Menschen mit Querschnittlähmung machen in Berlin auf sich aufmerksam
Am 5. September wurde der Internationale Tag der Querschnittlähmung (SCI-Day) zum achten Mal begangen, diesmal unter dem Motto: „Access to SCI services – a life is less complicated.“ In diesem Jahr stellte der AOK-Bundesverband in Berlin Räumlichkeiten für die deutsche Veranstaltung zur Verfügung. Neben dem dort stattfindenen fachlichen Austausch gab es im benachbarten Monbijou Park eine öffentlichkeitswirksame Kundgebung.
Ziel des SCI-Day ist es, auf die besonderen Bedürfnisse querschnittgelähmter Menschen aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. Zu diesem Zweck hatten die vier bundesweiten Fach-, Selbsthilfe- und Sportverbände zu einer Bürgersprechstunde sowie zur Preisverleihung der Deutschen Stiftung Querschnittlähmung (DSQ) geladen. In einem Grußwort betonte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales, Frau Anette Kramme, die notwendige Integration von Menschen mit einer Querschnittlähmung in Gesellschaft und Beruf.
PD Dr. Rainer Abel, Direktor der Klinik für Querschnittgelähmte in Bayreuth, und Prof. Dr. Rüdiger Rupp, Leiter der Sektion Experimentelle Neurorehabilitation am Universitätsklinikum Heidelberg, stellten die Preisträger des diesjährigen DSQ-Preises vor. Der Preis für besonderes soziales Engagement ging stellvertretend für die vielen Helfer an den Malteser Hilfsdienst e.V. und Felix Schulte, Geschäftsführer der FGQ, für die Einrichtung eines Schutzhauses für Flüchtlinge mit Behinderungen nahe der polnisch-ukrainischen Grenze sowie die Versorgung von Menschen mit einer Querschnittlähmung in der Ukraine mit Hilfsgütern. Der Forschungsförderpreis ging an Frau Prof. Ursula Hofstötter und Herrn Prof. Dr. Karen Minassian von der Medizinischen Universität Wien, die seit vielen Jahren die neuronalen Grundlagen der Bewegungskontrolle des Gehens erforschen.
Kevin Schultes, Vorstandsvorsitzender der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland (FGQ), führte durch die anschließende Bürgersprechstunde zu den Themen ambulante medizinische Versorgung und Hilfsmittelversorgung. Die Bundestagsabgeordnete und Patientenbeauftragte der SPD-Fraktion, Frau Martina Stamm-Fibich, und Frau Dr. Marion Mack-Westerhaus, Leiterin des Fachbereichs Hilfsmittel des Medizinisches Dienstes (MD) Bayern, führten mit ihren Vorträgen in die Thematik ein und beantworteten anschließend gemeinsam mit der Leiterin der Abteilung Methodenbewertung und veranlasste Leistungen beim Gemeinsamen Bundesausschuss, Frau Dr. Edith Pfenning, die Fragen von zahlreichen Betroffenen und Mitarbeitern aus den spezialisierten Querschnittgelähmtenzentren in Deutschland. Nach der lebhaften Diskussion verabredete man, im weiteren Austausch zu bleiben.
Nach einem kleinen Imbiss machte man sich auf zu einer Kundgebung in den benachbarten Monbijou-Park bei der Fußgänger in Leihrollstühlen ihre Fahrkünste unter Beweis stellen konnten. Peter Richarz, vom DRS sorgte hierbei, dass die richtigen Rollstuhlfahrtechniken zum Einsatz kamen.
Über den SCI-Day
Internationale Tage sind ein wirksames Instrument, um die Öffentlichkeit und die Politik für bestimmte Themen zu sensibilisieren. Der weltweite Fachverband zum Thema Querschnittlähmung, die International Spinal Cord Injury Society (ISCoS), hat 2016 gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Internationalen Tag der Querschnittlähmung (SCI-Day) ins Leben gerufen. Dieser wird seitdem jährlich am 5. September begangen, um ein stärkeres Bewusstsein für die Belange von Menschen mit einer Querschnittlähmung zu schaffen. In Deutschland wird der Aktionstag von der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegiologie (DMGP), dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband e.V. (DRS), der Deutschen Stiftung Querschnittlähmung (DSQ) und der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten e.V. (FGQ) unterstützt.