobte die professionelle Organisation von sport grenzenlos und sagte: „Es war eine sehr gute Vorbereitung für die Deutschen Meisterschaften, bei denen ich Ende April im Einzel, Doppel und Mixed starten werde. Es war daher eine gute Standortbestimmung und sehr gutes Training.“

Innenminister Beuth voll des Lobes

Unterstützung und ein Sonderlob gab es unterdessen durch das Land Hessen von Innen- und Sportminister Peter Beuth: „Sport ist besonders gut geeignet, um das gegenseitige Verständnis von Menschen mit und ohne Behinderung zu stärken sowie Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Mit der Ausrichtung eines Turniers im Rollstuhl-Tischtennis fördern Sie die Inklusion und den Sport für Menschen mit Behinderung in der Region“, erklärte Beuth, der sich freute, dass eine Unterstützung gewährleistet werden konnte.

Nikelis ergänzte: „Die Unterstützung durch das Land Hessen hat uns sehr geholfen. Hinzu kommen viele Partner wie unser Hauptsponsor Hubtex und die Gemeinde Künzell, die auch finanziell unterstützt und uns die Location günstiger zur Verfügung gestellt hat.“

Künzells Bürgermeister Zentgraf arbeitet an barrierefreier Kreissporthalle

Er sei sehr erfreut gewesen, als Nikelis ihn angerufen und von dem Neustart berichtet habe, erklärte Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf: „Da haben wir im Gemeindevorstand zeitnah die entsprechenden Fördermittel bereitgestellt, um zu unterstützen“, sagte Zentgraf, der selbst einen Bruder mit einem Handicap hat. „Daher finde ich solche Veranstaltungen, alleine schon aus familiären Gründen, immens wichtig.“

Es sei einfach toll, dass sport grenzenlos Barrieren und Vorurteile abbaue. „Wir haben es uns als Gemeinde zur Aufgabe gemacht, solche Projekte zu unterstützen und haben mit der Florenberghalle in Pilgerzell eine Stätte, die barrierefreien Sport ermöglicht. Dass das bald auch in der Kreissporthalle Künzell möglich sein wird, daran arbeiten wir.“

Dank gilt lokalen Sponsoren

Nikelis bedankte sich zudem bei weiteren Partnern, zu denen das Hotel Platzhirsch in Fulda sowie die in der Gemeinde Künzell ansässigen Unternehmen der Edeka-Markt Hahner, das Schuhhaus Zentgraf und die Lagereinrichtung Stauraum 365 gehörten.

„Alle Unterstützer haben zu einer erfolgreichen Ausrichtung beigetragen. Die Serie des Deutschlandpokals existiert bereits seit mehr als 40 Jahren und wir wollen auch in den kommenden Jahren in der Region Fulda, als sehr zentralen Austragungsortort, unseren Teil dazu beitragen, dass das Event ein Erfolg bleibt. Wir haben für unsere Veranstaltung von den TeilnehmerInnen viel positives Feedback erhalten und wollen, dass das so bleibt“, resümierte Nikelis.

Hintergrund Deutschlandpokal-Serie:
Die Deutschlandpokal-Serie ist eine bundesweite Veranstaltung im Rollstuhl-Tischtennis, die sich an Sportler aus dem In- und Ausland richtet – vom Anfänger bis zum Spitzensportler. Die Serie umfasst in der Saison 2023 fünf Austragungsorte:

  • 11. März – Fulda
  • 10. Juni – Dresden
  • 26. August -Köln
  • 7. Oktober – Bad Blankenburg
  • 11. November – Lobbach

Pro Veranstaltung nehmen durchschnittlich rund 50 Aktive teil. Gespielt wird in den Leistungsklassen A (Nationalspieler und Sportler aus der 1. und 2. Bundesliga), B (leistungsorientierte Breitensportler bis zur Regionalliga), C (Nachwuchs-, Hobby- und Breitensportler) und N (Anfänger, die nicht länger als zwei Jahre im Verein spielen).

Die einzelnen Turnierergebnisse fließen in eine Gesamtwertung ein, aus der sich am Ende der Saison der Gesamtsieger der jeweiligen Klasse ergibt.

>>> weitere Informationen zum Tischtennis beim DRS: Rollstuhltischtennis.de

Bildhinweise:

Titel: Die Florenberghalle Pilgerzell in Aktion
Galerie Bild 1: Finale der A-Klasse zwischen Dietmar Kober/RSV Bayreuth (vorne) und Wolf Meissner/RSV Bayreuth
2: Künzells Bürgermeister und Schirmherr Timo Zentgraf (rechts) und Organisator Holger Nikelis begrüßen die TeilnehmerInnen
3: Siegerehrung A-Klasse (v.l.n.r.: Wolf Meissner/RSV Bayreuth, Dietmar Kober/RSV Bayreuth, Christian Reuter/RSG Koblenz)
4: Siegerehrung B-Klasse: (v.l.n.r.: Ilias Emmanouil/Rollstuhlclub Köln, Fabian Giemsa/TTV Bernburg 08, Andreas Kreyßig/RSV Bayreuth)
5: Siegerehrung C-Klasse (v.l.n.r.: Rico Hänel/SGV Dresden, Susanne Münch-Fischer/BSG Duisburg-Buchholz, Robert Hering/RSC Frankfurt)
6: Siegerehrung N-Klasse (v.l.n.r.: Bernhard Kommander/Rollstuhlclub Köln, Elisa Bayer/RSG Koblenz, Marielle Boers/Rollstuhlclub Köln) 

Text / Fotos: © sport grenzenlos