Erstmals ITF-Turnier für Junioren in Deutschland

Für die Entwicklung des deutschen Rollstuhltennis-Sports war es ein wichtiger Schritt, den die Gold-Kraemer-Stiftung in diesem Jahr bei ihrer 14ten Auflage der Offenen Kölner Rollstuhltennis-Meisterschaften gegangen ist. Erstmals in Deutschland fand ein internationales Junior*innen-Turnier mit Weltranglistenwertung statt. Insgesamt gingen 16 Junior*innen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren an den Start.

Turnierdirektor und „Tennis für Alle“-Projektleiter Niklas Höfken konnte unter den Nachwuchssportler*innen auch zwei der derzeit weltbesten Nachwuchsspieler in Köln begrüßen: den 17jährigen Ivar van Rijt aus den Niederlanden, aktuell die Nr. 3, und den 16jährigen Weltrangliste-Zweiten Maximilian Taucher aus Österreich. Die Sportrivalen spielen auf internationalem Parkett häufig gegeneinander und verstehen sich auch abseits des Tennisplatzes sehr gut: „Es macht immer viel Spaß, gegen Maxi zu spielen. Aber heute war mein Tag“, strahlte der Niederländer, der sich im Finale gegen Taucher am Ende mit 7:6, 6:4 durchgesetzt hatte. Beide Spieler kamen gerade erst vom Junioren-Wettbewerb der US Open, einem der vier Grand Slams, bei denen auch Rollstuhltennis-Konkurrenzen ausgetragen werden, zurück nach Europa. „Ich spiele dieses Jahr meine letzten Juniorenturniere und wechsle dann zu den Erwachsenen“, erzählt van Rijt, der sich als bester Nachwuchsspieler seines Landes berechtigte Hoffnungen machen darf, bei den Paralympics in Los Angeles 2028 vielleicht dabei sein zu können.

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Diesen Traum hat auch die in der Weltrangliste an Nummer Sechs geführte Juniorin Luna Gryp aus Belgien. Die 15jährige zeigte auf der Tennisanlage des Marienburger Sport-Club eine sehr souveräne Vorstellung, die ihr den Sieg gegen ihre gleichaltrige Finalgegnerin Ailina Mosko aus Lettland bescherte. „Ich spiele seit fünf Jahren Rollstuhltennis und möchte im Leistungssport möglichst weit kommen“, unterstreicht das wohl erfolgversprechendste Talent Belgiens seine Ambitionen. Im Blick hat Luna Gryp nichts Geringeres als den Sieg bei den belgischen Juniorenmeisterschaften 2024, die Position 1 in der Weltrangliste der Juniorinnen und die nächsten Paralympics.

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Mit dem 11jähigen Matthew Knoesen aus England trat der jüngste Spieler des ITF-Turniers an. Durch eine Bein-Operation kam er vor eineinhalb Jahren eher widerwillig zum Rollstuhltennis, das ihm seine Eltern vorgeschlagen hatten. „Ich wollte erst gar nicht und habe dann sofort gemerkt, wie viel Spaß mir der Sport macht und welche Chancen sich mir dabei eröffnen“, berichtet der bereits auf Platz 18 der Weltrangliste geführte Junior, der in Köln bis ins Halbfinale kam.

Am Anfang seiner internationalen Karriere steht derzeit der 14jährige deutsche Nachwuchsspieler Timo Schmiesing, der sich sehr darüber freute, in Deutschland endlich auch gegen internationale Konkurrenz spielen zu können. „Für mich ist erst einmal wichtig, Erfahrung zu sammeln und meine Nervosität abzulegen. Ich habe hier leider nicht in mein Spiel gefunden, sondern dumme Dinge ausprobiert, die ich im Training gar nicht übe. Ich muss lernen, mich auf mein Spiel zu konzentrieren“, so Timo Schmiesing, der seit drei Jahren Tennis spielt. Mit dem Sport begonnen hatte er vor einigen Jahren bei den „Bunten Helden“, einem Nachwuchsprogramm der Gold-Kraemer-Stiftung, das sich an Kinder mit Behinderung richtet.

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Aus Sicht von Niklas Höfken, der seit einigen Jahren auch die Rolle des Bundestrainers für Rollstuhltennis innehat, sind dies die richtigen Schritte, deutsche Nachwuchstalente im eigenen Land mit der internationalen Konkurrenz antreten zu lassen. „Wir werden in den nächsten Jahren hoffentlich erleben, wie junge Spielerinnen und Spieler ihren Weg Richtung Weltspitze machen werden. Wichtig ist, dass wir langfristig die Strukturen dafür in Deutschland aufbauen.“

Dass sich Kontinuität auszahlt, erlebten die zahlreichen Gäste und Partner der parallel ausgetragenen Offenen Kölner Rollstuhltennis-Meisterschaften durch das starke Feld der Breitensportler*innen, die auch in diesem Jahr aus ganz Deutschland angetreten waren. Seit vielen Jahren tritt Betty Nowag aus Düsseldorf im Turnier an. Sie konnte das Damenfinale gegen Louisa Weller aus Leverkusen mit 6:3, 6:3 für sich entscheiden. Beide kommen zur persönlichen Weiterentwicklung ihres Tennisspiels wöchentlich ins Training des Tennis für Alle Projektes. Bei den Herren gewann Michael Mertel aus Nürnberg im spannenden Finale mit 6:4, 7:6 gegen Dominik Lust aus Schönebeck in Sachsen -Anhalt.

Das Kölner Traditionsturnier ist das älteste von inzwischen 12 Turnieren in Deutschland, die zum DTB-Race des Deutschen Tennis Bund gehören. „Durch diese Turnierserie sammeln die Spielerinnen und Spieler Ranglistenpunkte, mit denen sie sich für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren können. Das spornt ungemein an“, so Niklas Höfken, der das Konzept gemeinsam mit dem DTB entwickelt hat.

Insgesamt stand nicht nur das Sportliche an diesem Wochenende im Vordergrund. Mit dem Marienburger Sport-Club hat die Gold-Kraemer-Stiftung einen verlässlichen Partner an seiner Seite, der seit Jahren mit seiner komplett barrierefreien Anlage dem Breiten- und Leistungssport im Rollstuhltennis perfekte Rahmenbedingungen liefert. „Von Köln aus sind in den letzten 14 Jahren wegweisende Impulse in die deutsche Tennislandschaft ausgegangen, die dem Rollstuhltennis neue Wege ermöglicht haben. Die Community wächst stetig und die Qualität auf dem Platz mit ihr“, resümiert Höfken.

Text: Gold-Kraemer-Stiftung
Fotos: Stefan Brendahl