13 Mal aufs Podest in Maniago

Erfolgreicher erster Härtetest: Das deutsche Para Radsport-Team hat sich beim Weltcup-Auftakt im italienischen Maniago mit überzeugenden Leistungen zurückgemeldet. Trotz herausfordernder Wetterverhältnisse und großer internationaler Konkurrenz gab es 13 Podest- und zahlreiche Top-Ten-Platzierungen. Es folgen in dieser Saison weitere Weltcups sowie Welt- und Europameisterschaften an attraktiven Orten.

Mit 24 Athlet*innen aus der Nationalmannschaft und sieben Independent-Fahrer*innen war Deutschland in Italien mit einem großen Aufgebot vertreten. Diese trafen auf Weltklasse-Sportler*innen aus weiteren 45 Nationen. Regnerisch und windig begann der Weltcup, doch das deutsche Team bewies, dass es auch unter schwierigen Bedingungen funktioniert – und sammelte neben vielen guten Platzierungen wichtige Punkte für die Paralympics-Qualifikation.

Dass Annika Zeyen in der Vorbereitung hart gearbeitet hat, zeigte die Handbikerin in der H3-Klasse gleich zwei Mal. Zeyen fuhr im Straßenrennen knapp hinter der Chinesin Huaxian Li ins Ziel und wurde Zweite. Zur Machtdemonstration geriet einmal mehr das Einzelzeitfahren, bei dem die Doppel-Weltmeisterin souverän mit mehr als 40 Sekunden Vorsprung vor der Chinesin gewann. Bei den Männern feierten Vico Merklein und Independent-Fahrer Johannes Herter einen Doppelsieg im Straßenrennen. Merklein hatte den Rennverlauf mitbestimmt und sich für den Zielsprint perfekt in Position gebracht. Im Zeitfahren blieben die deutschen Starter ohne Chance auf das Podest, Rang 17 hieß es für Merklein. „Beim verregneten Zeitfahren hat für mich einfach nichts gepasst. In der Vorbereitung habe ich aber das Vertrauen in meine Form wiedergefunden, so bin ich trotzdem zuversichtlich ins Straßenrennen gegangen. Am Ende stehen für mich der Weltcupsieg und die WM-Qualifikation – ich bin sehr zufrieden“, resümiert Merklein. In der Klasse H2 wurde Manuel Scheichl zweimal Achter. Bei den Frauen belegte Independent-Starterin Julia Dierkesmann (H4) Rang sieben im Straßenrennen und Rang fünf im Zeitfahren. Das Team Relay markierte den krönenden Abschluss: Das Handbike-Trio Zeyen, Merklein und Bernd Jeffré belohnte sich mit Bronze hinter den Teams aus Frankreich und Spanien.

Auch für Pierre Senska und Dauerbrenner Michael Teuber lief es in der C1-Klasse auf dem Zweirad rund: Im Straßenrennen sicherte Senska sich die Bronzemedaille, Teuber fuhr auf Rang fünf. Der 55-jährige Teuber bleibt aber im Einzelzeitfahren weiter das Maß der Dinge: Der amtierende Weltmeister holte sich auch den Weltcupsieg in Maniago mit starker Leistung. Senska wurde Sechster, Independent Jonathan Dertenkötter legte die achtschnellste Zeit hin. In der Klasse C3 fuhren Steffen Warias (4. Platz) und Independent Andreas Rudnicki (7.) unter die besten Zehn im Straßenrennen. Beim Einzelzeitfahren raste Matthias Schindler überraschend auf den zweiten Platz. Warias belegte Rang neun. Zudem gab es in der C4-Konkurrenz weitere Top-Ten-Plätze: Thomas Schäfer wurde Sechster im Einzelzeitfahren, Independent Tobias Vetter belegte Rang zehn. Im Straßenrennen landete Schäfer auf Rang neun und damit direkt hinter Fabian Döring. Kerstin Brachtendorf sicherte sich in der Klasse C5 den zweiten Platz im Einzelzeitfahren und fuhr im Straßenrennen auf Rang fünf.

Die deutschen Dreiradfahrer*innen (alle T2) bleiben Garanten für vorderste Platzierungen. Bei den Frauen landete Angelika Dreock-Käser mit den Plätzen zwei und drei in Zeitfahren und Straßenrennen zwei Mal auf dem Weltcup-Podest. Teamkollegin Jana Majunke wurde Zweite im Straßenrennen und Vierte im Zeitfahren. Maximilian Jäger fuhr im Straßenrennen nur knapp hinter seinem ärgsten Dauerrivalen Tim Celen aus Belgien ins Ziel. Im Einzelzeitfahren wurde Jäger Dritter. Der Kölner Benno Schmidt landete zweimal auf Platz fünf – und das trotz eines heftigen Sturzes im Straßenrennen. Die beiden Frauen-Tandems mit zwei bekannten Athletinnen, die im Winter im Para Ski nordisch aktiv sind, gingen im Rennen über 81,6 Kilometer an den Start. Johanna Recktenwald und Daniela Gaß belegten den fünften Rang, Leonie Walter und Adelheid Morath wurden Neunte.

„Wir haben den ersten Härtetest bestanden“, betont Bundestrainer Gregor Lang. Für den 43-Jährigen war es das Weltcup-Debüt in diesem Amt. „Die Leistung hat beim Großteil gestimmt, wir müssen aber jede und jeden individuell betrachten. Hinsichtlich der Qualifikation für die WM im August ist allen klar, wie wichtig die ersten beiden Weltcups sind.“ Das Gesamtfazit des Bundestrainers ist zugleich auch ein Blick nach vorn: „Klar ist: Du holst keine Medaille, wenn Du nicht absolut fit ist. Das internationale Niveau in den Klassen ist wahnsinnig hoch, das hat dieser Weltcup unterstrichen.“

Mit den Weltmeisterschaften steigt der Saisonhöhepunkt vom 5. bis 13. August 2023 in Glasgow (Schottland) im Rahmen eines inklusiven Radsport-Events mit Wettkämpfen von Athlet*innen mit und ohne Behinderung zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Anschließend folgt die EM in Rotterdam (16. bis 20. August) bei den European Para Championships. Doch zunächst geht es für das deutsche Para Radsport-Team bereits in knapp zwei Wochen weiter. Der zweite Weltcup macht Station im belgischen Ostende (4. bis 7. Mai 2023), ehe Ende Mai in Alabama (USA) die Entscheidungen im Gesamtweltcup fallen. Die deutschen Meisterschaften auf der Straße finden am 18. Juni in Rheinbach (NRW) statt – ehe anschließend der Fokus vollständig auf einen heißen Sommer mit WM und EM gerichtet ist

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Die deutschen Podestplatzierungen im Überblick:

Startklasse C1
Platz 1: Michael Teuber (Zeitfahren)
Platz 3: Pierre Senska (Straßenrennen)

Startklasse C3
Platz 2: Matthias Schindler (Zeitfahren)

Startklasse H3
Platz 1: Annika Zeyen (Zeitfahren), Vico Merklein (Straßenrennen)
Platz 2: Johannes Herter, Annika Zeyen (Straßenrennen)

Startklasse T2
Platz 2: Angelika Dreock-Käser (Zeitfahren), Jana Majunke (Straßenrennen), Maximilian Jäger (Straßenrennen)
Platz 3: Angelika Dreock-Käser (Straßenrennen), Maximilian Jäger (Zeitfahren)

Team Relay
Platz 3: Bernd Jeffré, Vico Merklein, Annika Zeyen

Text: Jessica Balleer / DBS
Foto: © Francesco Di Lorenzo