Dittmar verteidigt Einzel-Titel
Bei den 32. Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis in Leverkusen trafen am Wochenende in der Leistungssport-, Breitensport- und Quad-Klasse insgesamt 20 Sportler*innen aufeinander. Trotz der langen Turnier- und Trainingspause durch die Corona-Pandemie – auch die DM 2021 musste von Juni auf September verlegt werden – zeigten die Spieler*innen sehr gute sportliche Leistungen und viel Wettkampflust. So war auch der Bundestrainer für Rollstuhltennis und DTB Referent für Inklusion und Parasport, Niklas Höfken, äußerst zufrieden mit dem Turnier: „Unsere Breiten- und Leistungssportler*innen haben in den zurückliegenden Monaten viele Unsicherheiten und Unterbrechungen auf sich nehmen müssen. Dass sie trotzdem am Ball geblieben sind und hier dieses hohe Niveau zeigen, ist ein großer Erfolg.“
Die DM auf der barrierefreien Anlage des RTHC Bayer Leverkusen dominierte dieses Jahr in der Leistungssportklasse erneut der Sieger der letzten zwei Jahre, Toni Dittmar. Der für den Kölner TC Weiden antretende gebürtige Göttinger verteidigte gegen seinen Final-Kontrahenten und Nationalmannschafts-Kollegen Sven Hiller aus Berlin-Zehlendorf den Titel im Einzel klar mit 6:0 und 6:1 – und das trotz einer akuten Handgelenksverletzung.
Besonders heraus stach der erst 19-jährige Nachwuchsspieler Christoph Wilke aus Meerbeck bei Hannover, dem der Bundestrainer eine herausragende Entwicklung bescheinigt. Diese zeigte er vor allem im Doppelfinale, das er zusammen mit seiner Partnerin Bianca Osterer in einem hart umkämpften Match gegen die beiden Berliner Sven Hiller und Marcus Laudan knapp mit 6:7, 6:3 und 5:10 (Matchtiebreak) verlor. „Solche starken Matches zeigen, dass sich das nationale Rollstuhltennis in den letzten Jahren sehr gut entwickelt hat, auch weil sich unsere Turnierlandschaft in Deutschland zusehends professionalisiert“, resümiert Höfken. Hier verweist der Deutsche Tennis Bund auch auf das zusammen mit der Gold-Kraemer-Stiftung 2020 ins Leben gerufene „DTB Rollstuhltennis-Race“, eine nationale Turnierserie mit Ranglistenwertung für Breiten- und Nachwuchssport. Viele neue Talente empfehlen sich durch ihre Ergebnisse beim Race überdies langfristig auch für den internationalen Wettkampf.
Diesen hat auch der 29-jährige Felix Liecke aus Hildesheim im Blick, der erst vor anderthalb Jahren zum Rollstuhltennis kam. Bereits vor einer Woche bewies er sein Potenzial bei den 10. Offenen Kölner Rollstuhltennis-Meisterschaften und ging als Sieger im Einzel und Doppel vom Platz. Diese Leistungen konnte er bei der DM erneut abrufen und gewann auch in Leverkusen sein Einzel gegen Linda Wagemann aus Erlangen souverän mit 6:1 und 6:1 sowie das Doppel mit ihr gemeinsam gegen Alexander Subat aus Lahr und Wojcieck Sak aus Aschaffenburg mit 6:3 und 6:2. Auch wenn er gerne schon nächstes Jahr in den Leistungssport wechseln würde, weiß er, dass er seine Trainingsintensität und vor allem den nötigen Zeiteinsatz noch einmal stark anpassen muss. Derzeit trainiert er in seinem Heimatverein HTV Hildesheim einmal pro Woche und ein zweites Mal in der Tennisbase Hannover, einem von insgesamt vier DTB-Bundesstützpunkten.
Mit Bianca Osterer vom SV Alemannia Kamp ging ein bekanntes Gesicht des deutschen Rollstuhltennis bei der DM an den Start. Die ehemalige Weltranglisten-Vierzehnte (2013) konnte sich in der Quad-Klasse (Leistungsklasse für Spieler*innen mit zusätzlich körperlichen Einschränkungen der oberen Extremitäten) gegen Marcus Laudan in einem hart umkämpften Match auf Augenhöhe mit 6:3 und 7:6 durchsetzen. In der Quad-Klasse treten auch international Damen und Herren gegeneinander an.
Für den DTB sind die Deutschen Meisterschaften eine wichtige Bestandsaufnahme mit Blick auf den Nachwuchs-, Breiten- und Leistungssport. Dazu DTB Vizepräsidentin Dr. Eva-Maria Schneider: „Die Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis zeigen jährlich das Potenzial der Sportart in unserem Land. Wir wollen in den kommenden Jahren Rollstuhltennis noch mehr in die regionale Breite bringen. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit den DTB Landesverbänden und den Tennis-Vereinen vor Ort der Schlüssel zum Erfolg.“ In Kooperation mit der Gold-Kraemer-Stiftung als Initiatorin des Projektes „Tennis für Alle“ setzt der DTB darauf, mit gezielter Aufklärung, Fortbildung und regionalen Aktionstagen immer mehr Vereine, Trainer*innen und Spieler*innen für den inklusiven Tennissport zu gewinnen. „Von Inklusion im Tennis, von Trainings- und Wettkampfangeboten für Menschen mit Beeinträchtigung profitieren nicht nur die Sportler*innen, sondern das Vereinsleben insgesamt“, so Schneider.
Ergebnisse der 32. Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis 2021:
Sieger Leistungssport Herren:
Toni Dittmar (TC Weiden) im Finale 6:0 / 6:1 gegen Sven Hiller (Zehlendorfer Wespen)
Siegerin Leistungssport Quad:
Bianca Osterer (SV Alemannia Kamp) im Finale 6:3 / 7:6 gegen Marcus Laudan (Zehlendorfer Wespen)
Sieger Leistungssport Doppel:
Sven Hiller & Marcus Laudan (beide Zehlendorfer Wespen) im Finale 7:6 / 3:6 / 10:5 gegen Bianca Osterer (SV Alemannia Kamp) & Christoph Wilke (TC Meerbeck)
Sieger Breitensport Einzel:
Felix Liecke (HTV Hildesheim) im Finale 6:1/ 6:1 gegen Linda Wagemann (Turnerbund Erlangen)
Sieger*innen Breitensport Doppel:
Felix Liecke (HTV Hildesheim) & Linda Wagemann (Turnerbund Erlangen) im Finale 6:3 / 6:2 gegen Alexander Subat (TC Lahr) & Wojcieck Sak (Rollitennis e.V.)
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Text: © Gold-Kraemer-Stiftung
Foto: © Marc Hunold / Tennisverband Mittelrhein