Wir trauern um Rennrollstuhlfahrer-Legende »Heini«

Tief traurig haben wir die Nachricht von seinem Tod erhalten. Mit Heinrich Köberle, liebevoll von allen nur Heini genannt, verlieren wir eine Persönlichkeit, die weit über ihr sportliches Wirkungsfeld hinaus gestrahlt hat.

Schon früh nach der Unfalldiagnose Querschnittlähmung, 1969, kam Heini über die medizinische Sporttherapie nach Stoke Mandeville, wo die paralympische Bewegung seinen Ursprung nahm. Anfangs noch in anderen Sportarten unterwegs kristallisierte es sich doch bald heraus, dass der Rollstuhlmarathon zu seiner Paradedisziplin werden sollte. Zusammen mit Weggefährten wie Errol Marklein gehörte er zu den Pionieren beim Einsatz von speziell konzipierten Rennrollstühlen. 1982 schließlich mit der ersten Teilnahme an einem Rollstuhlmarathon, in Berlin, fiel der Startschuss zu seiner beeindruckenden sportlichen Laufbahn, die ihn zu insgesamt fünf Paralympischen Spielen führen sollte: 1984 New York & Stoke Mandeville | 1988 Seoul | 1992 Barcelona |1996 Atlanta | 2000 Sydney. Sage und schreibe 14 paralympische Medaillen, darunter sieben goldene, brachte er mit nach Hause. Er war der erste paralympische Athlet, der als Tetraplegiker die Marathondistanz als Wettkampfdisziplin absolvierte und sein Berliner Rollstuhlmarathon-Weltrekord setzt bis heute innerhalb seiner Startklasse Maßstäbe.

Als Träger des Silbernen Lorbeerblattes übernimmt man als Sportler auch eine Vorbildfunktion. Diese Verantwortung hat Heini bereits vor der Verleihung, 1993, durch den Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker auf seine Fahnen geschrieben, um sie nach seiner aktiven Zeit mit Leben zu füllen. Gemeinsam als Übungsleitungsteam mit seiner Frau Gudrun Köberle hat er in mehr als zwei Jahrzehnten in unzähligen bundeweiten Schnellfahrer-Workshops und Lehrgängen zum einen erwachsene Sporttreibende als auch Kinder und Jugendliche mit dem Raser-Virus angesteckt und ihnen die Fertigkeiten vermittelt mit diesem Sportgerät schnell und sicher auf den Rennkurs zu gehen. Von den ersten Versuchen auf der Tartanbahn bis zur Teilnahme an nationalen Wettbewerben hat Heini junge Talente erkannt sie physisch und mental gecoacht bis sie stark genug wurden für Projekte wie »Go for Tokyo!« oder »Rio ruft!«, dessen formuliertes Ziel die Teilnahme an Paralympischen Spielen war. Alhassane Baldé, Marc Schuh, Denis Schmitz, Marcel Gerber (alias Leeroy Matata), Ronny Ziesmer, Merle Menje oder Jannes Günther stehen exemplarisch für all diejenigen, die Heinrich Köberle ein Stück weit auf ihrem Lebensweg als Ziehvater und Trainer persönlich begleiten durfte.

Als Menschenfänger konnte er mit seiner lebensbejahenden Art andere von der Kraft des Sportes überzeugen.

Wir vermissen dich, Heini!

Liebe Gudrun wir wünschen dir viel Kraft und Zuversicht für die kommende Zeit.

Das Team des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes e.V.

Titelfoto: © Stefan Brendahl
Bildergalerie: © DRS-Fotoarchiv

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