„Das rollende Klassenzimmer in der Sporthalle Barakiel“ – Abschlussveranstaltung eines erfolgreichen Schulprojektes
Perspektivwechsel in der Sporthalle Barakiel in Hamburg-Alsterdorf: Am 29. September trafen sich mehr als 150 Teilnehmer*Innen zum gemeinsamen Sportunterricht der ganz besonderen Art: Einen ganzen Tag lang stand für die Kinder und Jugendlichen Rollstuhlsport in der barrierefreien Sporthalle auf dem Stundenplan.
Insgesamt sechs Jahre lang haben die sechs Projektpartner – der Deutsche Rollstuhl-Sportverband, die Stiftung Allianz für Kinder, der Verein Allianz für die Jugend, die Evangelische Stiftung Alsterdorf, der Hamburger Sportbund sowie der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Hamburg – unter der Schirmherrschaft der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen – Rollstuhl-Sporttage an Schulen, Fortbildungen „train the trainer“, Mobilitäts- und Fahrtechniktraining für Kinder sowie Rolli-Allianzsporttage angeboten.
Pünktlich um 9:00 Uhr am Mittwochmorgen begrüßte Peter Richarz vom Deutschen Rollstuhl-Sportverband e.V. die jungen wie älteren Schüler*innen von fünf verschiedenen Schulen sowie zwei Klassen mit Auszubildenden der Orthopädietechnik zum Aufwärmtraining. Nach dem Warm-up ging es rasant mit einem abwechslungsreichen Sportprogramm weiter: Insgesamt acht Mitmachaktionen brachten einen ersten Einblick in die Sportwelt von Rollstuhlfahrer*innen.
An der ersten Station, dem Schnellfahren, ging es um die persönliche Bestzeit. Maja Lindholm von den BG Baskets (Paralympicssiegerin und mehrfacher Europameisterin) stoppte die Zeit. Koordinativ anspruchsvoller wurde es beim Slalomfahren. Bei Andreas Karras vom Hamburger Sportbund (HSB) und Mamady Traore von den BG Baskets (U23 Nationalspieler in Frankreich) flogen die ersten aus der Kurve. Beim Zielwurf erforderten zwei unterschiedlich hohe Basketballkörbe Treffsicherheit. Beste Unterstützung erhielten die Schüler*innen von Kallum Stafford, der ebenfalls als Spieler bei den Rollstuhlbasketballern der BG Baskets auf Korbjagd geht. Leichte Koordinationsschwierigkeiten traten beim Dribbling auf: die Herausforderung war, den Sportrollstuhl und den Basketball zeitgleich unter Kontrolle zu bringen – hier zeigte Alireza Amadi, Spielertrainer der BG Baskets, wie es geht. Seilspringen ist bereits für so manche*n Fußgänger*in mit viel Geschicklichkeit verbunden – wie bewerkstelligt man das aber mit dem Rollstuhl? Mit Alex Bräuer (HSV Rollstuhlsport) an der Seite meisterten die Schüler*innen schließlich auch diese Hürde. Etwas ruhiger und vermeintlich einfacher sah das Boccia-Spiel aus; neben dem Ballgefühl waren hier Taktik und Teamfähigkeit gefragt. Betreut wurden die Schüler*innen dabei von Philip Opong, Rollstuhltrainer im BG Klinikum Hamburg, und Franca Rosiny (DRS). Welches Fahrgefühl sich tatsächlich einstellte, offenbarte schließlich der Rollstuhlparcours – bei erfolgreicher Teilnahme lockte hier der Rolli-Führerschein. Auch wenn gelegentlich ein Auge von Luc Weilandt (U23-Nationalspieler und Spieler der BG Baskets) und Samira Herzog (HSV Rollstuhlsport) zugedrückt werden musste, bekam jede*r am Ende ganz unbürokratisch das “offizielle” Dokument ausgehändigt.
Bei so viel anwesenden Lehrer*innen sollte natürlich auch der pädagogische Auftrag nicht zu kurz kommen: Ein Wissensquiz mit elf Fragen rund um das Thema “Sport mit Rollstuhl” galt es zu lösen. Die Antworten fanden die meisten in eigenständiger Recherche mit Hilfe der bereitgestellten Unterrichtsmaterialien sowie den Experten vor Ort.
Um den vorherrschenden Bewegungsdrang der Jungen und Mädchen Rechnung zu tragen, gab es zusätzlich einige spezielle Trainingseinheiten Basketball vom U23 Junioren Nationaltrainer Peter Richarz.
Nach einer kleinen Stärkungspause wurden auch die anwesenden Ehrengäste offiziell begrüßt: Die Hamburger Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, Ulrike Kloiber, Staatsrat für den Bereich Sport Christoph Holstein sowie der Gastgeber der ESA (Vorstand Evangelische Stiftung Alsterdorf), Thilo von Trott, freuten sich über das große Interesse der Hamburger Schüler*innen am Sport für Menschen mit Behinderung und tauschten sich vor Ort auch mit dem ebenfalls anwesenden HSV-Geschäftsführer Kumar Tschana zur Nachhaltigkeit des Erfolgsprojekts aus.
Für die Hamburger Rolli-Allianz waren Christina Göpfert (Evangelische Stiftung Alsterdorf), Nike Gutzmer (Allianz Versicherung), Andreas Karras (Hamburger Sportbund) und Tatjana Sieck (Deutscher Rollstuhl-Sportverband) vor Ort im Einsatz.
Ab 13:00 Uhr folgte dann der zweite Höhepunkt, das Rollstuhlbasketball-Turnier. Unter der Anleitung von erfahrenen Rollibasketballer*innen und internationalen Spieler*innen ging es im Spielmodus 3-gegen-3 um die Sportlerehre. Das Ergebnis wurde mit Urkunden festgehalten und den Teilnehmer*innen und großem Applaus überreicht.
Ein besonderer Dank geht natürlich an unsere zahlreichen ehrenamtlichen Helfer*innen, die Schüler*innen der Schule für Orthopädietechnik in Hamburg und die engagierte Sportlehrerin Bärbel Reichmann der Bugenhagenschule Alsterdorf sowie den Mitgliedern des Organisationsteams des DRS, die gemeinsam für den reibungslosen Ablauf sorgten.
Die Hamburger Rolli-Allianz sagt Danke an alle Partner und Unterstützer des Projektes und freut sich auf die kommenden Projekte, bei denen wieder viele junge Menschen mit ungewohnten Sporterfahrungen neue Erkenntnisse und sicherlich großen Spaß haben werden.
>>> Informationen zu bundesweit installierten Schulprojekten:
www.rollstuhlsport.de/schulprojekte
Text: Franca Rosiny / DRS
Fotos: © DRS